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Brennendes Schicksal (German Edition)

Brennendes Schicksal (German Edition)

Titel: Brennendes Schicksal (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Hamilton
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Gefahr war.
    Leise öffnete sie die Tür und lauschte in die Dunkelheit des Palazzos. Sie musste sich sehr anstrengen, um die leisen Schritte zu hören, die die große Freitreppe hinauf in das erste Geschoss stiegen. Dort aber, das wusste sie seit der Feier zu den Passionsspielen, befanden sich die Räumlichkeiten des Visconte.
    Schnell huschte Laura hinterher. Am Fuß der Freitreppe zog sie die Stiefel aus und eilte auf nackten Füßen zu den Gemächern Angelo da Matrangas.
    Schon aus einiger Entfernung sah sie, dass die Tür zu seinem Schlafgemach nur angelehnt war. Zuckende Schatten fielen durch den Spalt und malten blutrote Muster auf den Gang.
    Laura hielt den Atem an. Langsam schlich sie näher. Doch was sie im Gemach ihres Liebsten sah, verschlug ihr die Sprache. Sie musste in die Knie sinken, um nicht ohnmächtig zu Boden zu fallen. Ihr Herz raste, die Kehle war wie zugeschnürt. Laura spürte, wie sich ihre Nackenhaare aufstellten. Eisige Schauer rieselten ihr über den Rücken. Sie hatte die Augen vor Entsetzen weit aufgerissen, ihr Mund stand offen, doch kein Laut drang aus ihrer Kehle. Wie erstarrt kniete sie im Gang und spähte, vom Grauen geschüttelt, durch den Spalt.
    Drinnen brannte eine Öllampe, die jemand mit einem roten Seidentuch abgedeckt hatte. Orazio – oder die Gestalt, der Laura gefolgt war – stand mit ausgebreiteten Armen vor dem Bett des Visconte, jedoch so, dass Laura ihn zwar von vorn sehen, sein Gesicht aber nicht erkennen konnte, da es von der riesigen Kapuze bedeckt war. Trotzdem war kein Zweifel möglich: Der Umhang, an den Rändern mit bunten Fellen verbrämt, gehörte eindeutig Orazio.
    Er stand dicht vor der Öllampe, sodass sein Schatten mit den ausgebreiteten Armen wie ein schwarzes, Unheil bringendes Kreuz an der Wand stand.
    Angelo saß kerzengerade aufgerichtet im Bett und hatte – genau wie Laura – die Augen vor Entsetzen und den Mund zum Schrei aufgerissen.
    »Wer ... wer bist du?«, stammelte er schließlich heiser.
    »Du weißt, wer ich bin«, antwortete Orazio. Seine Stimme klang heiser und so dumpf, als käme sie aus einem tiefen Kellerloch. »Ich bin der Geist deines Sohnes.«
    »Was ... was willst du von mir?«
    »Warnen will ich dich. Orazio ist tot, aber er ist verdammt wie alle Ermordeten. Nicht seine Mutter hat ihn ermordet, sondern du! « Er stieß das letzte Wort anklagend hervor und zeigte gleichzeitig mit dem Finger auf Angelo, der zurückschrak.
    »Ich ... ich habe ihn nicht getötet!«
    »Du hast nicht Hand an ihn gelegt, das ist wahr, doch sein Tod geht zu deinen Lasten.«
    »Nein! Nein!«, schrie Angelo verzweifelt, schüttelte den Kopf und bedeckte sein Gesicht mit den Händen. »Ich habe meinen eigenen Sohn nicht umgebracht. Niemals habe ich so etwas getan. Um keinen Preis der Welt!« Grauen schüttelte ihn.
    Auch Laura, die noch immer auf dem Boden kniete und jeden Moment damit rechnete, dass ihr die Sinne schwanden, überkam das Grauen. Sie hatte eine Hand vor den Mund geschlagen, um den Schrei zu ersticken, der sich aus ihrer Kehle lösen wollte. Vor Angst zitterte sie am ganzen Körper. Sie wollte aufstehen, zu Angelo, ihrem Liebsten, laufen, ihn beschützen, doch die Beine versagten ihr den Dienst.
    »Und doch bist du schuld an seinem Tod!« Orazios Geist hatte wieder die Arme ausgebreitet und schwenkte sie so dicht vor Angelos Nase hin und her, dass dieser zurückzuckte.
    »Wieso? Warum sprichst du mich schuldig?«, fragte Angelo mit der kläglichsten aller Stimmen.
    Laura sah, dass ihm der Schweiß ausgebrochen war. Obwohl in seinem Gemach nur das diffuse rote Licht brannte, konnte sie die feinen Tröpfchen auf seiner Stirn erkennen. Sein Atem ging in hastigen Stößen, und Angelo hatte eine Hand auf sein Herz gepresst, als hätte er dort Schmerzen.
    »Ich habe Orazio nicht getötet«, jammerte er. »Warum glaubst du mir nicht?«
    »Ich sagte schon, du hast keine Hand an ihn gelegt, doch die Ursache seines Todes bist du. Du allein. Und kein Gericht der Welt wird dich von dieser Schuld freisprechen.«
    »Jetzt sag mir doch, um Gottes willen, was du hier willst und weshalb du mich beschuldigst.«
    Angelo war dazu übergegangen zu flehen. Seine Stimme hörte sich beinahe schrill an, und dennoch wurde das Gespräch so leise geführt, dass die Dienstboten im Haus nicht erwachten.
    »Schuld bist du, weil du den Weg der Tugend verlassen hast«, erklärte der Geist Orazios und wedelte mit den Armen. Dann beugte er sich ganz nah zu Angelo. Der wich

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