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Brennendes Schicksal (German Edition)

Brennendes Schicksal (German Edition)

Titel: Brennendes Schicksal (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Hamilton
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was gestern war, sei dir verziehen. Falls du aber meiner Liebe überdrüssig sein solltest, so ist jetzt der Augenblick, es mir zu sagen.«
    Er fuhr hoch, streckte auch die andere Hand nach ihr aus und zog sie an seine Brust. »Ich weiß nicht, was gestern in mich gefahren ist. Ich habe keine Erklärung. Nur eines weiß ich ganz genau, Laura. Ich liebe dich. Seit ich dich zum ersten Mal gesehen habe, liebe ich dich. Es gab seither keine Stunde, in der ich nicht an dich gedacht habe. Doch als du gestern nicht da warst, überkam mich die Verzweiflung und Einsamkeit in solchem Maße, dass ich bei Circe da Volterra Trost suchte. Bitte, verzeih mir, ich verspreche dir, dass so etwas nie wieder vorkommt.«
    »Ich habe dir verziehen. Du warst nicht Herr deiner Sinne. Und nach dem, was dir gestern widerfahren ist, erscheint mir das nur allzu verständlich. Auch habe ich mich in der letzten Zeit nicht ausreichend um dich gekümmert, habe vergessen, dass unsere Liebe die Essenz des Lebens ist. Du warst es, der mir diese Wichtigkeit wieder ins Bewusstsein gerufen hat. Doch nun wollen wir nicht länger darüber sprechen.«
    Sie bot ihm ihren Mund zum Kuss, und obgleich sich das Leben so sehr verändert hatte, seit sie sich kennen gelernt hatten, war dieser Kuss so voller Zärtlichkeit wie der erste.
    Dann sah er sie an mit einem Blick voller Liebe und einem leisen Schimmer der Hoffnung.
    »Ich möchte noch ein Kind mit dir, Laura. Bitte, schenke mir einen weiteren Sohn.«
    Laura aber schüttelte den Kopf. »Kein anderer kann Orazio ersetzen. Aber auch ich hätte gern ein zweites Kind von dir. Doch jetzt ist nicht der richtige Augenblick. Kinder, Angelo, sollten mit einem Lachen gezeugt werden, damit sie ein glückliches, fröhliches Leben haben. Uns aber ist jetzt nicht zum Lachen.«
    »Du hast Recht«, sagte er und schmiegte sich fest an sie. »Doch ich brauche die Wärme deines Körpers, brauche deine Nähe mehr als jemals zuvor.«
    Sie hielten sich umschlungen, pressten ihre Leiber aneinander, fühlten sich ein wenig getröstet und geborgen. Und so umschlungen, Lauras Kopf an seiner Brust, ihr Bein über seinem Schenkel, lagen sie beieinander, hegten die leise Hoffnung, dass das Leben vielleicht doch noch irgendwo eine kleine Freude für sie bereithielt, und ahnten nicht, dass sie noch nicht bis in das tiefe Tal des Leides gelangt waren.
    Sie mussten eingeschlafen sein, denn als Sidonia mit der Glocke zum späten Mittagsmahl läutete, schraken sie beide hoch.
    Obwohl sie in den letzten Tagen nicht gerade üppig gespeist hatten, fehlte es ihnen an Appetit. Angelo da Matranga seufzte ein um das andere Mal.
    »Orazio wird am Nachmittag zur letzten Ruhe in der Familiengruft geleitet«, sagte Angelo da Matranga. »Wenn ich dich auch nicht bitten kann, währenddessen an meiner Seite zu sein, so bitte ich dich doch, wenigstens im Hauptschiff der Kathedrale zu sitzen.«
    Laura nickte. »Es schickt sich nicht, dass die Kurtisane den Geliebten an das Grab der Familie begleitet, aber ich werde in der Kathedrale sein. Der Leichenschmaus wird danach in deinem Palazzo abgehalten werden, und auch dabei wäre meine Anwesenheit nur störend. Ich werde also nach Hause gehen. Morgen aber, Angelo, das verspreche ich dir, komme ich wieder. Gleich nach dem Aufstehen bin ich da.«
    Obgleich Laura mit keinem Wort gelogen hatte, sprach sie doch nicht die ganze Wahrheit. Sie wollte nach Hause. Irgendeine Stimme in ihr rief ihr zu, dass es nicht gut wäre, länger als nötig von Angelino und ihrem Zuhause getrennt zu sein.
    Pünktlich zur verabredeten Stunde fand sie sich bei Circe da Volterra ein. Diese saß bereits am Spinett und spielte ein wenig darauf, während Angelino in seiner Wiege fröhlich vor sich hin plapperte.
    »Bist du bereit?«, fragte Circe nach dem Abendgruß. »Können wir beginnen?«
    Laura nickte. Sie nahm die Notenblätter, die sie inzwischen sehr gut lesen konnte, und begann zu singen. Ihre Stimme war tatsächlich ein wenig eingerostet, doch Laura war sicher, dass sie dieses Problem mit oder auch ohne Circes Hilfe in den Griff bekommen würde.
    Ihre Lehrerin war unerbittlich. Immer wieder ließ sie Laura ein bestimmtes Lied singen. Zuerst dachte sich Laura nichts dabei, doch dann achtete sie genauer auf den Text, der da lautete:
ES geht ein dunkle Wolk’ herein.
Mich dünkt, es wird ein Regen sein,
ein Regen aus den Wolken,
wohl in das grüne Gras.
Und scheins tdu, liebe Sonn’, nit bald,
so weset alls im grünen Wald,

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