Brennendes Schicksal (German Edition)
zu behagen. »Willst du damit sagen, dass du nicht wünschst, meine Frau zu werden?«
Laura richtete sich auf. »Ich bin dir heute im Wege«, sagte sie und ließ Angelo ihre Traurigkeit deutlich spüren. »Deshalb werde ich jetzt gehen. Du kannst jedoch jederzeit nach mir schicken. Ich bin für dich da, Angelo. Was auch geschieht.«
»Was sollte denn noch geschehen?«, fragte er, noch immer argwöhnisch.
Sie zuckte mit den Achseln. »Ich habe keine Ahnung. Aber du fürchtest dich vor etwas, das spüre ich deutlich. Es ist schade, dass du nicht mit mir darüber sprechen möchtest.«
Sie ging zur Tür, drehte sich noch einmal um und sagte leise: »Hole dir Spiegel in dein Schlafkabinett, Angelo. Geister haben kein Spiegelbild. Sie fürchten deshalb Räume, in denen solche stehen.«
Angelo starrte sie aus weit aufgerissenen Augen an, doch Laura wandte sich ab und ging hinaus.
Wenig später saß sie bei Gianna im Wohnzimmer und weinte bittere Tränen.
»Was soll ich nur tun, Schwester?«, fragte sie verzweifelt, nach dem sie Gianna alles, was vorgefallen war, bis ins Kleinste geschildert hatte.
»Da ist guter Rat teuer«, erwiderte Gianna hilflos und machte sich an dem Blumenstrauß zu schaffen, den ihr Mimmo tags zuvor im Garten gepflückt hatte.
»Wenn der Bürgermeister in eurer Liebe plötzlich die Ursache all seines Unglücks vermutet, so sehe ich zwei Möglichkeiten.«
»Welche?«, fragte Laura.
»Nun, die eine wäre der Beweis, dass ihn das Unglück auch heimsucht, wenn du nicht in seiner Nähe bist. Die zweite Möglichkeit aber wäre, dass die guten Geister der Liebe gegen die bösen Mächte der Angst kämpfen. Schlag Circe da Volterra mit ihren eigenen Mitteln. Du kennst sie gut. Also müsste es dir gelingen.«
»Wie stellst du dir das vor, Gianna?«
»Du musst herausfinden, wer hinter Circe da Volterra steckt. Hast du ihn und den Grund dafür gefunden, so bist du einen großen Schritt weiter.«
»Hmm«, machte Laura. »Sie erhält des Öfteren Briefe, die ein Bote überbringt. Wenn ich wüsste, was in diesen Briefen steht, so wäre mir wohl geholfen. Doch der Bote kennt mich. Er hat genaue Anweisungen, die Nachrichten nur an Circe da Volterra persönlich zu übergeben. Niemals käme ich über ihn an die geheimnisvollen Botschaften heran.«
»Kannst du ihre Abwesenheit nicht nutzen, um in ihren Gemächern Ausschau zu halten?«
Laura schüttelte den Kopf und streichelte ihren kleinen Neffen, der es sich auf ihrem Schoß gemütlich gemacht hatte. »Ich habe schon einmal danach gesucht, jedoch vergeblich. Nichts als ein Häufchen weißer Asche lag im Kohlebecken. Circe verbrennt die Briefe, nachdem sie sie gelesen hat!«
Einundzwanzigstes Kapitel
Einige Wochen waren vergangen. Laura hatte sich so gut es ging von Circe da Volterra fern gehalten, doch hatte sie sie sehr genau beobachtet.
Sie wusste, dass ihre Lehrerin beinahe jeden Tag im Palazzo Angelo da Matrangas verkehrte. Und sie ahnte, was sie mit ihren Besuchen bezweckte: Lauras Vertreibung aus Siena.
Sie, Circe da Volterra, wollte sich an Lauras Stelle setzen. Die Frage aber, auf die Laura noch immer keine Antwort wusste, lautete: Aus welchem Grunde? Und wer steckte dahinter?
Angelos Zustand hatte sich nicht merklich verbessert. Wenn man es genau betrachtete und den Visconte mit dem Mann verglich, der er noch vor wenigen Monaten gewesen war, so fiel das Ergebnis erschreckend aus.
»Sein Haar ist ganz weiß geworden«, hatte eine Magd einer anderen beim Wäschewaschen zugeflüstert. Laura, die etwas abseits stand und die Seifenlauge ansetzte, hatte es jedoch gehört.
»Ja, und die Falten in seinem Gesicht sind so zahlreich wie am Kragen des Papstes«, wusste die nächste zu berichten.
»Blass ist er im Gesicht, beinahe weiß. Die Lippen sind schmaler geworden, das Kinn kantiger. Abgenommen hat er, als hätte er eine Fastenkur hinter sich.«
»Nun, ich denke, da ist etwas dran. Hat der Bischof nicht oft genug von der Kanzel gepredigt, dass man das Böse am besten mit Fastenkuren und Geißelungen los wird? Das Gerücht, der Bürgermeister glaube an Dämonen und Geister, geht schon lange in der Stadt um.«
»Nun, wer glaubt nicht daran? Jeder gute Christenmensch ist schon einmal vom Teufel und seinen Gehilfen heimgesucht worden. Und du kannst nicht abstreiten, dass der Visconte derzeit eine wahre Pechsträhne hat.«
»Aber ist es nicht ein Zeichen für die Besessenheit von einem bösen Geist, wenn man in wenigen Wochen um Jahre altert?
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