Brennender Stahl: Die Schattensammler-Saga (Die Chroniken von Mondoria) (German Edition)
ihrer Nation. Ein echtes Nationalheiligtum.
Deshalb traf es alle auch ausgesprochen hart, als mit dem Tod Einars nicht nur dessen Leiche, sondern auch seine Axt bei Nacht und Nebel verschwanden. Die Menschen waren entsetzt und sorgten sich sehr. Doch die weisen Männer verkündeten, dass in Zeiten der großen Not die Axt von einem auserwählten Helden zurückgebracht würde – einem neuen Einar. Wie groß auch die Gefahr sein mochte: der Held würde sich ihr stellen und sie vom Volk abwenden.
„Die Götter schicken euch wahrlich zum rechten Zeitpunkt. Die Weissagungen hatten Recht.“, beendete Rasmus seine Ausführungen und schaute Olof mit einem verklärten Blick an. „Aber wieso?“, mischte sich nun Mia in das Gespräch ein, „Wer oder was bedroht euch?“ „Na, die Dämonen.“, antwortete der alte Mann und schüttelte mit dem Kopf, als wollte er sagen: ‚Wisst ihr denn überhaupt nichts?‘ Aber natürlich sprach er dies nicht aus. „Sie sind zurück.“, erklärte er, „Seit einiger Zeit gibt es vereinzelte Angriffe auf Dörfer und Gruppen von Jägern. Noch weiß keiner, was dahinter steckt. Doch irgendwie müssen die Kreaturen ja in unsere Welt gelangen. Wir haben alle große Sorge und Angst, dass sich das Portal wieder geöffnet hat. Und die Tatsache, dass der Held nun erschienen ist, spricht ja durchaus für diese Vermutung.“ Wieder schaute er erwartungsvoll auf Olof, und die anderen Nordmänner folgten seinem Blick.
Olof fühlte sich währenddessen zunehmend unwohl in seiner Haut. Er wollte kein Held sein. Und er hatte auch nichts mit den Leuten hier in diesem Land zu schaffen. Ihm ging es nur um die Axt und ihre Fähigkeiten. Konnte sie wirklich solche Wunder vollbringen? Sicher, er hatte erlebt, wie gut die Waffe mit den Dämonen in dem Grab fertig geworden war. Aber das hatte er nicht als so überwältigend empfunden, wie der alte Mann es beschrieben hatte. Da fiel ihm ein, was die Schattensammler über die Waffe gesagt hatten: Irgendetwas fehlte an ihr und sorgte dafür, dass sie ihr Potenzial nicht voll entfalten konnte. Nur was war das? Durfte er davon hier erzählen? Besser nicht. Viel zu schnell rasten die Gedanken durch seinen Kopf. Was sollte er nur sagen?
„Gibt es vielleicht jemanden, der noch mehr über Einar und diese Axt weiß?“, meldete sich jetzt Bardinius zu Wort und verhalf Olof ein wenig Luft beim Nachdenken. „Jedes noch so kleine Detail kann von Bedeutung sein. Was ist mit den weisen Männern, von denen ihr gesprochen habt?“ Rasmus nickte verständnisvoll. „Am besten bringen wir euch zum Jarl. An seinem Hof gibt einige Gelehrte, die euch möglicherweise weiterhelfen können.“ Dann seufzte er. „Für mich ist das immer noch alles viel zu sonderbar. Aber ich bin froh, dass ‚Dämonentod‘ wieder da ist. Nun haben wir berechtigten Grund zur Hoffnung.“
Kurz darauf machten sie sich auf den Weg – Olof, die Schattensammler und ein Dutzend Nordmänner. Ihr Abenteuer hatte eine wahrlich unerwartete Wendung genommen. Und es gab viel, über das sie jetzt nachgrübeln konnten und mussten. Denn im Moment besaßen sie deutlich mehr Fragen als Antworten. Und das musste sich schleunigst ändern.
Kapitel 28
‚Verdammt!‘ Der Jäger fluchte still in sich hinein. Anscheinend wurde diese Gruppe von Sterblichen immer größer. Wie sollte er da nur seinen Auftrag erfüllen? Vielleicht waren seine Brüder gar nicht so dumm gewesen, als sie es vor der Stadt versucht hatten. Wären da nicht diese sonderbaren Wächter mit ihren magischen Waffen gekommen, hätten sie vermutlich sogar Erfolg gehabt – und er bräuchte sich jetzt nicht in dieser Ödnis die Beine in den Bauch zu stehen. Nervös ließ er seine spitze Zunge immer wieder hervorschnellen. ‚Ungeduld ist nichts für Jäger.‘, das hatte sein Lehrmeister immer wieder betont. Doch im Moment fiel es ihm schwer, diesen Grundsatz zu befolgen. Das Verlangen brannte zunehmend in ihm, nahm immer mehr Raum in seinem Denken ein – und drohte sein Handeln zu beeinflussen.
Dazu kam die Ungewissheit. Wo war er hier gelandet? Von dem Gespräch zwischen den Nordmännern und seiner Beutegruppe hatte er nur einzelne Wortfetzen mitbekommen. Sein Gehör funktionierte zwar deutlich besser als bei den Menschen und den meisten anderen Wesen, doch über diese Distanz konnte selbst er nur wenig verstehen. Irgendwas von „andere Welt“ hatte er mitbekommen. Aber das half ihm auch nicht weiter. Es gab so viele Welten. Allerdings
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