Brennender Stahl: Die Schattensammler-Saga (Die Chroniken von Mondoria) (German Edition)
ab und flogen unkontrolliert durcheinander. Sie wirkten desorientiert. Vielleicht blendete sie das Licht. Vielleicht lag es auch an etwas anderem. Nur lange würde dieser Zustand gewiss nicht anhalten. Instinktiv umklammerten die Gefährten ihre Waffen – auch wenn ihnen völlig klar war, dass sie damit gegen einen Insektenschwarm kaum etwas ausrichten würden.
In Bardinius kochte es derweil. All der Frust, die Wut, die Sorge um Orbin – seine Emotionen verschmolzen zu einem einzigen starken Impuls. Langsam, aber gewaltig stieg es in ihm auf. Er konnte es kaum kontrollieren und wollte es auch irgendwie nicht. Einfach raus damit. Ihm wurde warm, regelrecht heiß. Sein Brustkorb brannte von innen heraus. Und nun strömte die Hitze in seine Arme, floss weiter in seine Finger hinein. Dann brachen alle Dämme. Flammen umspielten seine Hände und schossen knisternd aus seinen Fingerspitzen. Automatisch spreizte er die Finger weit ab und richtete sie auf den Heuschreckenschwarm. Im nächsten Moment schoss ein Flammenstoß fächerförmig auf die Insekten zu und verbrannte etliche von ihnen. Sofort kam Bewegung in die Insekten. Sie versuchten zu fliehen, den tödlichen Flammen zu entkommen. Aber der Magier ließ nicht locker und feuerte einen Flammenstoß nach dem anderen ab. Da war so viel Wut in ihm. Und alles musste raus. Kein Erbarmen! Rauch und ein unangenehmer Brandgeruch erfüllten die Luft. Die Schattensammler wickelten sich hastig Tücher vor Mund und Nase. Bardinius bekam davon nichts mit. Immer noch ließ er seine Flammen auf die Heuschrecken niederprasseln. Brenn, Baby, brenn! Dann endlich lag auch das letzte Insekt zu Asche verbrannt auf dem Boden.
Bardinius schaute auf seine Hände. Nicht einmal Rußspuren waren daran zu sehen, geschweige denn eine Verbrennung. Er fühlte sich leer, ausgepumpt – und gleichzeitig so gut wie schon lange nicht mehr. Diese Kraft, diese unbändige Kraft – sie bescherte ihm nie geahnte Glücksgefühle. Und sie machte ihm Angst. Aber das behielt er lieber für sich.
Kapitel 58
Ein Gefühl von Ehrfurcht, ja fast von Verehrung machte sich in ihm breit. Eine Brutmutter, Quelle dämonischen Lebens. Nie zuvor hatte er solch ein Wesen zu Gesicht bekommen. Ausgiebig genoss er den Moment. Sie war schön. Wunderschön. Sie verkörperte die dämonische Seele, die Essenz des Dämonischen. Deshalb machte es ihm auch überhaupt nichts aus, dass ein kleiner Teil von ihr kürzlich Verbrennungen erlitten hatte. Ihrer Schönheit und Majestät tat das keinen Abbruch. Und bei der regenerativen und schöpferischen Kraft, die in ihr steckte, würde es nicht lange dauern, bis die Wunden vollkommen verheilt sein würden. Ohne die kleinsten Rückstände.
Entschieden schlechter waren da die Dämonen dran, die auf der anderen Seite am Rande dieses wunderbaren Wesens saßen und schweigend ihre Wunden versorgten. Auch sie hatten schmerzhafte Bekanntschaft mit dem Feuer gemacht. Einem von ihnen hatten die Flammen das halbe Gesicht und Teile eines Arms weggebrannt. Br’ui hätte keinen Pfifferling darauf gewettet, dass er dies lange überleben würde. Auch andere waren schwer gezeichnet und dem Tod näher als dem Leben. Was um alles in der Welt hatte ihnen das zugefügt?
Als die Dämonen den Jäger aus der Höhle treten sahen, rappelten sich zwei von ihnen auf und schritten langsam auf den Ankömmling zu. Die Metallplatten, die sie direkt auf ihre dunkelbraune Haut genietet hatten, waren angesengt und mit Blut besudelt. „Wer bist du?“, wandte sich einer von ihnen grußlos an Br’ui. Mit ausdrucksloser Miene erwartete er die Antwort. Pflichtbewusst antwortete der Jäger, stellte sich vor und achtete wohlweislich darauf, nichts über seine Mission zu verraten. Dann begann er seinerseits zu fragen: „Was ist hier geschehen?“ Mit knappen Worten erzählten die beiden Dämonen von den Eindringlingen und dem Frevel, den sie an der Brutmutter begangen hatten – von dem Gefecht, dem Feuerball, der Flucht – von dem Drachen, der wie aus dem Nichts aufgetaucht war und mit seinem Odem zahlreiche ihrer Brüder zu Staub verbrannt hatte – vom Verschwinden der Fremden an der Schlucht – von der Demütigung, die dies für sie alle bedeutete und der Strafe, die sie berechtigterweise dafür erwartete. „Könnt ihr die Fremden vielleicht beschreiben?“, hakte Br’ui vorsichtig nach. Bereits nach wenigen Worten lag es für ihn auf der Hand: Es handelte sich eindeutig um seine Beute. Die Axt war
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