Brennender Stahl: Die Schattensammler-Saga (Die Chroniken von Mondoria) (German Edition)
Gepäck und einige neue Vorräte ließen sich wunderbar darauf verstauen. Sie brauchten all das Zeug nicht mehr schleppen, konnten ihre Kräfte schonen. Zwischen den Säcken und Kisten saßen Rasmus und Bernhard. Lange hatten sie diskutiert, ob die beiden angeschlagenen Nordmänner überhaupt mitkommen sollten. Insbesondere Snip hatte darauf gedrungen, dass sie bei den Mystikern im Unterschlupf blieben und sich ordentlich auskurierten. Aber da hatte er die Rechnung ohne den nordischen Dickkopf gemacht. Eisern beharrten sie darauf, weiter mit dabei zu sein. Die Verletzungen würden sie nicht behindern. Unablässig redeten sie auf die anderen ein. Und am Ende setzten die beiden sich durch. Rasmus‘ Verletzung schränkte ihn allerdings immer noch deutlich ein. Er konnte zwar schon wieder einigermaßen laufen, an Rennen oder gar schnelle Ausweichmanöver war allerdings nicht zu denken. Aus dem Kampfgeschehen sollte er sich noch für eine Weile tunlichst heraushalten.
Bei dem Mystiker lag die Schwere der Verletzung auf einer anderen Ebene. Körperlich hatte er sich weitgehend erholt. Die Wunden heilten gut. Seine allgemeine Fitness und Beweglichkeit hatten ohnehin nicht groß gelitten. Da gab es nicht die geringsten Einschränkungen. Auf der anderen Seite wog der Verlust eines Auges natürlich sehr schwer für jemanden wie ihn. Seine Fähigkeiten als Mystiker basierten auf seiner Wahrnehmung – darauf, dass seine Sinne perfekt funktionierten. Und mit nur einem Auge… Seit der Rückkehr aus dem Reich der Schatten wirkte Bernhard niedergeschlagen. Bisweilen regelrecht schwermütig. Er grübelte viel, haderte innerlich mit seinem Schicksal. Sprechen wollte er allerdings nicht darüber. Das, was ihm da wiederfahren war, musste er mit sich selbst ausmachen. Schließlich war es seine Aktion, die zu der Rückkopplung geführt und ihn dann auf so tragische Weise verletzt hatte.
Mehrere Tage lang hatten die Schattensammler und die Nordmänner nach weiteren wichtigen Informationen gesucht. Vorsichtig fügten sie das, was ihnen der Geist von Aelfjur erzählt hatte, in das Gesamtbild ein, das sie bisher vor sich hatten. Stimmte das, was er ihnen über die Flüssigkeit in dem Dorn erzählt hatte, überhaupt? Waren diese Brutmütter der Schlüssel, um die Macht der Axt wieder vollständig zu aktivieren? Oder hatte er ihnen da einen Bären aufgebunden, um sie zu täuschen und in ihr Verderben zu führen? Vollständig sicher konnten sie sich nicht sein – so oder so. Doch vieles sprach dafür, dass der tote Mystiker ihnen die Wahrheit gesagt hatte. Eine ganze Nacht lang hatten sie die Argumente hin und her bewegt. Auf der Haben-Seite stand schließlich das Wissen darum, dass der Geist Aelfjurs wenig Zeit hatte, sich solch eine Lügengeschichte auszudenken. Durch die Beschwörung hatten die Mystiker ihn überrumpelt, ihn von dort losgerissen, wo er sonst sein Dasein fristete. Wo auch immer das sein mochte. Dazu kam der massive Druck, den Olof und auch der fehlgeschlagene Versuch von Bernhard auf ihn ausgeübt hatten. Schließlich spürte man Aelfjur einen perfiden Stolz auf seine Tat an. Er sah sich als eigentlichen Schöpfer der Axt, als genialen Kopf, der diese Waffe erst ermöglicht hatte. Und dieser hochmütige Stolz ließ es kaum zu, die Unwahrheit zu sagen. Schließlich sollte alle Welt wissen, was er geschafft und geschaffen hatte.
Auf der Soll-Seite hingegen stand die schnöde Erkenntnis, dass man sich auf solche Kreaturen besser nie vollständig verlassen konnte. Dieser Mystiker hatte etwas Böses an sich. Und allein das sollte Warnung genug sein. Deshalb stellten sie zusätzlich eigene Nachforschungen an. Sie mussten mehr über die Brutmütter herausfinden. Die Mystiker aus dem Unterschlupf zogen sich zurück, um ihre Forschungen und Rituale zu praktizieren. Bernhard schloss sich ihnen etwas missmutig an. Vielleicht konnte er ja helfen – mit seinem einen Auge. Und auch Bardinius suchte sich ein stilles Örtchen, um mit Hilfe von Orbin etwas Licht ins verworrene Dunkel zu bringen. Schließlich besaßen sie da ihre ganz eigenen Methoden. Einige Stunden später kamen sie wieder zusammen. Als erste berichteten die Mystiker von dem, was sie herausgefunden hatten. Brutmütter existierten tatsächlich. Es handelte sich bei ihnen um dämonische Wesen, deren einzige Aufgabe es zu sein schien, neue Dämonen zu produzieren. Eine einzige von ihnen brachte bis zu zweitausend Dämonen pro Jahr zur Welt. Allein schon bei dem Gedanken
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