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Brennendes Schicksal (German Edition)

Brennendes Schicksal (German Edition)

Titel: Brennendes Schicksal (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Hamilton
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recht kommen. Orazio hatte keine Feinde. Mein Gott, er war erst siebzehn Jahre, hing bis vor kurzem noch an Beatrices Rockzipfel wie ein Säugling an der Mutterbrust. Ihr sagtet selbst, dass niemand von außen in meinen Palazzo eingedrungen ist. Das Personal werdet Ihr befragen, jedoch bin ich sicher, dass Ihr da nichts findet. Nun, und Beatrice und ich stehen sowieso außerhalb jeden Verdachts. Also kann es sich – folgt man der Logik – nur um ein Unglück handeln, nicht wahr?«
    »Ich bin durchaus geneigt, die Sache so zu sehen. Es gibt keine Anhaltspunkte, die für einen Mord sprechen.«
    »Dann sind wir uns ja einig, Questore. Ihr werdet sicherlich entschuldigen, dass ich bei der Befragung der Mägde und Knechte nicht anwesend sein werde. Der Tag heute hat mich doch reichlich mitgenommen. Der Schmerz ist einfach zu groß.«
    »Selbstverständlich, Visconte. Ich werde die Sache heute noch zu Ende bringen. Schon in wenigen Stunden werde ich die Akte schließen, sodass Ihr unbehelligt Eurer Trauer nachgehen könnt.«
    Die beiden Männer standen sich gegenüber. Sie sahen sich mit klaren, festen Blicken an und wussten, dass sie sich aufeinander verlassen konnten. Der Questore wollte seinen Posten gern behalten. Dazu brauchte er die Zustimmung des Bürgermeisters. Nun, und Angelo da Matranga hatte ganz andere Gründe.
    Die Männer nickten sich zu und besiegelten ihr Abkommen mit einem festen Händedruck.
    Dann ging der Questore hinunter in die Küche.
    Angelo da Matranga aber nahm seinen Platz am Fenster wieder ein, sah hinaus, ohne etwas zu sehen. Die Gedanken in seinem Kopf nahmen langsam Form und Ordnung an.
    Noch einmal ging er alle Ereignisse des heutigen Tages durch.
    Als Erstes hatte er Beatrice in der Küche beim Verprügeln der kleinen Magd gefunden. Es war nicht üblich in seinem Haus, wegen solcher Kleinigkeiten den Kopf zu verlieren.
    Warum also war Beatrice derartig aus der Fassung geraten?
    Kurz darauf wurde Orazio tot in seinem Bett gefunden. Es stand so gut wie fest, dass er die Milch aus der Küche getrunken hatte.
    Also, schloss der Visconte, war die Milch vergiftet gewesen. Jetzt musste er nur noch herausfinden, wer sich alles an dieser Milch zu schaffen gemacht hatte.
    Er wartete noch eine kleine Weile, bis er sicher war, dass der Questore das Haus verlassen hatte, dann rief er nach Sidonia.
    Die kleine Magd kam rasch und sah ihn aus großen, verheulten Augen ängstlich an.
    »Wer hat die Milch in den kleinen Krug gefüllt?«, wollte der Visconte wissen.
    Sidonia schössen die Tränen in die Augen. Sie zuckte mit den Achseln, fuhr mit den Händen aufgeregt über ihr Kleid und biss sich auf die Unterlippe.
    »Die Milch wird immer ganz früh am Morgen von einem Bauern in einem Fass gebracht. Meist steht sie schon vor der Tür, wenn ich aufstehe, um das Feuer anzuheizen. Auch heute war sie schon da. Gewöhnlich bleibt sie so stehen, bis das Frühstück vorbereitet wird. Die Köchin verteilt die Milch dann in verschiedene kleine Kannen. Eine – die aus Blech – bekommen die Dienstboten, die Zinnkanne ist für die Herrschaften bestimmt. Die kleine Kanne aber nimmt die Viscontessa, um darin Milch für die Bedürftigen abzufüllen. In der letzten Zeit jedoch hat sie die Kanne des Öfteren mit zu Signorina Laura genommen.«
    »Aha, aha, ah so«, machte der Visconte und kratzte sich nachdenklich am Kinn. »In der letzten Zeit zu Signorina Laura. Was war denn darin?«
    »Mandelmilch«, erklärte Sidonia. »Die Viscontessa hat sie eigenhändig nach einem Rezept ihrer Amme gebraut. Signorina Laura braucht Stärkung, sagte sie. Die Geburt habe sie sehr geschwächt.«
    »Mandelmilch, aha. Hast du gesehen, “was sie noch zur Milch gegeben hat außer Mandeln ?«
    Sidonia druckste ein wenig herum. »Ich darf das Rezept nicht ausplaudern, hat mir die Viscontessa befohlen. Es ist ein Familiengeheimnis, hat sie gesagt.«
    »Nun«, erwiderte der Visconte, »ich gehöre zur Familie, wenn mich nicht alles täuscht. Deshalb denke ich, dass du keinen Fehler machst, wenn du mir davon erzählst.«
    »Die Milch wird erhitzt, dann kommen Honig und Zimt dazu. Alles wird miteinander verrührt. Dann muss man warten, bis die Milch erkaltet ist. Erst dann schüttet man ein weißes Pulver hinein, das die Viscontessa in einer kleinen Schachtel bei sich trägt. Das Pulver ist aber eigentlich kein Pulver, sagt die Viscontessa, sondern ganz fein gemahlene Mandeln. Man darf es aber nicht anfassen, sonst wird es verunreinigt. Einmal

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