Brennendes Schicksal (German Edition)
blieb vor der letzten schäbigen Behausung stehen, klopfte und trat gleichzeitig ein.
Die Alte hatte schon auf sie gewartet. »Euer Pulver ist fertig«, sagte sie. »Ich habe alles nach Euren Wünschen gerichtet.«
»Fein!«, erwiderte Beatrice. »Wo ist es, ich will es mit eigenen Augen sehen.«
Die Alte nickte und schlurfte davon. Sie kam mit einem hölzernen Kästchen wieder, das nicht größer war als die Schachtel für ein Schmuckstück.
»Passt auf, dass Ihr nichts von den Dämpfen einatmet. Haltet das Kästchen geschlossen«, sagte sie.
»Ihr braucht mir keine Vorschriften zu machen. Ich weiß schon, was ich tue«, erwiderte Beatrice knapp und schnippisch.
»Nun, das hoffe ich«, erwiderte die Alte. »Doch ich sage Euch noch einmal, dass Ihr vorsichtig sein müsst. Dieses Pulver kann Menschenleben kosten.«
»Ich weiß«, sagte Beatrice. »Und Euch sage ich, dass Ihr den Mund halten sollt.«
Sie wusste, dass sie die Alte schon bezahlt hatte. Trotzdem nahm sie ein Geldstück aus ihrer Tasche und warf es ihr hin.
»Damit ist unser Handel endgültig besiegelt«, sagte sie. »Ihr vergesst, dass Ihr mich je gesehen habt, und ich werde dasselbe tun.«
Die Alte nickte. »Gott weise Euch den richtigen Weg«, sagte sie zum Abschied und vermied es, ihre Besucherin zur Tür zu begleiten.
Zur selben Stunde stand Lauras Niederkunft unmittelbar bevor.
Ihre Schreie gellten durch das Haus. Angelo da Matranga schoss von der Wandbank hoch, ließ sein Glas einfach fallen und stürzte zur Tür des Wehzimmers.
Bischof Filieri schüttelte den Kopf. Dann bückte er sich seufzend, hob das Glas auf und schlenderte dem Visconte hinterher. Er fand ihn auf dem Flur, das Ohr fest gegen die Tür gepresst, hinter der Laura lag.
»Kommt da weg. Ihr steht nur den Frauen im Wege, die hinein und hinaus wollen«, sagte der Bischof und packte Angelo da Matranga an der Schulter.
Der Visconte musterte ihn mit einem finsteren Blick. »Lasst mich! Es geht um meine Frau und mein Kind.«
Der Bischof zuckte mit den Achseln und ging zurück in den kleinen Salon. Gerade schlug die Turmuhr die achte Stunde. Er seufzte aus tiefstem Herzensgrunde. Acht Uhr, Zeit für ein gemütliches Schäferstündchen bei der Witwe Baldini. Und danach Zeit für ein leckeres Abendmahl. Und was machte er? Stand seit Stunden in diesem Zimmer hier und musste den aufgeregten Bürgermeister beaufsichtigen, als wäre er eine Amme.
Aber jetzt war Schluss damit. Filieri hatte die Nase gestrichen voll. Viel zu lange hatte er schon bei diesem Theater mitgemacht.
Wieder ging er zum Wehzimmer und fand Angelo da Matranga noch immer mit dem Ohr an der Tür.
»Hört mal«, setzte er an, doch der Visconte rief schon beim ersten Ton: »Pst, haltet den Mund. Gleich kommt das Kind.«
Filieri hörte es jetzt auch: »Pressen, Laura, ganz fest pressen«, sagte die Hebamme. »Ja, ja, so ist es gut. Das Köpfchen sehe ich schon. Oh, ein hübsches Kind. Es hat ganz dunkle Haare. Noch einmal pressen, Laura, gleich habt Ihr es geschafft.«
Sie hörten ein Keuchen, einen durchdringenden Schrei – und gleich darauf brüllte ein Säugling, als steckte er am Spieß.
»Es ist da, Bischof. Mein Kind ist da!«
Matranga strahlte Filieri an, als wäre er nicht ganz bei Trost. Dann packte er ihn bei den Schultern und wirbelte den armen, liebeshungrigen Bischof, der überdies noch unter einer entsetzlichen Leere des Magens litt, wild herum, bis dieser sich endlich losriss.
»Herzlichen Glückwunsch, Visconte. Segen für Euch und das Kind. Sagt Bescheid, wann ich die Taufe vornehmen soll. Und jetzt denke ich, ist es Zeit, dass Ihr Euch um die junge Mutter und Euren Nachkömmling kümmert.«
Er rückte seine Mütze zurecht, zupfte an seinem Umhang, räusperte sich, dann schlug er in aller Eile ein Kreuzzeichen über dem Visconte und machte, dass er fort kam.
Vor der Haustür atmete er dreimal tief durch, dann schüttelte er noch einmal den Kopf und eilte festen Schrittes zum Haus der Witwe Baldini.
Angelo da Matranga hielt unterdessen nichts mehr. Er wartete kaum die Abschiedsworte des Bischofs ab, riss die Tür auf und eilte an der entsetzten Hebamme vorbei zu Laura, die erschöpft und mit geschlossenen Augen im Gebärstuhl lag.
Bei ihrem Anblick erschrak Angelo bis ins Mark. Ihr Gesicht war vor Anstrengung grau. Unter den Augen lagen tiefe, violett-schwarze Schatten.
Sie hatte den Mund leicht geöffnet und atmete schwer und hastig.
»Liebste, ist... ist alles in Ordnung mit dir?«,
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