Brennender Stahl: Die Schattensammler-Saga (Die Chroniken von Mondoria) (German Edition)
hörte er allmählich auf.
Die Wut kochte immer noch in ihm. Es ärgerte ihn, dass er unnötig Zeit verloren hatte. Zeit, die er eigentlich für die Verfolgung aufwenden sollte. Denn die hatte absoluten Vorrang. Grimmig wandte er sich um. Seine Schnauze und seine Klauen waren über und über mit gelblichem Schleim bedeckt – dem Lebenssaft des Baumes. Ansonsten konnte man ihm kein bisschen Erschöpfung ansehen. Der Kampf schien spurlos an ihm vorüber gegangen zu sein. Ohne den völlig zerstörten Baum noch eines weiteren Blickes zu würdigen, rannte er los. Er hatte einen Auftrag zu erledigen.
Kapitel 56
„Was zum Teufel ist das?“ Blankes Entsetzen stand Mia ins Gesicht geschrieben, als sie abrupt abbremste und zum Stehen kam. Ihre Gefährten taten es ihr Sekunden später gleich. Der Pfad, auf dem sie vor den Dämonen geflohen waren, hatte sich mehrere Kilometer lang zwischen den Bergen hindurchgeschlängelt. Alles lief gut. Bis jetzt. Denn als sie um die letzte Biegung gerannt kamen, blickten sie direkt auf einen tiefen und weiten Abgrund. Senkrecht ging es hier mindestens tausend Meter in die Tiefe. Vermutlich noch mehr. Links und rechts vom Pfad ragten die Felsen steil in die Höhe. Einen anderen Weg gab es hier nicht. Hinter ihnen folgten mit Sicherheit die wütenden Dämonen. Und vor ihnen lag der Abgrund. Sicher, es führte eine Brücke darüber – möglicherweise auch bis ans andere Ende. Doch diese Brücke stand lichterloh in Flammen. Rotglühend loderte es meterhoch auf. Die Hitze ließ sich selbst von hier aus mehr als deutlich spüren. Sie saßen in der Falle.
„Was nun?“ alle Blicke richteten sich auf Snip. Dessen Verstand lief bereits auf Hochtouren. Nur kam dabei nichts wirklich Konstruktives heraus. Wo blieb die Eingebung, wenn man sie so dringend brauchte? Hilflos schaute er in die Runde. Es blieb ihnen nichts anderes übrig, als sich den Dämonen zu stellen. „Du kannst wenigstens fliegen.“, sagte er zu Orbin, der die anderen muntern umkreiste. „Wenn du doch nur so groß wärst wie die Drachen der Legende, dann könntest du uns einfach hinüber tragen…“ Der Goblin wusste, dass dies nicht mehr als ein frommer Wunsch war.
Da zuckte Bardinius plötzlich zusammen. „Nein!“, sagte er entschieden und schaute Orbin mit zusammengekniffenen Augen an, „Du weißt ganz genau, wie gefährlich das ist. Das kann ich nicht zulassen.“ Irritiert verfolgten die anderen den Dialog, von dem sie offenkundig nur einen Teil mitbekamen. „Worum geht’s?“, fragte Mia nun unverblümt. Mit einem Ruck fuhr der Magier zu ihr herum und funkelte sie mit wütenden Augen an. Doch noch bevor er die Worte aussprach, die ihm auf der Zunge lagen, besann er sich eines Besseren. „Es gibt die Möglichkeit“, erklärte Bardinius mit leisen Worten, „dass Orbin große magische Kraft in sich fokussiert und für kurze Zeit Dinge vollbringt, die man kaum für möglich halten würde. Er könnte sich also tatsächlich in einen ausgewachsenen Drachen verwandeln und uns auf die andere Seite tragen.“ Bei diesen Worten hellten sich die Mienen der anderen augenblicklich auf. „Das ist doch toll!“, rief Bernhard aus. „Warum hast du das nicht schon früher gesagt?“, fügte Olof hinzu.
„Weil die Sache äußerst gefährlich ist.“, gab der Magier zurück. „Solch eine gewaltige Anstrengung entzieht Orbin enorm viel Kraft – möglicherweise zu viel. Das kann seinen Tod bedeuten. Und damit wäre keinem geholfen.“ Ratlos schauten sie sich gegenseitig an. Doch der Drache ließ nicht locker. Ein ums andere Mal umkreiste er den Magier und redete in Gedanken auf ihn ein. Nervös trippelte der von einem Fuß auf den anderen. Was sollte er bloß tun. Er konnte doch nicht das Leben seines besten Freundes riskieren. Selbst in solch einer schwierigen Situation. Das war nicht richtig.
Alles weitere Überlegen wurde ihm in diesem Moment abgenommen. „Die Dämonen!“ Nogg fuchtelte wild mit dem Arm in der Luft herum und deutete den Pfad hinunter. Ein ganzer Pulk von Dämonen kam dort angelaufen. Mindestens zwanzig, wenn nicht sogar noch um einiges mehr. Bardinius schaute den Drachen an. Dann ging es los. Die ganze Prozedur ging schnell von Statten und geschah ohne das geringste Geräusch. Keiner sagte etwas Und doch konnte jeder spüren, dass da etwas Großes passierte.
Mia stellte sich derweil geistesgegenwärtig auf den Pfad und schleuderte einige ihrer Wurfsterne den Dämonen entgegen. Zwei stürzten
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