Brennendes Schicksal (German Edition)
mindestens einmal pro Woche an die Tür des Hauses klopfte. Auch die Veränderungen, die mit Circe da Volterra einhergingen, bemerkte sie kaum.
Auf die regelmäßigen Besuche Beatrices jedoch freute sie sich. Stundenlang verbrachten die beiden Frauen damit, jede noch so winzige Einzelheit der Entwicklung des kleinen Angelinos in aller Ausführlichkeit zu besprechen. Ja, es war tatsächlich so, dass Laura mehr Zeit mit Beatrice verbrachte als mit dem Vater des Kindes.
Laura hatte sich von der schwierigen Entbindung recht gut erholt, doch seit einigen Tagen ging es ihr ein wenig schlechter. Sie war blass und appetitlos, klagte über Unwohlsein, ohne körperliche Schmerzen zu haben.
»Das ist normal, meine Liebe«, wurde sie von Beatrice getröstet. »Schließlich hat sich in Eurem Körper viel getan. Viele Frauen bekommen im Wochenbett sogar Fieber. Lasst mich Eure Stirn fühlen!« Sie stand auf und legte die Hand auf Lauras Stirn.
Laura schloss die Augen und gab sich einen Augenblick lang einem wahrhaft köstlichen Gefühl hin. Ja, sie war jetzt eine Mutter, aber gleichzeitig vermisste sie ihre eigene Mutter, die in den Flammen der Schänke umgekommen war, auf das Schmerzlichste. Gianna, die ältere Schwester, konnte sie nicht ersetzen.
Wohlig seufzte Laura und schmiegte ihre Stirn in die warme Handfläche Beatrices. Sie sah nicht, dass die Ehefrau Angelo da Matrangas zufrieden lächelte.
»Nun«, sagte sie schließlich und zog ihre Hand weg. »Eure Stirn fühlt sich ein wenig heißer an als gewöhnlich. Ich werde Euch einen Sud brauen, der mir damals nach Orazios Geburt sehr geholfen hat. Gleich morgen bringe ich ihn vorbei. Doch jetzt erzählt: Hat Angelino gut geschlafen? Macht er nach dem Essen brav ein Bäuerchen?«
Laura wollte gerade begeistert antworten und sich in alle Einzelheiten ausgiebig vertiefen, da klopfte es an der Tür, und Angelo da Matranga trat ein. Als er seine Frau und seine Geliebte ins Plauderstündchen vertieft fand, erstarb das erwartungsvolle Lächeln auf seinen Lippen.
Nein, er hatte wahrhaftig keine Lust, sich dazu zu setzen und zu hören, dass auch Angelino unter Blähungen litt, wenn Laura Kohl gegessen und ihn danach gestillt hatte. Er wusste schon nicht mehr, wie sich die Haut seiner Geliebten anfühlte. Zu gern hätte er an ihrem Busen gelegen, ihre Schenkel gestreichelt, sich von ihr küssen und liebkosen lassen. Angelino war drei Wochen alt, und seit beinahe einem Vierteljahr hatte er nicht mehr bei seiner Geliebten gelegen. Sie küsste ihn noch, wenn er kam, schmiegte sich wohl auch für kurze Augenblicke an ihn, doch das war auch schon alles. Laura war derartig mit ihren Mutterpflichten beschäftigt, dass sich Angelo auf das Gröbste vernachlässigt fühlte.
Dazu noch Beatrice! Was war nur aus den Frauen in seiner Umgebung geworden?
Statt einer Ehefrau und einer wunderbaren Geliebten hatte er mittlerweile zwei Frauen in seiner Nähe, die sich beinahe ausschließlich mit sich selbst beschäftigten!
»Oh, wie ich sehe, komme ich gerade ungelegen«, stellte er auch schon im bitteren Tonfall fest.
»Aber nicht doch«, antwortete Beatrice an Lauras Stelle. »Wir freuen uns immer, dich zu sehen.«
Sie wies mit der Hand auf einen Stuhl. Angelo sah zu Laura. Diese lächelte ihn zwar freundlich an, doch der Glanz in ihren Augen, den er bei seinen früheren Besuchen so oft gesehen hatte, war verschwunden.
»Ich will nicht stören«, sagte er deshalb.
»Oh, ich wollte ohnehin gerade gehen. Nur noch zwei Sätze, dann bin ich schon weg«, versprach Beatrice. Sie nahm sich unaufgefordert die Karaffe von einem kleinen Tisch, der zwischen Lauras und ihrem Stuhl stand, und goss sich großzügig von dem gewürzten Wein ein. Dann griff sie nach einem Mandeltörtchen.
Angelo da Matranga sah, dass diese zwei Sätze noch gut und gern eine halbe Stunde dauern mochten. Am liebsten hätte er Beatrice eigenhändig rausgeworfen, um endlich einmal wieder mit Laura allein zu sein. Doch er wollte keinen Unfrieden.
»Nun, dann werde ich in der Zwischenzeit Circe da Volterra begrüßen und mich nach ihrem Befinden erkundigen«, erwiderte er und unterdrückte nur mit Mühe ein Seufzen.
»Das ist ein sehr galanter Gedanke«, stimmte Laura ihm zu, und Angelo da Matranga konnte überhaupt nicht aufhören, sich über seine Geliebte zu wundern, die ihn geradewegs zu einer Kurtisane schickte.
Er verneigte sich höflich, dann verließ er das Zimmer.
Im Gang verharrte er eine kleine Weile. Er war
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