Brennende Sehnsucht nach dir
glänzte Boyds schwarzes Haar, das Halbdunkel betonte das klassische Profil mit der aristokratischen Nase und dem vollkommen geformten Mund.
Ein bildschöner, aber finsterer Racheengel, frei von menschlichen Gefühlen, dachte Chrissy schaudernd. Boyd würde Elaine zerbrechen.
"Meine Sache. Es geht dich nichts an." Er warf Chrissy einen forschenden Blick zu, dann lächelte er grimmig. "Und falls du sie warnen willst - sie würde dir nicht glauben."
Chrissy wusste, dass ihre Schwester ihr nicht einmal richtig zuhören würde. Trotzdem beabsichtigte sie, es zu versuchen.
Schweigen bedeutete. Boyd zu helfen, und das wollte Chrissy auf keinen Fall. Wie weit war er in seinem Wunsch nach Rache schon gegangen? Hatte er mit Elaine geschlafen? Die Bilder, die vor Chrissys Augen auftauchten, bereiteten ihr Übelkeit. Und dann wurde ihr etwas bewusst, das sie völlig verstörte. Sie war eifersüchtig. Wie konnte sie nach allem, was sie erfahren hatte, so empfinden? Es war beschämend, verabscheuungswürdig.
"Ich fahre weg." Boyd zog die Autoschlüssel aus der Hosentasche.
"Elaine zu treffen?" Sobald sie es gesagt hatte, bereute Chrissy es.
"Du hast kein Recht, danach zu fragen, was ich tue oder lasse", erwiderte Boyd ruhig. "Zur Zeit haben wir ein etwas unkonventionelles Arbeitsverhältnis. Darüber hinaus? Nada."
Er brauchte sie, Chrissy, nicht länger zu täuschen. Sie hatte naiverweise unfreiwillig ihre besten Vorstellungen gegeben, ohne dass er so weit gehen musste, tatsächlich mit ihr zu schlafen.
Wie eine alte Frau schleppte sie sich die Treppe hinauf, dann rannte Chrissy jäh ins Badezimmer und übergab sich.
Nada. Nichts. Boyds grausame Ehrlichkeit war wie ein Schlag ins Gesicht gewesen. Chrissy fühlte sich gedemütigt, verletzt, verspottet. Der Schmerz ging sogar noch tiefer, als sie es sich je hatte ausmalen können.
6. KAPITEL
Chrissy parkte hinter Elaines Porsche. Ihr Vater benutzte selten die Garagen, und da sonst kein Auto auf der Auffahrt stand, war er vermutlich bereits in sein Büro in Reading gefahren. Rosie war bei Floss. Die hatte eine Bemerkung über Chrissys Blässe gemacht, nicht jedoch über die rotgeweinten Augen.
Mit geradezu unmenschlicher Gelassenheit hatte Boyd
gefrühstückt und mit Rosie geplaudert. Chrissy hatte nichts essen können. Sie wollte nur noch weit weg von Westleigh Hall und Boyd nie wiedersehen - aber eine Flucht erforderte Geld.
Elaine öffnete in einem schwarzen Neglige die Tür. "Was willst du?"
"Darf ich hereinkommen?" fragte Chrissy nervös.
"Meinetwegen." Elaine ging voran ins Wohnzimmer.
"Es überrascht mich, dass du noch hier bist. Ich dachte, Dad würde dich vielleicht hinauswerfen, weil du dich mit B . ..Boyd triffst."
"Ich habe Dad erzählt, dass ich Boyd getroffen habe und der mich nur nach Hause gebracht hat - Dad nimmt mir alles ab, was ich sage. So erfolgreich warst du bei ihm ja wohl nicht."
"Was soll das heißen?"
"Lass das Theater, Chrissy. Ich habe es in London von Boyd erfahren. Du arbeitest für ihn."
In London ... Elaine sprach so beiläufig darüber, dass es Chrissy Übelkeit bereitete. Außerdem verriet es ihr, dass Boyd nichts dem Zufall überlassen hatte. "Ihr seid euch also z
...zufällig begegnet? Sie verachtete sich für die Frage.
Elaine zog die Augenbrauen hoch. "Stell dich nicht noch dümmer, als du sowieso schon bist. Und wenn ich du wäre, würde ich mich nach einem anderen Arbeitgeber umsehen. Boyd hat einen seltsamen Humor, aber ich toleriere nicht alles. Wenn ich einziehe packst du deine Sachen. Niemand wird hinter meinem Rücken Witze über ein Dreiecksverhältnis machen!"
"Du ziehst ein?" flüsterte Chrissy ungläubig.
"Natürlich. Sobald das Haus bewohnbar ist. Boyd weiß, dass ich gewisse Ansprüche habe." Elaine lächelte zufrieden. "Ich habe ihm meine Rolle in dieser unglücklichen Angelegenheit mit dem alten Mann erklärt, und jetzt sind Boyd und ich wieder da, wo wir vor drei Jahren schon einmal waren."
"Im Ernst?"
"Ja. Ich hatte damals keine Ahnung, was Dad im Schilde führte."
"Unsinn!"
"Boyd versteht es. Und mir ist egal, ob du es glaubst oder nicht!" sagte Elaine scharf. "Lord Whitley hat dem Einsatz zugestimmt. Wenn er das Geld dafür nicht besaß, hätte er nicht spielen dürfen. Um Himmels willen, niemand hat ihn
gezwungen! Dad hat fair gewonnen, es war sein gutes Recht, das Geld einzufordern. Es war nicht unsere Schuld, dass der greise Knabe ein schwaches Herz hatte. Ewig hätte er ohnehin nicht
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