Brennendes Schicksal (German Edition)
niedergelassen. Die Frauen waren in prächtige Roben gehüllt, Diademe funkelten, nackte Schultern schimmerten golden im Schein der Flammen. Leises Gelächter erfüllte den Raum. Es roch nach Gebratenem, Geschmortem und Gebackenem, dazu kamen die Duftwässer der Damen und das Sandelholz- und Moschusparfum der Herren.
Die Vorhänge waren noch nicht vorgezogen, die Fenster noch einen Spalt geöffnet. Die kühle Nachtluft, die von draußen hereinkam und das Duftgemisch noch um das Aroma der Pinienhaine und Zedern bereicherte, ließ die Vorhänge sanft schweben, als würden sie von Zauberhand berührt.
Angelo da Matranga stand mit seiner Gemahlin neben der großen, zweiflügeligen Tür und begrüßte die Gäste, die noch immer zahlreich hereinströmten.
Der Saal füllte sich, die Bediensteten kamen kaum mit dem Ausschenken des Weines hinterher, und die Ersten kratzten bereits mit dem ziselierten Silberbesteck über die Teller, doch noch immer konnte das Fest nicht beginnen, denn eine der Hauptpersonen, für Angelo da Matranga die Hauptperson schlechthin, fehlte noch: Laura.
Während der Visconte unruhig mit den Füßen über das polierte Holz des Bodens scharrte, saß Laura im halbdunklen Zimmer ihrer Lehrerin gegenüber.
»Circe, warum wollt Ihr nicht mitkommen?«, fragte sie nun wohl schon zum zehnten Mal.
»Ich habe Kopfweh. Am liebsten würde ich mich hinlegen und einen Lappen mit kaltem Essigwasser auf meine Stirn legen.«
»Es muss doch nicht für lange sein, aber ein Ball ohne Euch ist kein richtiger Ball. Ohne Euch wäre die Aufführung niemals ein solcher Erfolg geworden! Zwanzig Minuten hat der Beifall gedauert. Drei Mal musste ich eine Zugabe singen. Circe, Ihr dürft heute nicht krank sein, Ihr müsst einfach mitkommen!«
Die Erzieherin schüttelte den Kopf und betrachtete Laura, die schon im besten Kleid vor ihr stand. Der rote Seidenstoff schmiegte sich eng an den Oberkörper und betonte den üppigen Busen, den das Mieder kaum bändigen konnte. In Höhe der Hüften fiel das Kleid bis hinab auf den Boden, doch an den Schultern wurde es nur von einer goldenen Schärpe gehalten, sodass das junge, feste Fleisch wie Alabaster schimmerte.
Laura hatte sich das Haar zu einer kunstvollen Frisur aufstecken und mit kleinen Kämmchen, die mit Edelsteinen besetzt waren, schmücken lassen. Doch bei jeder Bewegung ihres Kopfes drohte die Frisur mit Auflösung. Schon hatte sich eine Strähne gelockert und fiel ihr seitlich über die Wange.
»Bitte, Circe da Volterra, tut es mir zuliebe.«
»Nein, meine Liebe. Ich weiß, wo ich heute am besten aufgehoben bin, und dieser Platz ist mein Bett.«
Laura überlegte, dann versuchte sie auf andere Art und Weise, Circe zu überreden.
»Denkt nur an die köstlichen Speisen und guten Weine. Es heißt, Angelo habe Fässer aus ganz Italien herbeischaffen lassen.«
Circe schüttelte den Kopf. »Es bleibt bei meinem Nein!«
»Können Euch nicht einmal die Männer locken? Denkt nur, welch vorteilhafte Bekanntschaften Ihr schließen könntet.«
Circes Gesicht veränderte sich. Selbst im Schein der Kerzen wirkte es hart und verschlossen. Sie biss die Zähne aufeinander, ihr Kinn wirkte kantig, die Lippen blutleer. So groß war ihre Veränderung, dass Laura erschrocken aufsprang.
»Was habt Ihr?«
Sogleich fasste sich Circe, legte eine Hand auf ihre Stirn und sagte mit kläglichem Ton: »Es ist mein Kopf. Die Schmerzen machen mich noch rasend.«
Jetzt nickte Laura. »Gut, wenn Ihr wirklich nicht wollt, so gehe ich allein. Der Knecht wird mich mit einer Fackel begleiten. Ich sage der Magd, dass sie nach Euch sehen soll. Und morgen, wenn es Euch besser geht, werde ich Euch alles erzählen.«
Während Laura an der Seite des Knechtes durch die dunklen Gassen der Stadt lief, drängte Beatrice da Matranga ihren Gatten, endlich das Fest zu eröffnen.
»Du kannst uns nicht länger warten lassen. Wenn die Dirne, die ich nur äußerst ungern in meinem Hause dulde, nicht pünktlich sein kann, nun, so muss sie eben sehen, was für sie von den Resten übrig bleibt.«
»Ich verbiete dir, so über Laura zu sprechen«, fuhr der Visconte sie an, doch Beatrice lachte nur hässlich und verzog die schmalen, bläulichen Lippen zu einem Strich.
Im selben Moment wurde verkündet, dass Alvaro del Gerez eingetroffen sei.
Der Visconte begrüßte ihn auf das Herzlichste, und auch Alvaro del Gerez überschüttete den Gastgeber mit Freundlichkeiten. Dabei huschte sein Blick über die Anwesenden
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