Brennender Stahl: Die Schattensammler-Saga (Die Chroniken von Mondoria) (German Edition)
keine Algen, die zumindest ein wenig Licht spendeten. Kurzerhand beschwor Bardinius eine kleine Lichtkugel, die vor ihnen in der Luft schwebte und den Raum vor ihnen erhellte. Ein paar Meter weit konnten sie auf diese Weise sehen. Nicht viel, aber es reichte, um nicht zu stolpern.
Der Tunnel führte sie eine ganze Weile in den Berg hinein. Er erweckte nicht den Anschein, als sei er künstlich angelegt worden. Schließlich mündete er in einer ovalen Höhle. Drei weitere Gänge führten auf der gegenüberliegenden Seite heraus. Vorsichtig spähten und lauschten die Schattensammler in die drei Gänge hinein. Vielleicht erhielten sie so einen Anhaltspunkt. Doch da gab es nichts zu entdecken. „Hört ihr das auch?“, fragte da auf einmal Bernhard. Neugierig schauten die anderen ihn an. „Nein“, gab Mia zurück, „ich kann nichts hören. Was meinst du?“ Auch die anderen zuckten mit den Schultern. Sie hatten ebenfalls kein Geräusch vernommen. „Es ist wie ein leises Rufen.“, versuchte der Mystiker zu beschreiben, was er wahrgenommen hatte. „Aber ohne Worte. Ich spüre es mehr in meinem Kopf als in meinen Ohren.“ „Sonderbar!“, sinnierte Snip und grübelte nach. „Empfängst du vielleicht in deinem Geist ein Signal, das uns anderen entgeht?“ Diese Erklärung war nicht abwegig. Als Mystiker besaß Bernhard ein gewisses Gespür für die Dinge, die sich dem menschlichen Geist sonst entzogen. Welche Rolle dabei die diversen bewusstseinserweiternden Substanzen spielten, die die Mystiker gerne mal konsumierten, ließ der Goblin für den Moment außen vor. „Fragt sich nur, wer oder was da ruft.“ Bernhard verzog leicht die Mundwinkel. „Ich habe nicht die geringste Ahnung. Aber es kommt von dort.“ Dabei zeigte er auf den mittleren Gang. „Dann lasst uns dem Ruf folgen.“, schlug Olof in seiner pragmatischen Weise vor. „Letztlich ist jeder Weg so gut wie der andere.“ Damit war alles Nötige gesagt.
Der Weg durch den Berg erwies sich als lang und verzweigt. Immer wieder gabelten sich die Tunnel und stellten die Schattensammler vor neue Entscheidungen. Aber unter Bernhards Führung bahnten sie sich Meter um Meter einen Weg durch das Labyrinth. Der Ruf erklang hell und klar in seinem Kopf. Wie ein Leuchtfeuer im kalten Nebel. Schnell verloren sie jegliches Zeitgefühl in diesem Gewirr aus Tunneln und Gängen. Dann erreichten sie eine große Höhle. Sie schien gewaltige Ausmaße zu besitzen. Ihr Boden war übersät mit zahllosen Löchern, jedes vielleicht dreißig Zentimeter im Durchmesser. Daraus stieg ein schummriges bläuliches Licht auf und sorgte für eine gespenstische Atmosphäre. Langsam näherten sich die sechs Gefährten den ersten dieser Löcher. Neugierig lugte Bardinius hinein. Die Quelle des Lichts saß tief unten in dem Loch. Genau erkennen konnte er sie nicht. Aber er vermutete, dass es sich um irgendeine Pflanze handelte. ‚Hoffentlich keine fleischfressende .‘, dachte er bei sich. Ein süßlicher Geruch stieg aus den Löchern auf und erinnerte den Magier an verwesendes Fleisch. Schnell zog er seine Nase zurück.
„Hier geht es lang!“, wies Bernhard den anderen den Weg und deutete mit dem Arm einmal quer durch die Höhle. „Lasst uns besser am Rand bleiben.“, schlug Snip vor. Je weniger Löcher sich in ihrer unmittelbaren Nähe befanden, desto sicherer fühlte er sich. Also schlichen sie direkt an der Wand entlang – immer bemüht darum, so wenig Lärm zu machen wie möglich. Zehn Minuten später hatten sie den Gang erreicht, den Bernhard meinte und der sie aus der Höhle wieder herausführte. Erleichtert atmeten sie alle durch. Ihre Befürchtungen hatten sich nicht bewahrheitet. Den Göttern sei Dank!
Da ertönte auf einmal ein leises Summen – irgendwo aus den Tiefen der großen Höhle. Anscheinend hatten sie sich zu früh gefreut. ‚Weg hier!‘, schoss es durch Snips Kopf. Und auch die anderen schienen ähnliche Gedanken zu haben. Ohne ein weiteres Wort zu wechseln, liefen sie los. Doch das Summen verfolgte sie. Allmählich wurde es lauter und eindringlicher. Keiner von ihnen wagte es, stehen zu bleiben und sich umzuschauen. Einfach nur rennen… Da endlich tauchte Licht am Ende des Gangs auf. Fast schon panisch stürzten sie aus der Höhle heraus ins Freie. Sekunden später schoss ein großer Insektenschwarm über sie hinweg. Instinktiv warfen sich die Schattensammler zu Boden. Die heuschreckenartigen Wesen jagten stumpf weiter. Dann bremsten sie ihren Flug scharf
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