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Brennende Schuld

Brennende Schuld

Titel: Brennende Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Burkhard Driest
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ist. Dr. Sanchez ist die Einzige, die diesem Weltkulturerbe zu seiner Bedeutung verhelfen kann.«
    Costa fiel auf, dass der Belgier den verdienstreichen Politiker Prats aus seinen Lobpreisungen ausschloss. Er war ungern Komparse oder gar Mitspieler solch eitler Gesellschaftsspiele; man könnte auch sagen, er war gerne ein Boykotteur solch aufgeblasener Selbstdarstellungen. »Ich dachte, Señor Prats ist die Realisierung des Projekts zu danken«, sagte er.
    »Inselrat Prats war der Wegbereiter.« Keulemans lächelte gönnerhaft. »Aber als guter Vater lässt er natürlich seiner Tochter den Vortritt. Ich denke, er hatte von Anfang an vor, ihr zu diesem Projekt zu verhelfen.«
    Costa begann die Unterhaltung zu langweilen. Außerdem machte sich sein Hunger mehr und mehr bemerkbar, und er schaute sich nach Karin um. Sie war inzwischen wieder bei Ikér Boned gelandet, hatte aber ihn und Keulemanns scharf im Visier. Ihre Rollen hatten sich also vertauscht: Erst hatte er sie observiert – dieser Begriff rutschte ihm in den gedachten Satz –, und jetzt ließ sie ihn und Keulemans nicht aus den Augen. Sie hob drei Finger, in drei Minuten würde sie kommen.
    »Darüber hinaus sind die Punier mein Steckenpferd. Ich beschäftige mich seit Jahren mit der Geschichte Karthagos.«
    Bevor Costa ihm sagen konnte, dass er diese gespreizten Unterhaltungen nicht schätze, war Karin neben ihm und zeigte auf die Bühne. »Hör zu, Ikér Boned stellt jetzt Fragen.«
    Ein studentisch aussehender junger Mann mit kurz geschorenen Haaren und Brille hatte das Saalmikrofon ergriffen und attackierte sofort.
    »Inselrat Prats, wie kommt es zu Ihrem Sinneswandel? Vor zwei Jahren noch haben Sie sich in der Haushaltssitzung des Conseill gegen die Erhaltung der Nekropolis ausgesprochen.«
    »Wie immer im Leben geht es um Prioritäten«, antwortete Prats mit verbindlichem Lächeln und im Tonfall eines geduldigen Lehrers.
    Costa bemerkte, wie Laureana Sanchez ihm einen Blick zuwarf. Er zog die Augenbrauen hoch und lächelte ihr zu, um zu signalisieren, dass solche Posen ohnehin jeder durchschaue. Doch sie reagierte nicht.
    Vielleicht schaute sie ihn gar nicht an, sondern an ihm vorbei. Er wandte den Kopf, doch da stand nur Keulemans.
    »Was war denn von höherer Wichtigkeit?«, fragte Boned auf der Bühne.
    »Unser Brandschutz war damals noch nicht ausgereift, und wir brauchten Löschflugzeuge.« Prats wandte sich dem Saal zu. »Sie alle werden sich bestimmt an den großen Brand von Buscastell erinnern. Eine alte Bäuerin, die es nicht besser wusste und sich seit Jahrzehnten auf diese Art ihrer alten Möbel entledigte, steckte eine Plastikgartenliege in Brand. Von den Blausäuredämpfen wurde sie ohnmächtig. Der Wind trieb die Funken über eine nahe gelegene Lichtung hinaus.« Prats legte eine Pause ein und blickte belehrend in die Runde, während er den Zeigefinger hob. »Ohne diese Katastrophe, die mehrere Hektar Wald zwischen San Rafael und Santa Inés vernichtete, hätten die Bürokraten der Zentralregierung in Madrid uns die Gelder für die Löschflugzeuge nicht bewilligt. Nunmehr sind wir in der Lage, Menschenleben und Immobilien im Falle eines Flächenbrandes effektiv zu schützen.«
    »Brände«, sagte Keulemans zu Costa, »sind eine ganz natürliche Sache, das wird man immer hinnehmen müssen. Außerdem ist das Feuer gut, es reinigt den Wald von abgestorbenem Holz und Unrat.«
    Costa fand diese Feuerreinigungstheorie etwas befremdlich, aber ihm war nicht danach, sich mit ihm darüber zu unterhalten, und nickte nur kurz.
    Da Costa nicht widersprach, konnte der Belgier sich ungebremst heiß reden und langte schließlich bei der reichlich intimen Mitteilung über seine eigene testamentarisch festgelegte Bestattung an: Er wollte verbrannt werden.
    Costa versuchte, die zwischen Karins Chef und Prats laufende Diskussion mitzukriegen.
    »Ihre Prioritäten sind uns allen bekannt«, hörte er den Chef des Diario. »Als es um den Ausbau des Flughafens ging, für den ein Stück Naturschutzgebiet mit Nistplätzen von Fischreihern und Flamingos geopfert wurde, waren Sie da nicht derjenige, der den denkwürdigen Satz sprach: ›Kein Vogel wird mich daran hindern können, den Flughafen zu vergrößern‹? Und wissen wir nicht alle, dass Ihnen Hotels gehören, deren Zimmerkontingent über Charterfluggesellschaften verkauft wird? Haben Ihre Prioritäten auch heute nicht zufälligerweise familiären Charakter? Ihre Stieftochter als Direktor des Museums, Sie

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