Brennende Sehnsucht
überaus zartes Streicheln an dieser sensiblen Stelle unterhalb ihres Knöchels.
Deshalb hielt sie still, obwohl sie eigentlich – wackelige Knie hin oder hin – einen Schritt zurück hätte machen müssen. Sie wartete, hielt still, während seine Hand tiefer unter die pfauengrüne Seide glitt.
Seine Finger waren warm und federleicht. Sie konnte sie kaum durch ihre Seidenstrümpfe spüren.
Sie konnte kaum etwas anderes spüren. Es gab kein Geräusch, kein Licht, keine Welt. Nur die Berührung seiner warmen Hand, die langsam, so langsam, dass es ihr wehtat, von ihrem Knöchel hinaufwanderte... über ihre Wade... und die weiche Vertiefung auf der Rückseite ihres Knies.
Es gab nichts als das Rascheln der Seide, während seine Hand sich zwischen ihre Knie schob und weiter hinauf. Sie konnte ihre Hitze jetzt auf der Innenseite ihres Schenkels spüren, keine Berührung mehr, nur noch Hitze, und ihr Magen fing an zu zittern.
Sie sollte sich bewegen, sollte einen Schritt zurück machen, sollte mit schockiertem und angeekeltem Keuchen aus seiner Reichweite wirbeln.
Das Merkwürdige war, dass sie sich im Moment nicht einmal daran zu erinnern vermochte, was diese Worte bedeuteten.
Alles, woran sie denken konnte, war, dass im nächsten Moment seine Hitze auf ihrer Mitte wäre, vielleicht sogar in ihr...
Sein Blick schnellte nach oben, und er sah ihr tief in die Augen. Die Hitze in ihrem Innern war nichts im Vergleich zu der geschmolzenen Lust in seinem Blick.
»Wenn meine Göttin erlauben...« Seine Stimme war tief und kehlig vor Verlangen.
Sie schwankte ihm entgegen, schloss die Augen vor der Flut heißer Lust, die sie überschwemmte. Berühr mich ...
Sie riss die Augen auf, als der Vorhang hinter ihr aufgezogen wurde und die Ringe dabei klackernd über die Stange fegten. Überrascht zuckte sie zusammen und drehte sich derart abrupt um, dass sie taumelte. Lementeur trat vor und reichte ihr seinen Arm, um sie zu stützen.
»Meine Liebe, Ihr seht absolut entzückend aus.« Lementeur betrachtete sie zufrieden. »Findet Ihr nicht auch, Mylord?«
Ein röchelndes Geräusch von Marbrook ließ Phoebe den Kopf herumreißen, aber er war zurück in seinem, einen guten Meter entfernten, Sessel, als hätte er ihn nie verlassen.
Sein Hut lag wieder auf seinem Schoß.
Lementeur nahm Phoebe wieder mit hinter den Vorhang und ließ Rafe mit seinen lodernden Gedanken und seinen pochenden Lenden allein zurück.
Tage. Keine Jahre, keine Monate. Es waren nur wenige Tage bis zur Hochzeit, dann könnte er diesen Wahnsinn endlich hinter sich lassen. Vielleicht würde er sich in Amerika eine hübsche Frau suchen und ein paar speckige Babys mit ihr machen. Er musste nicht mehr tun, als die nächsten zwei Wochen zu überleben und seine Hände von dem Mädchen zu lassen.
In Gedanken verloren schaute er nicht auf, als der Vorhang sich wieder öffnete.
»Ähem«, machte eine sanfte Stimme.
Rafe blickte auf und konnte den Blick nicht mehr abwenden.
Sie war nicht länger einfach ein Mädchen. Sie war eine Braut.
Üppiger, wollweißer, in Falten gelegter Satin schmückte das Mieder des schönen Kleides, die Linien führten pfeilförmig aus der überlappenden Mitte zu einem Knoten, der wie eine winzige, elfenbeinfarbene Taube auf beiden Schultern saß. Der Rock fiel in langen, anmutigen Falten und erinnerte ihn an eine griechische Säule. Ihre Haut glühte neben dieser perfekten blassen Farbe, während ihr Haar den leichten Goldton überstrahlte.
Es bringt Unglück, wenn der Bräutigam die Braut vor der Hochzeit in ihrem Hochzeitskleid sieht.
Wie war er auf diesen Gedanken gekommen? Rafe schluckte. Konnte es sein, dass er immer noch der Vorstellung nachhing, Phoebe könne doch noch ihre Meinung ändern? Wie verrückt und wirklichkeitsfremd konnte ein einziger Mann nur sein? Sie stand in ihrem Brautkleid vor ihm, um Himmels willen!
Ihre Blicke trafen sich. Sie wartete darauf, seine Meinung zu hören. Es bedeutete ihr offenbar sehr viel, was er dachte.
Was verkehrt war. Calders Meinung sollte ihr etwas bedeuten, nicht seine.
Verdammt. Er war daran schuld, er und seine fehlende Selbstbeherrschung. Er hatte sie verwirrt, hatte ihr Vorhaben, diesen vorteilhaften Schritt zu machen, geschwächt.
Sie allein würde dafür bezahlen. Am Ende würde er als freier Mann aus der Sache herauskommen – auch wenn in seinem Herzen ein Loch wäre. Aber das brauchte niemand zu wissen.
Er stand auf. »Ihr seid umwerfend schön.«
Sie blinzelte.
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