Brennender Stahl: Die Schattensammler-Saga (Die Chroniken von Mondoria) (German Edition)
direkt neben der Axt auf das Holz. Der Magier zog sich einen Stuhl heran und fing an, die Waffe ausgiebig zu begutachten. Zuerst kümmerte er sich um den Kopf der Axt. Sanft ließ er seine Finger über das eingeätzte Muster im Metall gleiten. ‚So ebenmäßig!‘ Aus einer anderen Tasche fischte er ein Vergrößerungsglas und betrachtete die Linien aufmerksam. Selbst jetzt erschienen sie absolut gerade. Keinerlei Unebenheit. ‚Erstaunlich! Wie ist so etwas möglich ?‘, fragte er sich. Unterdessen suchte er nach einem Namenszeichen. Große Künstler, zu denen sich auch die hervorragenden Waffenschmiede zählten, hinterließen gerne ihren Namen irgendwo versteckt an ihrem Kunstwerk. So konnte der Kenner es dem wahren Meister leichter zuordnen. Doch hier fand der Magier nichts. Auch am aufwändig verzierten Schaft gab es keinerlei Hinweis auf den Schöpfer dieser Waffe. ‚ Was meinst du, Orbin? ‘, nahm er nun telepathisch Kontakt zu dem Drachen auf. Der Drache schlug mit den Flügeln und hob ab. Gemächlich flog er mehrmals über die Axt hinweg, wobei er sie mit seinen kleinen Äuglein ausgiebig begutachtete. ‚ Irgendwas ist mit der Waffe. ‘, meldete er sich schließlich zu Wort. ‚ Ich werde mal versuchen, etwas herauszufinden. ‘
Bardinius kannte dieses Spielchen schon. Orbin war auch für ihn, der sich sein Freund nennen durfte, nach wie vor ein mysteriöses Wesen. Er hatte mit Hilfe seiner telepathischen Fähigkeiten Zugang zu Sphären und Wesen, die sich der Wahrnehmung des Magiers schlichtweg entzogen. Wie das genau funktionierte, wusste Bardinius nicht. Und Orbin verriet es auch niemandem. Nicht einmal ihm. ‚ Drachengeheimnis! ‘, nannte er das. Allerdings konnte diese Prozedur erfahrungsgemäß eine Weile dauern. Und so lehnte Bardinius sich gemächlich auf seinem Stuhl zurück. ‚ Na, dann mal los! ‘ Der Drache stellte sich aufrecht auf den Tisch und zog seine Flügel ein. Dann ertönte für einen kurzen Moment ein summendes Geräusch. Im nächsten Moment verfiel Orbin in eine regelrechte Starre. Hätte man ihn nicht eben noch herumfliegen gesehen, so hätte man ihn ohne Weiteres für eine leblose Statue oder Figur halten können. Bardinius schloss derweil kurz die Augen und dachte zurück an die Anfänge ihrer Firma.
„Ich bin so froh, dass wir einen echten Magier in unserem Team haben.“ Snip schüttelte Bardinius ein ums andere Mal die Hand. Inzwischen hatte der Magier auch verstanden, warum es Snip und auch Mia so wichtig war, mit ihm zusammenzuarbeiten, obwohl er nicht unbedingt zu den Spitzenkräften seiner Zunft gehörte. Denn die allermeisten Magier waren Einzelgänger. Sie wollten sich nicht auf andere einlassen oder sich gar von ihnen abhängig machen, sondern zogen sich lieber irgendwo zurück, wo sie ihrer Magie frönen konnten. Oder sie traten in die Dienste eines reichen Fürsten, der sie für ihre Kunst großzügig bezahlte. Demzufolge lebten auch in Tramor wenige Zauberer. Und die meisten hatten ihr Auskommen als Alchemisten oder etwas in der Art. Bei Bardinius hingegen handelte es sich um eine seltene Ausnahme. Er war immer von anderen Magiern aufgrund seiner etwas ungeschickten Art ausgelacht und verspottet worden. Der linkische Trottel, der selbst die einfachsten Sprüche vergeigt. Seine Kindheit und Jugend hatte er alles andere als angenehm erlebt. Schon mit sieben Jahren musste er Silberschwingen, die Burg seines Vaters verlassen und nach Figrim ziehen, die Stadt der Feuermagier in den Westlichen Reichen. Sein Onkel leitete den Orden und so war es noch schlimmer für Bardinius, dass er die Magie nur notdürftig beherrschte. Der Neffe des großen Zauberers war selbst nur ein erbärmlicher Magier. Das er überhaupt in die Zunft aufgenommen wurde, verdankte er nur seinem Namen und seiner Herkunft. Er war nach Tramor ausgewandert, um Abstand zu gewinnen und seine Familie nicht länger zu belasten. Außerdem wollte er mit seinem früheren Leben nichts mehr zu tun haben. Erst seit er Orbin kannte, hatte sich alles für ihn zum Besseren gewendet. Und er hatte gelernt, wie wichtig Freunde waren. Im Team wurde er stark, konnte seine Gaben, die er zweifelsohne besaß, mit einbringen, während die anderen seine Schwächen ausglichen. Eine perfekte Symbiose. Und hier an diesem einmaligen Projekt beteiligt zu sein…was könnte es Besseres geben?
„Es ist mir eine wirkliche Freude.“, gab er mit einem offenen und herzlichen Lächeln zurück. Zugleich freute er sich auf die
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