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Brennendes Schicksal (German Edition)

Brennendes Schicksal (German Edition)

Titel: Brennendes Schicksal (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Hamilton
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gleich.
    »Gift?«
    Der Arzt nickte. Angelo da Matranga starrte ihn fassungslos an. Noch immer hielt er seine Frau im Arm.
    »Er ist vergiftet worden? Also war es Mord!«
    Der Arzt zuckte mit den Schultern. »Ich weiß es nicht. Möglich ist auch eine Selbsttötung. Ich werde den Totenschein ausstellen. Ihr, Visconte, seid der Bürgermeister. Ihr wisst selbst am besten, dass solche Vorkommnisse zur Anzeige gebracht werden müssen.«
    Angelo da Matranga nickte. Es war eine mechanische Kopfbewegung. Von den Worten des Arztes hatte er nicht viel mitbekommen.
    Mord! Einzig dieser Begriff geisterte wie ein Nebel durch sein Hirn. Mord!
    »Hast du gehört, Beatrice? Es war Mord. Orazio ist vergiftet worden«, flüsterte er und schüttelte dabei seine Frau ganz leicht. »Es war ein Giftmord.«
    Beatrice schien bei diesen Worten aus ihrer Starre zu erwachen. Sie machte sich von ihrem Mann los, sah noch einmal auf Orazio.
    »Mord!«, wiederholte sie, als wäre ihr die Bedeutung des Begriffes urplötzlich abhanden gekommen. Dann schüttelte sie den Kopf.
    »Nein, es war kein Mord. Es war ein Unfall.«
    Steif, als wäre ihr jeder Knochen im Leib gefroren, ging sie aus dem Zimmer. An der Tür schwankte sie, griff nach dem Pfosten, hielt sich einen Augenblick daran fest und lief dann weiter, als wäre sie eine Puppe, die man aufgezogen hatte.
    »Mord?«, fragte die Köchin. »Wer soll denn das gewesen sein? Es war doch niemand im Haus außer uns.«
    »Nein«, wiederholte Angelo da Matranga. »Außer uns war niemand im Haus.

Siebzehntes Kapitel
    Der Bischof, die Leichenwäscherin und der Richter der Stadt Siena kamen beinahe gleichzeitig.
    Während der Bischof den Toten aussegnete und den Raum mit Weihrauch ausräucherte, die Leichenwäscherin in der Küche nach einem Zuber mit heißem Wasser suchte, kam der Richter zu Angelo da Matranga, der sich in seinem Arbeitszimmer vergraben hatte.
    Der Richter klopfte dem Visconte tröstend auf die Schulter, dann setzte er sich ihm gegenüber.
    »Gift«, sagte er. »Eindeutig Gift. Der Geruch ist unverkennbar. Bittermandel.«
    Da Matranga sah hoch. Er schien innerhalb der letzten beiden Stunden um Jahre gealtert zu sein. »Hat er sehr gelitten?«
    Der Richter schüttelte den Kopf. »Ich bin kein Arzt, ich weiß es nicht. Nur eines weiß ich: Es ging verdammt schnell.«
    Der Visconte nickte. »Dann hat er zumindest nicht lange gelitten.«
    Eine Weile schwiegen die beiden Männer. Der Visconte war noch immer wie betäubt vom Schmerz, der Richter beobachtete jede Regung. Schließlich sagte er: »Habt Ihr eine Ahnung, wer es gewesen sein könnte?«
    Angelo da Matranga schüttelte den Kopf. »Seit gestern Abend waren nur das Personal, Beatrice und ich hier im Haus. Die Türen waren verschlossen. Unmöglich, dass jemand von außen gekommen ist und Orazio vergiftet hat.«
    »Ja«, bestätigte der Richter. »Meine Männer haben sich bereits umgesehen. Es gibt keinerlei Anzeichen für ein gewaltsames Eindringen. Es fehlt auch sonst nichts, nicht wahr?«
    Der Visconte schüttelte den Kopf.
    »Bei einem Giftmord sind meist Frauen die Täterinnen«, sprach der Richter weiter.
    »Es waren nur die Mägde und Beatrice da.«
    Plötzlich schien Angelo da Matranga etwas einzufallen. Er hob den Kopf, sein Blick verlor sich in der Ferne. Dann nickte er und sah den Richter prüfend an.
    »Das Gift kann in einer Flüssigkeit verabreicht worden sein, nicht wahr?«
    »Natürlich, es muss sogar so gewesen sein«, erwiderte der Richter. »Kein Mensch schluckt so etwas freiwillig.«
    »Das heißt, Orazio könnte auch aus Versehen die Flüssigkeit getrunken haben?«
    »Ja, das ist möglich. Dann fragt sich nur, wer bei Euch aus welchem Grund eine solche Flüssigkeit zusammengebraut hat.«
    »Ja, da habt Ihr Recht. Diese Frage muss geklärt werden. Aber ich erinnere mich, dass Beatrice neulich über die zahlreichen Schnecken im Garten klagte. Vielleicht wurde die Flüssigkeit wegen des Ungeziefers angesetzt.«
    Der Richter sah Angelo da Matranga lange an, dann sagte er schließlich: »Ihr seid der Herrscher der Republik Siena. Es wäre für uns alle fatal, hätte es in Eurem Haus einen Mord gegeben. Unglücke jedoch können jeden zu jeder Zeit treffen. Ich würde gern mit den Mägden sprechen.«
    Der Visconte nickte, dann ging er zum Fenster und sah hinaus auf den belebten Campo. »Ja, ein Unglück in meinem Haus ist schlimm genug. Ein Mord dagegen brächte der ganzen Republik Schaden und würde den Florentinern gerade

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