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Brennendes Land

Brennendes Land

Titel: Brennendes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruce Sterling
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Monogrammen versehen, Zebrafelle und vergoldete Wasserhähne. Eine große Spielwiese für Logans Freunde, für all diese Millionäre, die in Mexiko reich geworden sind, und die Dopezaren aus dem amerikanischen Süden. Mein Dad hatte den denkbar schlechtesten Geschmack. Ich wollte, dass es hier anders aussieht.«
    »Und was ist daran anders?«
    »Nichts«, antwortete er bitter. »Ich wollte, das mein Zuhause einzigartig ist. Aber dieses Haus ist unwirklich. Weil ich keine Familie habe. Hier hat nie eine Frau gewohnt, der so viel an mir gelegen hätte, dass sie geblieben wäre. Ich selbst bin auch nur selten hier. Ich bin ständig unterwegs. Deshalb ist das Haus ein einziger Schwindel. Eine leere Fassade. Ich habe alles versucht, aber es war bloß eine törichte Phantasie, es ist alles gescheitert.« Er zuckte die Achseln. »Willkommen zu Hause.«
    Sie schaute betreten drein. »Hör mal, das hab ich nicht gesagt.«
    »Aber du hast es gedacht.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Du weißt nicht, was ich denke.«
    »Mag sein, du bist mir geistig überlegen. Aber ich weiß, wie du empfindest.«
    »Das weißt du auch nicht.«
    »Doch, das weiß ich. Natürlich weiß ich das. Das entnehme ich deinen Worten. Deinen Gesten. Deiner Mimik.« Er lächelte. »Schließlich bin ich Politiker.«
    Sie schlug sich die Hand vor den Mund.
    Dann umarmte sie ihn unvermittelt und drückte ihm einen feuchten Kuss auf die Oberlippe. Er schlang die Arme um ihren schlanken Leib. Sie fühlte sich magnetisch an, hypnotisch, einfach umwerfend.
    Sie beugte sich lachend in seiner fester werdenden Umarmung zurück.
    Er zog sie zum aufblasbaren Sofa. Es quietschte, als sie darauf niedersanken. Er vergrub sein Gesicht an ihrem Hals.
    Sie schob ihm ihre schmale Hand unter den Hemdkragen. Er erkundete mit der Zunge ihr Kinn. Die wundervollen Höhlungen unter den Ohrläppchen. Die gestrafften Halssehnen.
    Ihre Lippen lösten sich nur mühsam voneinander, als klebten sie aneinander. Greta wich einen Handbreit zurück. »Ich bin eifersüchtig«, sagte sie. »Das ist alles neu für mich.«
    »Ich könnte dir alles erklären, weißt du.«
    »Keine Erklärungen. Ich wette, im Schlafzimmerschrank sind noch Clares Kleider.« Sie lachte. »Zeig sie mir. Ich möchte sie sehen.«
    Oben angelangt, drehte sie sich im Kreis und schwang leicht torkelnd die Handtasche. »Also, das Zimmer ist wirklich erstaunlich. Deine Kleiderschränke sind größer als mein Schlafzimmer.«
    Er zog die Schuhe aus. Er streifte die Socken ab. Er machte sich an den Manschettenknöpfen zu schaffen. Weshalb dauerte es immer so lange, sich auszuziehen? Warum verschwanden Kleider nicht einfach, damit man gleich zur Sache kommen konnte? In Filmen verschwanden die Kleider immer.
    »Ist das echtes Wildleder? Du hast Ledertapeten?«
    Er sah zu ihr hin. »Soll ich dir beim Ausziehen helfen?«
    »Es geht schon. Dass du mir einmal die Kleider vom Leib gerissen hast, reicht völlig.«
    Sechs endlose Minuten später lag er keuchend in den Laken. Sie zog sich ins Bad zurück; ihr Haar war verwuschelt, ihre Wangen gerötet. Er hörte, wie sie erst das Bidet und dann alle anderen Wasserhähne anstellte – die Dusche, die Badewanne, das weiße und das schwarze Waschbecken. Greta experimentierte, sie testete die Ausrüstung. Er lag da, atmete tief und fühlte sich eigentümlich zufrieden, etwa wie ein kleines, aber brillantes Kind, das mit einem Stecken ein Bonbon unter einer Tür hervorgefischt hat.
    Greta kam vom Duschen zurückgetappt, das schwarze Haar glatt anliegend und tropfnass, die Augen so glänzend wie die eines Wiesels. Sie schlüpfte ins Bett und umarmte ihn, feucht, mit kalten Füßen und nach teurem Shampoo duftend. Sie hielt ihn schweigend in den Armen. Er fiel in den Schlaf wie in eine Grube.
    Als er mit brummendem Schädel erwachte, stand Greta vor dem geöffneten Kleiderschrank und betrachtete sich in der Spiegeltür. Bekleidet war sie mit Slip und Socken, die sie sich verkehrt herum über die schmalen, kalten Füße gestreift hatte.
    Sie hielt sich ein Kleid an den Körper und ließ es auf sich wirken. Plötzlich erkannte Oscar das Kleid wieder. Er hatte Clare das Strandkleid gekauft, weil ihr Gelb so gut stand. Clare hatte es nicht gemocht, wie ihm jetzt wieder einfiel. Sie hatte das Kleid nicht ausstehen können. Clare mochte nicht einmal Gelb.
    »Was war das eben für ein Lärm?« krächzte er.
    »Irgendein Idiot hat unten gegen die Tür gehämmert«, antwortete Greta. Sie ließ das

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