Brennende Sehnsucht
bereitet hatten – waren gerundet, ohne breit zu sein. Jetzt glitt das Kleid über ihren Oberkörper und ließ sich problemlos schließen.
»Spiegel!«
Phoebe wurde durch die Vorhänge geschoben und fand sich auf dem Podest wieder, das auf drei Seiten von Spiegeln umstellt war.
Sie erblickte sich in einem davon und erstarrte mit halb geöffnetem Mund. Sie sah aus... sie sah aus wie Deirdre, oder wie Tessa, nur dass sie ganz und gar auch sie selbst war. Sie sah stilvoll aus, elegant, und jeder Zentimeter an ihr war der einer wohlhabenden, vornehmen Dame.
Dann sah sie, reflektiert im Spiegel ihr gegenüber, Marbrooks
Gesichtsausdruck- seinen erstaunten, ehrfürchtigen, hungrigen Blick, der von oben bis unten über ihren Körper strich.
Phoebe konnte nicht widerstehen. Sie beugte sich vor und fummelte an ihrem Saum herum, wobei sie ihren Ausschnitt dem Spiegel zuwandte. Sie sah wie sein Blick sich verschleierte und seine Kiefer sich anspannten.
Er schlug die Beine übereinander und legte den Hut in den Schoß. Aha! Phoebe gelang es, nicht in katzenartiger Zufriedenheit zu lächeln, während sie sich nach ihrem gemeinen Test wieder aufrichtete.
»Ihr seid eine Göttin«, hauchte er.
Sie schaute überrascht auf. »Was?«
Er wandte den Blick ab. »Nichts.«
Sie kniff die Augen zusammen. »Ihr habt mich eine Göttin genannt. Ich habe Euch recht deutlich gehört. Die Göttin wovon?«
In seiner Verzweiflung fing er an zu spielen. Er grinste verwegen. »Ihr seid die Göttin aller grünen Kleider. Alle grünen Kleider müssen sich vor dem Euren verneigen, denn es ist das edelste im ganzen Land und wurde von Zwergen im Mondenschein geschneidert.«
Sie zog eine Augenbraue hoch. »Ich wollte meinen, ein Mondenscheinkleid müsste blau oder weiß sein.«
Er lachte, erleichtert, dass sie auf sein Spiel einging. »Dann ist Euer Kleid von Meerjungfrauen geschneidert, von Prinzessinnen der tiefsten Tiefen.«
Sie drehte sich wieder zu den Spiegeln um und betrachtete sorgfältig ihr Spiegelbild. »Eine Meerjungfrauen-Göttin.« Sie warf einen hochmütigen Blick über ihre entblößte Schulter. Das schelmische Glitzern in ihren Augen verursachte ein schmerzhaftes Tremolo in seiner Magengegend. Sie war umwerfend.
»Mich dünkt, eine Meerjungfrauen-Göttin sollte ihren persönlichen Lakai haben«, sagte sie hochmütig. »Göttinnen legen großen Wert auf loyale Lakaien, müsst Ihr wissen.«
Er verneigte sich tief, um den Hunger, von dem er wusste, dass er in seinen Augen brannte, zu verbergen. Haltung, Mann! »Dann ist Euer Lakai zur Stelle, Eure Königliche Seetangigkeit.«
Sie kicherte, zwang sich dann aber zu einem ernsten Starren. »Benehmt Euch, Lakai, oder ich sehe mich gezwungen, Euch von meinen Schwertfisch-Legionen durchbohren zu lassen.«
»Dann sagt mir, oh Algengesprenktelte Hoheit, wie ich einem solch durchlöcherten Tod entgehen kann.«
Sie drehte sich mit wehenden Seidenröcken um und fing an, an ihren Fingern abzuzählen. »Erstens: Alle Lakaien müssen wissen, wie sie zu knien haben. Zweitens: Ein guter Lakai soll seiner Göttin niemals etwas abschlagen oder verweigern. Die einzigen erlaubten Antworten lauten: ›Ja‹, ›Wie Ihr wünscht‹ und ›Wenn meine Göttin erlauben‹.«
Für Phoebe war das Spiel nur ein willkommener Versuch, die Spannung zu lösen, die sie mit ihrer schamlosen Zurschaustellung geschaffen hatte.
Dann sank Marbrook vor ihr auf ein Knie. Ein höchst merkwürdiger Ausdruck lag auf seinem schönen Gesicht. »Ja«, sagte er heiser. »Wie Ihr wünscht.« Seine Augen waren so dunkel, dass ihr Innerstes sich zusammenzog. Seine Lider senkten sich sinnlich. »Wenn meine Göttin erlauben...«
Sie stieß einen langen, hilflosen Seufzer aus, während er mit einer Hand nach dem Saum ihres Kleides langte. Diesen Mann, diesen breitschultrigen, kraftvollen Mann zu ihren Füßen zu sehen, wie er sie seine Göttin nannte mit diesem dunklen Hunger im Blick...
Nun, es verwandelte die Knie eines jeden Mädchens in Pudding, jawohl!
Sie knickste tief, um das Zittern ihrer Knie zu verbergen. »Ihr seid zu gütig, Lakai.« Als sie sich wieder aufrichtete, machte sie einen kleinen Schritt nach vorn, während er zugleich die Hand ausstreckte.
Ihr Saum glitt darüber, und seine Finger berührten die Innenseite ihres Knöchels. Beide erstarrten.
Sie schaute auf ihn hinab, war bereit, darüber zu lachen, aber sein Blick war fest auf die Hand gerichtet, die er nicht sehen konnte. Sie spürte ein
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