Brennender Stahl: Die Schattensammler-Saga (Die Chroniken von Mondoria) (German Edition)
zurück. Einer davon sah dem ersten zum Verwechseln ähnlich: die gleiche grüne Reptiliengestalt. Der andere hingegen hob sich deutlich von den beiden ab – nicht nur, weil er sie um zwei Köpfe überragte. Seine schlanke Gestalt steckte in einer dunklen schweren Metallrüstung, aus der hier und da eiserne Dornen und Klingen herausragten. Sein mächtiges Schwert ruhte in einer reich verzierten Scheide, die ihm vom Gürtel baumelte. Seinen Helm trug der Dämon unter dem Arm. So konnte Br’ui seinen Kopf gut erkennen. Länglich und etwas nach hinten gezogen erinnerte er Br’ui ein wenig an sein eigenes Haupt. Allerdings wies dieser Kopf eine blasse, fast weiße Färbung auf. Nur die schmalen Lippen erstrahlten in einem kräftigen Rot und bildeten einen starken Kontrast – genauso wie die großen Augen. Zwei lange spitze Eckzähne ragten aus seinem Mund. Die wenigen schwarzen Haare, die er besaß, hatte der Dämon sorgfältig zu einem Zopf zusammengebunden, der ihm locker auf den Rücken herabfiel. Irgendwie wirkte er ein wenig hochnäsig.
‚ Ein Jäger. ‘ Die Worte manifestierten sich in Br’uis Geist. Dieser Dämon dort verfügte also auch über die Fähigkeit der Telepathie. Br’ui gefiel das. Neugierig schaute er ihn an und bestätigte seine Feststellung. ‚ Du gehörst zu einer fremden Brut. ‘, fügte der Dämon hinzu, ‚ Woher kommst du? ‘ Auch über diese Worte wunderte der Jäger sich nicht. Für einen Telepathen stellte es keine Schwierigkeit dar, die Signatur eines Dämonen zu lesen. Jede Brut besaß ihre eigene mentale Zeichnung, die sie unverwechselbar machte. Bruten, die miteinander verwandt waren, hatten ähnliche Signaturen. So konnte der andere leicht an Br’uis Signatur erkennen, dass er von weit her kam.
Kurz überlegte der Jäger, wie er reagieren sollte. Selbstverständlich verfügte er über Techniken, seine Gedanken gegen die Telepathie abzuschotten. So war es seinem Gegenüber unmöglich, tiefer in seine Gedankenwelt einzutauchen. Auf diese Weise konnte man selbst bei Anwendung der Telepathie die Unwahrheit sagen, ohne dass es offensichtlich wurde. Aber dann fragte er sich zu Recht, was wohl der Sinn solch eines Manövers wäre. Schließlich saß er hier fest. Gestrandet an einem unbekannten Ort. Wo sich seine Beute befand, konnte er bestenfalls ahnen. In der Nähe hielt sie sich auf jeden Fall nicht auf. So weit war er von der Erfüllung seines Auftrags bislang noch nicht entfernt gewesen. Und wenn er zurück ins Spiel kommen wollte, dann suchte er sich besser Unterstützung. Also erzählte er bereitwillig von Zrr’Gan’Drhu und dem Auftrag, den er von ihm erhalten hatte – von der Axt – von den Menschen und den Grünhäuten und dem langen Weg, den sie schon zurückgelegt hatten – von dem missglückten Attentat und dem Verlust seiner Brüder – von seinem Absturz in dem eisigen Sturm.
Als er fertig war, musterte ihn der fremde Dämon eine ganze Weile, ohne etwas zu sagen. Anscheinend dachte er darüber nach, ob sein Gefangener ihm wohl die Wahrheit gesagt hatte. ‚ Was will denn dein Herr mit dieser Axt? ‘, fragte er schließlich. ‚ Ich weiß es nicht. ‘, gab Br’ui wahrheitsgemäß zurück. ‚ Zu solchen Informationen lässt mein Herr sich nicht herab. Ihn interessiert nur, dass sein Wille umgesetzt wird. Seine Pläne behält er für sich. ‘ Der blasse Dämon grinste. ‚ Das kommt mir sehr bekannt vor. ‘ Dann gab er den Echsen-Dämonen ein kurzes Zeichen mit der Hand. Augenblicklich traten sie vor und lösten die Fesseln, mit denen Br’ui an die Pritsche gebunden war. Dankbar setzte der Jäger sich auf und bewegte vorsichtig seine Gliedmaßen. Wie gut es tat, wenn sie wieder anständig mit Blut versorgt wurden.
‚Als Gefangener wirst du deinen Auftrag gewiss nicht erfüllen . ‘, ergriff der fremde Dämon noch einmal das Wort. ‚ Mein Name ist übrigens Duk’uh. Ich befehlige einige Truppen hier. Vielleicht können wir uns gegenseitig noch von Nutzen sein. ‘ Nun stellte sich auch Br’ui vor. ‚ Darf ich fragen, wo ich mich hier befinde. ‘, fügte er höflich hinzu. Duk’uh deutete mit dem Arm auf die Tür. ‚ Am besten zeige ich es dir. Folge mir einfach. ‘
Kapitel 41
Mit dem Schlitten kamen sie viel besser voran. Gezogen von acht kräftigen Hunden glitten die Kufen mühelos durch den tiefen Schnee. Die Mystiker hatten ihnen das Gefährt freundlich angeboten – und schon jetzt wollten die Schattensammler es nicht mehr missen. Ihr
Weitere Kostenlose Bücher