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Brennendes Schicksal (German Edition)

Brennendes Schicksal (German Edition)

Titel: Brennendes Schicksal (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Hamilton
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einiger Entfernung und betrachtete die Vorgänge mit ungläubigem Staunen.
    »Mein Verlobter erwartet mich sicher schon«.
    Marissa stieß sich von der Hauswand ab und rannte mit gerafften Röcken die Gasse hinunter.
    Laura sah ihr kopfschüttelnd hinterher. Doch dann befand sie, dass Marissa Barbetta wohl wegen der bevorstehenden Hochzeit mit Damiani Sticci etwas aus dem Gleichgewicht geraten war, und setzte ihren Weg zum Markt fort.
    Sie schlenderte zwischen den Ständen umher und betrachtete neugierig die Auslagen. Gewöhnlich herrschte hier ein reges Gedränge. Mägde schubsten einander, Händlergehilfen schleppten Körbe und Stiegen herbei und schafften sich mit lauten Rufen Platz. Herrenlose Hunde und ein paar Ratten huschten zwischen den Beinen der Besucher umher, Fässer wurden gerollt, es wurde gerufen, angepriesen, gefeilscht, gelacht und gezetert.
    Heute jedoch konnte Laura ihren Weg ohne Rempeleien fortsetzen. Ja, es schien ihr sogar, als wichen die Leute ihr aus. Eine Magd grüßte schüchtern und bekreuzigte sich gleich danach. Blieb Laura an einem Stand etwas länger stehen, so gingen die anderen Schaulustigen rasch weiter.
    Schließlich war sie an dem Stand einer Olivenhändlerin angelangt. Verschiedene Kannen mit Öl standen auf der Auslage, eingelegte Oliven, mit Knoblauch oder Mandeln gefüllt, schwammen in Fässern.
    »Gebt mir ein wenig von der besten Sorte Eures Öls zum Kosten«, bat Laura die Händlerin.
    »Nehmt Euch. Nehmt die ganze Kanne. Dort, die ganz links ist es. Das beste Öl, das ich habe. Nehmt die Kanne, probiert zu Hause, so viel Ihr wollt, und geht weiter.«
    Laura schüttelte verwundert den Kopf. Sie sah die Olivenhändlerin an, in deren Augen ebenfalls Furcht flackerte. »Warum wollt Ihr mir nicht ein wenig von dem Öl auf ein Stück Brot träufeln, damit ich es kosten kann? Vielleicht schmeckt es mir nicht. Was soll ich da mit der ganzen Kanne?«
    »Nun, wenn es Euch nicht mundet, so schüttet es weg. Ich schenke Euch die Kanne. Nehmt sie und geht.«
    Allmählich wurde es Laura zu viel. »Was ist hier los?«, fragte sie streng und sah der Händlerin dabei fest in die Augen. »Warum fürchtet Ihr Euch vor mir?«
    Die Olivenhändlerin schüttelte hilflos den Kopf. Dann senkte sie den Blick und sagte leise: »Ich weiß, dass die Leute viel reden, wenn der Tag lang ist. Und ich weiß auch, dass die Hälfte davon ihrer Einbildungskraft entspringt. Ihr wart immer gut und freundlich, Signorina Laura. Doch wenn Ihr noch länger hier bei mir steht, so werde ich heute nichts verkaufen können. Bitte, geht weiter. Ich brauche das Geld, um Brot und Butter für meine Kinder kaufen zu können.«
    »Wollt Ihr damit sagen, dass ich Euch die Kunden vertreibe?«, fragte Laura.
    Die Olivenhändlerin nickte und schüttelte gleich darauf den Kopf. »Es muss nicht stimmen, was die Leute sagen. Aber viele glauben, was sie hören. Geht weiter, Signorina Laura, und nehmt Euch, was Euer Herz begehrt.«
    Verwundert verließ Laura den Stand und ging langsam weiter. Jetzt bemerkte sie auch, dass die Menschen ihr aus dem Weg gingen. Eine alte Frau, die mit ein paar Eiern und einem dürren Huhn am Rand des Marktplatzes auf dem Boden saß, streckte ihr ein Kreuz entgegen. Eine andere schrie auf, als Laura im Vorübergehen ihren Ärmel streifte.
    Kinder wurden von ihren Müttern fest an die Hand genommen, Lebensmittel, die sie geprüft hatte, verschwanden im Abfall. Ja, sogar die kleinen Beutelschneider und Taschendiebe hielten sich von ihr fern.
    Inzwischen war sie am Ende des Marktes angelangt. Vor dem Eingang einer Kirche hatte ein Ablasshändler sich niedergelassen. Im Allgemeinen hielten die Sieneser ihr Geld zusammen und steckten eine Spende nur an den Sonn- und Feiertagen in den Klingelbeutel der Kirche. Doch heute drängte sich eine große Schar um den Ablasshändler. Es schien, als wäre ganz Siena damit beschäftigt, sich von seinen Sünden zu befreien. Als hätten alle Angst.
    Laura ging näher. Als die Menschen sie bemerkten, bildeten sie eine Gasse, sodass Laura unbehelligt bis zu dem Händler vordringen konnte. Jetzt wollte sie es wissen.
    »Verkauft mir einen Ablasszettel«, rief sie laut.
    Der Händler sah sie an. Auch in seinen Augen erkannte Laura Furcht, doch die Gier und die Aussicht auf das beste Geschäft seines Lebens gewannen die Oberhand über den Fluchtinstinkt des Ablasshändlers.
    »Wie viele Zettel braucht Ihr, Signorina? Der Papst lässt in Rom den Petersdom bauen. Jedes einzelne

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