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Brennendes Schicksal (German Edition)

Brennendes Schicksal (German Edition)

Titel: Brennendes Schicksal (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Hamilton
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Achse und schüttelte wiederum den Kopf. Ihre Hände fuhren über die Tischplatte, tasteten darüber, als wäre sie blind.
    Dann rief sie mit gellender Stimme nach der kleinen Magd. »Sidonia! Komm sofort her. Auf der Stelle, sage ich.«
    Das Mädchen sprang herbei, stolperte vor lauter Hast über die eigenen Füße.
    »Ja, Herrin. Dabin ich schon.«
    »Wo ist der Krug mit der Milch aus Mandeln, Honig und Zimt?«
    Das Mädchen zuckte ratlos mit den Schultern. »Ich weiß es nicht, Herrin. Eben stand er noch neben dem Milchfass. Jetzt ist er weg.«
    »Das sehe ich selbst, du dumme Gans. Ich will wissen, wo der Krug geblieben ist. Na los, sag schon. Wo ist er?«
    »Ich weiß es wirklich nicht, Viscontessa Beatrice. Ich habe ihn nicht angerührt. Genau, wie Ihr es gesagt habt.«
    Beatrice holte aus und wollte der Kleinen eine kräftige Maulschelle versetzen, doch Sidonia kannte ihre Herrin lange genug, um im rechten Augenblick auszuweichen.
    »Vielleicht hatte einer der Knechte Durst«, schlug sie ein wenig eingeschüchtert vor.
    »Habe ich dir nicht gesagt, du sollst den Krug nicht aus den Augen lassen?«, wurde sie von ihrer Herrin angeschrien.
    Sidonia konnte sich nicht an einen solchen Befehl erinnern, doch sie nickte brav mit dem Kopf.
    »Schaff den Krug herbei. Hol ihn meinetwegen aus der Hölle. Und Gnade dir Gott, wenn auch nur ein Tropfen daraus fehlt.«
    Sidonia seufzte leise, doch dann tat sie, was die Herrin ihr befohlen hatte. Sie öffnete die Tür zu den Vorratskammern, blickte in jedes Regal, in jede Stiege – und fand schließlich den leeren Krug auf einem Bord neben der Tür.
    »Ich habe ihn, ich habe ihn«, jubelte sie, schnappte nach dem Krug, warf die Tür der Vorratskammer ins Schloss und brachte ihn zu ihrer Herrin.
    »Leer. Er ist leer!«, stellte Beatrice fest. Ihre Stimme hatte einen hysterischen Klang.
    »Aber wir haben doch noch genug Milch«, versuchte Sidonia sie zu trösten. »Ganz schnell können wir neue Mandelmilch mit Honig und Zimt machen. Die Hauptsache ist doch, der Krug ist wieder da.«
    Diesmal knallte die Maulschelle so heftig gegen Sidonias Wange, dass ihr Kopf zur Seite geschleudert wurde.
    »Halt den Mund, du dumme Gans!«, schrie Beatrice. Dann schlug sie wie von Sinnen nach der Magd. Sie trommelte mit beiden Fäusten auf das junge Ding ein, das krampfhaft versuchte, den Kopf mit beiden Händen zu schützen.
    »Wo ist die Milch?«, schrie Beatrice dabei immer wieder und mit immer schriller werdender Stimme. »Wo ist die Milch, du verfluchtes Hurenkind, wo ist die Milch?«
    Ihre Schreie gellten durch das ganze Haus, sodass Angelo da Matranga sich schließlich genötigt sah, in die Küche zu stapfen, um dort nach dem Rechten zu sehen.
    Die kleine Magd zitterte am ganzen Körper. Sie kauerte mit den Armen über dem Kopf in einer Ecke und jammerte lautstark: »Ich weiß nicht, wo die Milch ist. Ich habe sie nicht getrunken. So glaubt mir doch, ich weiß es nicht.«
    Doch Beatrice war wie von Sinnen. Noch immer trommelten ihre Fäuste auf die kleine Sidonia ein.
    »Was ist denn hier los?«, bellte der Visconte.
    Er eilte zu seiner Frau und hielt ihre Arme fest. »Was ist geschehen?«, fragte er noch einmal.
    »Die Magd«, keuchte Beatrice. »Sie hat die Milch getrunken.«
    »Nein, nein, Herr, ich war es nicht.«
    Angelo da Matranga ließ seine Frau los und sah ihr ins Gesicht. Beatrice war bleich, so bleich wie ein Leichentuch. Sie zitterte am ganzen Körper, ihre Lippen waren vollkommen blutleer.
    »So beruhige dich doch«, redete Angelo auf sie ein. »Wegen eines Kruges voll Milch müssen wir doch nicht solch ein Theater machen. Wir haben genug davon. Schau auf den Tisch, da steht ein ganzes Fass.«
    »Du begreifst nichts. Gar nichts. Wie immer.«
    Beatrice spuckte ihrem Mann die Worte schier ins Gesicht. Dann drehte sie sich um und eilte mit fliegenden Röcken aus der Küche.
    Angelo schüttelte den Kopf. Er kannte sich mit den Frauen nicht mehr aus. Seit einigen Wochen reagierte jede von ihnen vollkommen anders, als er es gewohnt war. Dann reichte er der kleinen Magd eine Hand und half ihr auf die Füße.
    »Ich habe die Milch nicht getrunken, Visconte«, stammelte sie und wischte sich mit dem Ärmel ihres einfachen Kleides die Nase. »Wirklich, Herr, ich war es nicht.«
    »Es ist schon gut, Sidonia. Ein bisschen Milch mehr oder weniger macht uns nicht arm.«
    Die Kleine sah ihn noch immer so bestürzt an, dass er sie gerade mit einem Kupferstück trösten wollte, als ein

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