Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Brennender Stahl: Die Schattensammler-Saga (Die Chroniken von Mondoria) (German Edition)

Brennender Stahl: Die Schattensammler-Saga (Die Chroniken von Mondoria) (German Edition)

Titel: Brennender Stahl: Die Schattensammler-Saga (Die Chroniken von Mondoria) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Muther , Urs Muther
Vom Netzwerk:
beiseite. Es musste real sein! Das eine Ende band er sich um den Bauch, das andere drückte er Olof in die Hand. „Ich werde vorangehen und schauen, wohin die Brücke führt. Wenn etwas schief geht, dann zieht mich heraus.“ Die anderen beiden nickten wortlos. Dann machte sich Snip auf den Weg. Vor jedem Schritt tastete er mit dem Fuß akribisch die Brücke vor sich ab – immer in der Sorge, dass sie nicht halten oder einfach nicht mehr existieren würde. Doch nichts dergleichen passierte. Dafür endete die Brücke nach einiger Zeit abrupt. Mitten in der Luft brach sie ab und führte nicht mehr weiter. Als hätte ein riesiges Schwert das andere Ende einfach abgeschlagen. Leicht verwirrt schaute Snip sich um, suchte nach einem Hinweis darauf, wo und wie es weitergehen könnte. Aber er konnte beim besten Willen nichts finden. Vorsichtig tastete er mit dem Fuß in der Luft um die Brücke herum. Vielleicht setzte sie sich ja unsichtbar fort. An diesem Ort war schließlich alles möglich. Ein ums andere Mal glitt sein Fuß in die Leere. Schließlich hatte er alle Stellen ausprobiert. Resignation machte sich in ihm breit. Wie sollten sie auf dem Weg vorankommen, wenn es überhaupt keinen Weg mehr gab?
    „Halloooo …“, vernahm Snip da plötzlich eine entfernte Stimme. Leise hallte sie zu ihm herüber. „Hiieeerrrr…“, ertönte sie wieder. „Ich warte auf dich . “ Zuckersüß schmeichelten sich die Worte in seine Ohren hinein und setzten sich in seinem Kopf fest. Neugier erfüllte ihn – und so etwas wie Sehnsucht. Er wollte wissen wer da rief. Ja, im Grunde genommen wollte er dorthin – wo auch immer das war. „Snip, wo bist du ?“ Irgendwie kam ihm die Stimme sogar bekannt vor. Wer war das nur? Trotz allen Grübelns fiel es ihm einfach nicht ein. „Ich brauche dich, komm zu mir! Hilf mir!“ Snips Beine fingen an zu zucken. Ein Sprung, und er wäre da. So einfach. Ohne dass er es wirklich wollte, schoben sich seine Füße immer dichter an den Rand der Brücke heran. „Lass mich nicht im Stich. Nicht noch einmal…“ Die Worte bohrten sich wie Dolche in sein Herz. Wen hatte er denn im Stich gelassen? Wessen Stimme war das? Immer stärker bestimmten diese Fragen sein Denken. Und es gab doch nur die eine Möglichkeit, es herauszufinden. Er musste springen. „Ja, tu es. Komm zu mir. Alles wird gut.“
    Mittlerweile stand der Goblin direkt am Rand der Brücke. Ein letzter Schritt noch. Dann wäre es vollbracht. Die Sehnsucht pochte so stark in seinen Schläfen. Sie zerrte an ihm, zog ihn, drängte alles andere in den Hintergrund. Nur das Seil stellte noch ein Hindernis dar. Kurzerhand griff er nach seinem Dolch. Ein rascher Schnitt, und er wäre davon befreit. Mit geistesabwesendem Blick senkte er die Schneide auf das Seil. Doch da stieg auf einmal und unvermittelt ein anderes Gefühl in ihm auf, das der Sehnsucht Konkurrenz machte. Wut erfüllte ihn. Woher sie kam, vermochte er nicht zu sagen. Doch sie breitete sich rasend schnell in ihm aus. Er war wütend auf alles. Stinksauer. Mehr und mehr drängte sie die Sehnsucht beiseite. Die Stimme aus der Tiefe wimmerte verzweifelt. Aber das zählte nicht mehr. Ja, im Grunde genommen war Snip auch wütend auf sie. Und auf sich. Warum brachte er sich immer wieder in solche Situationen? Zornig stampfte er mit dem Fuß auf den Boden auf. Ein feiner Riss breitete sich von der Stelle aus, wo sein Fuß den Boden getroffen hatte. Nicht nur auf dem Weg, sondern in den Abgrund hinein, mitten durch die Luft. Die Illusion bekam Sprünge. Erneut stampfte er wütend auf. Immer wieder. Ein Riss nach dem anderen schoss durch die Luft, bis schließlich alles um ihn herum in tausend Scherben zerfiel. Kein Abgrund war mehr zu sehen. Keine Brücke. Nur der Weg, auf dem sie die ganze Zeit über gegangen waren. Der mit den gelben Steinen. Wenig später hatten seine Gefährten Snip erreicht und beglückwünschten ihn zu seinem Erfolg. Nur erklären konnte er all das nicht, was ihm da gerade widerfahren war. Zu verwirrend! Diese Welt zehrte wirklich an ihren Kräften. Es wurde Zeit, dass sie ihren Auftrag abschlossen und zurückkehrten.
    Nach einem weiteren Fußmarsch führte der gelbe Pfad sie schließlich auf eine grüne Wiese. Gerade in dem Moment, als sie sie betraten, erschien direkte vor ihnen, wie aus dem Nichts, eine Gestalt: ein Mensch, gekleidet in Gewänder, wie sie typisch für den Stand der Mystiker waren. Hager und blass mit einer langen Nase. Leicht verwundert schaute

Weitere Kostenlose Bücher