Brennender Stahl: Die Schattensammler-Saga (Die Chroniken von Mondoria) (German Edition)
Frauen wiegten sich leicht im Rhythmus der Klänge. Wie Gras, das sich im Wind wiegte. Allmählich steigerte sich das Tempo der Musik und damit auch die Geschwindigkeit ihrer Bewegungen. Schließlich traten sie alle völlig synchron in den Kreis hinein und reichten einander die Hände. Die Musik steigerte sich nun immer mehr und ließ die Frauen in einen wilden und leidenschaftlichen Tanz verfallen. Sie zuckten mit ihren Gliedern, warfen die Köpfe hin und her, dass die langen Haare nur so durch die Luft flogen. Sie sprangen und drehten sich, als existierte kein Morgen. Und in der Tat sollte es das für sie auch nicht geben.
Noch während sie tanzten, begann der Boden unter ihren Füßen sich allmählich zu verändern. Zuerst verfärbte sich der graue Stein leicht ins rötliche und wurde ein wenig durchscheinend. Dann begann er sich an der Oberfläche zu bewegen, bis er leichte Wellen warf – ganz so, als wehte der Wind über einen See. Den Tanz der Frauen beeinflusste das alles nicht. Keine von ihnen schien die Veränderungen auch nur zu bemerken. Völlig losgelöst drehten sie sich weiter. Da sank plötzlich die erste von ihnen mit dem Fuß ein Stück in den Boden ein. Andere folgten. Das Rot wurde intensiver. Es brodelte jetzt regelrecht unter ihnen. Blasen stiegen hoch und platzten auf. Wie Blut spritzte die Flüssigkeit an ihren Beinen hoch. Der ganze Boden befand sich im Aufruhr, als wollte er die Frauen einfach verschlingen.
Der Schreiber-Dämon begann nun die magische Formel zu rezitieren, die er aus seinem Buch ablas. Immer wieder wiederholte er in einem monotonen Singsang die unaussprechlichen Worte. Ein ums andere Mal. Die Frauen steckten mittlerweile schon bis zu den Hüften im Boden. Doch wedelten sie weiterhin mit ihren Armen und gaben sich ganz ihrer Trance hin. Ihre Gesichter lächelten selig. Schließlich versanken sie ganz im tosenden Meer, das einmal der Fußboden gewesen war. Ein dumpfes Grollen erscholl – direkt aus den Tiefen des brodelnden Infernos. In einem diabolischen Crescendo steigerte es sich schnell und schien zugleich immer näher zu kommen. Die Wogen in dem magischen See peitschten fast bis zur Decke hinauf. Die Kerzen auf den dreizehn Leuchtern begannen hektisch zu flackern. Nur mit allergrößter Anstrengung konnte der Schreiber-Dämon mit heiserer Stimme gegen diese Geräuschkulisse anbrüllen. Unablässig sprach er die Formel.
Da endlich riss der Boden vollends auf. Eine Pranke kam zum Vorschein. Eine weitere folgte Sekunden später. Ein Kopf – der Körper. Schließlich stand der Bluthund in dem Kreis. Ein wahres Bündel an Muskeln und Kraft. Fast vier Meter lang erinnerte er an eine groteske Kreuzung aus Bulldogge und Krokodil. Unterarmlange Zähle ragten schräg aus seinem breiten Maul. Grünlicher Speichel tropfte ihm von den Lefzen. Da, wo er auf den Boden traf, zischte es bedenklich. Sein Rücken war mit dunkelgrünen Schuppen bedeckt und setzte sich in einem kräftigen Schwanz fort, der seitlich mit zwei knöchernen Spitzen besetzt war. Wer hier meinte, sich von hinten nähern zu können, der hatte schlechte Karten. Die Beine des Bluthundes erschienen kurz. Doch das täuschte; denn dank seiner übergroßen Muskelkraft war er ein ausdauernder Läufer. Und selbst im Sprint machte ihm kaum jemand etwas vor.
Schnüffelnd stand die fast schwarze Bestie in dem Kreis. Ihre roten Augen glühten regelrecht. Dann hob sie den flachen Kopf mit der platten Schnauze und stieß einen durchdringenden heulenden Schrei aus, der die ganze Halle erfüllte. Zrr’Gan’Drhu schaute zufrieden auf den Bluthund und machte ein paar Schritte auf ihn zu. Dabei materialisierte sich plötzlich wie aus dem Nichts ein bronzenes Halsband in der linken Pranke des Dämonenherrschers. Es schien perfekt um den Hals des Bluthundes zu passen. Beim Anblick des Halsbandes wurde die Bestie unruhig. Sie sprang im Kreis hin und her, ihr Schwanz peitschte durch die Luft. Schnell traten die Dämonensoldaten an den Leuchtern einige Schritte zurück – auch wenn sie wussten, dass der Bluthund den Kreis nicht durchdringen konnte. Die magischen Runen hielten die beschworene Dämonenbestie fest.
Mit gefletschten Zähnen kläffte sie den Dämonenfürst an und zeigte deutlich, was sie von dem Halsband und dem Gefängnis hielt, das sie umgab. Aber Zrr’Gan’Drhu zeigte sich völlig unbeeindruckt. Mit einem weiten Schritt trat er in den Kreis, ohne dabei eine der Runen zu beschädigen. Sofort sprang der Bluthund auf
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