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Brennendes Land

Brennendes Land

Titel: Brennendes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruce Sterling
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Stirn.
    »Ist ja gut«, sagte Oscar. »Vergiss mal einen Moment die Arbeit. Ich habe Mitarbeiter. Wir können dir alles beschaffen, was du brauchst.«
    Sie hatte gerade einen Durchhänger: Zweifel und Bitterkeit. »Komm, ich zeige dir das Haus«, meinte Oscar munter. »Das macht Spaß.«
    Er geleitete sie ins Wohnzimmer. Möbliert war es mit einem elliptischen Tisch von Piet Heim, Freischwingersesseln aus Stahlrohr und Birkenholz und einem aufblasbaren Sofa aus Polyvinyl.
    »Du hast ja moderne Kunst.«
    »Das ist mein Kandinsky. Komposition VIII, von 1923.« Er berührte den Rahmen, rückte ihn um eine Haaresbreite zurecht. »Keine Ahnung, weshalb man das immer noch als ›moderne Kunst‹ bezeichnet, obwohl es mittlerweile hundertzwanzig Jahre alt ist.«
    Greta betrachtete eingehend die farbenprächtige Leinwand, schaute nachdenklich Oscar an, wandte sich wieder dem Gemälde zu. »Weshalb bezeichnet man das überhaupt als ›Kunst‹? Ich sehe da bloß ein großes Durcheinander von Dreiecken und Farbklecksen.«
    »Ich verstehe, dass es diese Wirkung auf dich hat, aber das liegt daran, dass du keinen Geschmack hast.« Oscar verkniff sich ein Seufzen. »Kandinsky war mit allen bedeutenden Künstlergruppen seiner Zeit bekannt: mit dem Blauen Reiter, den Surrealisten, Suprematisten, Futuristen… Kandinsky war ein Großer.«
    »Hast du viel Geld dafür bezahlt?«
    »Nein, hab’s billig bei einem Ramschverkauf des Guggenheim Museums bekommen. Die ganze Kunst aus der Zeit zwischen 1914 und 1989 – die kommunistische Ära weißt du, die Essenz des zwanzigsten Jahrhunderts – ist jetzt völlig aus der Mode. Kandinsky ist das genaue Gegenteil der heutigen ›modernen Kunst‹, aber ich halte ihn noch immer für unbedingt relevant, weißt du. Wassily Kandinsky spricht mich wirklich an. Wenn er heute noch leben würde… Ich glaube, er hätte dies alles verstanden.«
    Sie schüttelte etwas benommen den Kopf. »Moderne Kunst… Wie sind sie damit bloß durchgekommen? Das ist doch ein einziger Beschiss.« Plötzlich musste sie niesen. »Entschuldigung. Meine Allergien machen sich bemerkbar.«
    »Komm mit.«
    Er führte sie zu seinem Mediencenter. Auf diesen Raum war er besonders stolz. Es war ein moderner Einsatzraum im zeitgenössischen Stil. An der Wand waren Stühle aus gelochtem Aluminium vor modularen Speichereinheiten mit Flachbildschirmen gestapelt. Dänische Regale, ein Handwagen, bunte Plastikbürokörbe von Kartell. Hübsche Mailänder Lampen… Kein Firlefanz, nichts Überflüssiges. Alles zurückgestutzt, ganz und gar effizient und nüchtern.
    »Das gefällt mir«, sagte Greta. »Ich könnte mir vorstellen, in einer solchen Umgebung zu arbeiten.«
    »Das freut mich. Ich hoffe, die Gelegenheit ergibt sich.«
    Sie lächelte. »Warum nicht? Es gefällt mir hier. Der Raum entspricht dir.«
    Er war gerührt. »Das ist nett, dass du das sagst, aber ich sollte wohl ehrlich sein… Die Ausstattung ist nicht von mir. Ich meine, den Kandinsky habe ich schon ausgesucht, aber nachdem ich meine Start-up-Firma verkauft hatte, habe ich das Haus gekauft und eine Innenarchitektin angestellt… Damals habe ich mich sehr aufs Haus konzentriert. Wir waren Monate damit beschäftigt. Giovanna hat hervorragende Arbeit geleistet, wir haben die Antiquitätenmärkte abgegrast…«
    »Giovanna«, sagte sie. »Ein hübscher Name. Sie war bestimmt sehr elegant.«
    »Das war sie, aber es hat nicht geklappt.«
    Greta musterte die Kontrolllampen und die funkelnden gestapelten Stühle mit plötzlichem Misstrauen. »Und dann war da noch diese andere Frau – die Journalistin. Sie hat den Medienraum bestimmt sehr gemocht.«
    »Clara hat hier gewohnt! Das war ihr Zuhause.«
    »Und jetzt ist sie in den Niederlanden?«
    »Ja, sie ist fortgegangen. Das hat auch nicht geklappt.«
    »Wieso klappt es bei dir nicht, Oscar?«
    »Keine Ahnung«, sagte er. Er steckte die Hände in die Hosentaschen. »Das ist eine gute Frage, nicht wahr?«
    »Na ja«, meinte sie, »die Frage mag schon gut sein, aber vielleicht hätte ich sie nicht stellen sollen.«
    »Nein, Greta, ich mag es, wenn du betrunken und gereizt bei mir auftauchst.«
    »Das soll ich dir glauben?«
    Er verschränkte die Arme. »Dann will ich dich mal richtig auf die Palme bringen. Weißt du, ich bin das Produkt ungewöhnlicher Umstände. Ich bin in einer ganz besonderen Umgebung aufgewachsen. In Logan Valparaisos Traumhaus. Eine klassische Hollywoodvilla. Mit Tennisplätzen. Palmen. Alles mit

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