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Brennender Stahl (von Hassel)

Brennender Stahl (von Hassel)

Titel: Brennender Stahl (von Hassel) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Brendt
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Abertausende von Reflektionen zurück. Es sah aus, als würde das Boot auf einer See aus geschmolzenem Metall schwimmen. Doch in Wirklichkeit machte das grelle Licht es schwer, etwas zu erkennen.
    Auch der Kommandant hatte Mühe, die einzelne Rauchsäule zu erkennen. Wie eine kleine dürre Feder stand sie am Horizont. Das dazugehörige Schiff war noch nicht sichtbar. Rund zwanzig Meilen. Nachdenklich ließ er das Glass sinken: »Er scheint direkt vor uns her zu laufen.«
    Hentrich nickte: »Wir sind ziemlich abseits der Schifffahrtslinien. Es könnte die Kurland sein. Wir sind nahezu am Treffpunkt und sie kommt ja auch von Norden. Vielleicht dampft sie auf dem gleichen Kurs um sich von den Fliegern aus Freetown freizuhalten?«
    »Sie könnten Recht haben. Mal sehen, was unser Funker meint.« Er beugte sich über das Sprachrohr: »Funkmaat ans GHG! Frage: Wer sitzt jetzt dran?«
    »Matrose Olm, Herr Kaleun!«, die Stimme des Zentralemaaten klang neugierig.
    Der Kommandant grinste freudlos: »Fragen Sie mal den Olm, was er in etwa Null-Eins-Null hat. So  rund in zwanzig Meilen Abstand.« Er richtete sich wieder auf und sah seinen IWO an. »Olm ist jung aber er ist nicht schlecht. Aber zwanzig Meilen und das Boot an der Oberfläche, da braucht er schon etwas Glück.«
    Der Oberleutnant sah den Kommandanten prüfend an: »Was denken Sie, Herr Kaleun?«
    Von Hassel zögerte. »Ich denke, wir sollten vorsichtig sein. Das ist eine helle, kaum zu sehende Dampferfahne. Eine moderne Maschinenanlage, die gutes Öl verbrennt.« Wieder blickte er zu der Rauchsäule hinüber. Sie war kaum zu erkennen und erschien sehr hell. Er nickte. »Die Kurland wurde in Vigo ausgerüstet. Glauben Sie, dort hat man ihr den besten Brennstoff gegeben?«
    Der Oberleutnant betrachtete den Horizont: »Ein Engländer? Dann steht er aber genau da, wo die Kurland ...« Er brach ab und starrte von Hassel an.
    Der Kommandant nickte nachdenklich. »Abwarten, ich kann mich auch täuschen. Aber Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste. Behalten sie den Vogel im Auge, ich bin unten und höre mir mal an, was die Funker haben.«
    »Jawoll, Herr Kaleun!«
    Von Hassel beugte sich über das offene Turmluk: »Ein Mann nach unten!« Dann verschwand er auch schon in dem engen Schacht. Die Seestiefel trafen mit lautem Knall auf das Stahldeck. Er sah sich um. Die Männer in der Zentrale sahen ihn alle neugierig an, aber bisher hatte er ihnen wenig zu sagen.
    Im Funkschapp saßen Olm und Rückert und lauschten angestrengt in die Kopfhörer. Als er sich näherte, streifte der Matrose den Kopfhörer ab und reichte ihn von Hassel. »Hier, Herr Kaleun, hören Sie selber!«
    Der Kommandant streifte sich die Hörer über den Kopf und lauschte mit geschlossenen Augen. Zuerst hörte er gar nichts. Dann begriff er, dass das falsch war. Es gab Geräusche. Die vielen üblichen Geräusche unter Wasser. Aber nicht mehr. Verblüfft öffnete er die Augen und sah den konzentriert lauschenden Rückert an: »Ich höre gar nichts!«
    Der Funkmaat lächelte flüchtig. »Ich höre ihn, aber sehr schwach. Wenn wir getaucht wären, wäre es besser.«
    »Was haben Sie, Rückert?«
    Willi Rückert verzog das Gesicht: »Das hört sich seltsam an. Ich denke, es sind mindestens zwei Schrauben und sie laufen mit kleiner Fahrt. Turbinenantrieb.«
    Zwei Schrauben und Turbinenantrieb. Also kein normaler Frachter. Aber die Kurland war auch kein normaler Frachter. Zusammen mit ihren Schwestern war sie dafür gebaut worden, Kriegsschiffe weit draußen im Atlantik zu versorgen. Tausende von Tonnen Brennstoff, Munition und Versorgungsgüter aller Art - das Ding war ein verdammtes schwimmendes Kaufhaus und eigentlich viel zu groß um ein einzelnes U-Boot zu versorgen, aber sie waren nun einmal alle hier, ob sie wollten oder nicht. Oder sollten es sein. Zwei Schrauben und Turbinenantrieb. Die Beschreibung passte. Aber sie passte auch genauso auf die meisten leichten Kreuzer der Tommies. Es würde auch passen, dass das Troßschiff mit kleiner Fahrt hin und her kreuzte. Schließlich wartete die Kurland ja auf ein U-Boot. Aber irgendwie hatte von Hassel trotzdem ein komisches Gefühl. War er grundlos nervös? Oder stimmte wirklich etwas nicht? Er konnte es nicht greifen. Aber irgendetwas musste er tun.
    »In Ordnung, Rückert. Wir werden tauchen, vielleicht kriegen sie ihn dann besser!« Von Hassel reichte den Kopfhörer an Olm zurück. Er würde sich blind auf die Funker verlassen müssen. Verdammt noch

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