Brennendes Wasser
Wildnis verbracht. Jetzt setzen Sie mich unter Drogen und kidnappen mich erneut. Weshalb sollte ich gewillt sein, auch nur den kleinen Finger für Sie zu rühren?«
»Weil ich Ihnen für Ihre Forschung beispiellose Mittel zur Verfügung stellen kann.«
»Ein Dutzend Stiftungen würden mein Projekt jederzeit gern finanzieren. Und selbst wenn ich geneigt wäre, für Sie zu arbeiten – was nicht der Fall ist –, gäbe es einen wesentlichen Hinderungsgrund. Der Entsalzungsprozess beinhaltet eine komplexe molekulare Umwandlung, die nur durch eine überaus seltene Substanz möglich wird.«
»Ich weiß über das Anasazium Bescheid. Mein Vorrat des Materials wurde durch die Explosion der mexikanischen Anlage vernichtet.«
»So ein Pech«, sagte Francesca. »Das Verfahren ist damit leider unmöglich geworden. Wenn Sie jetzt also so freundlich sein würden, mich gehen zu lassen…«
»Erfreulicherweise verfüge ich inzwischen wieder über eine ausreichend große Menge Anasazium, um Ihnen die Weiterarbeit zu ermöglichen. Als ich von Ihrer Rückkehr erfuhr, habe ich mir umgehend einen beträchtlichen Vorrat des veredelten Materials verschafft. Gerade noch rechtzeitig, wie ich hinzufügen möchte, denn die NUMA hatte bereits zwei Angehörige ihres Teams für Sonderaufgaben entsandt, um mir zuvorzukommen.
Jetzt steht meinem Plan, die Süßwasserversorgung der ganzen Welt zu übernehmen, nichts mehr im Wege. Nur Sie allein können nachvollziehen, wie brillant meine Strategie ist, Dr. Cabral.«
Francesca täuschte widerwillige Zustimmung vor, als würde das Kompliment ihr insgeheim schmeicheln. »Nun, als Wissenschaftlerin dieses Fachgebiets kann ich nicht leugnen, dass ein solch ambitioniertes Vorhaben mein Interesse weckt.«
»Der Welt steht eine der schwersten Dürreperioden ihrer Geschichte bevor, die durchaus ein ganzes Jahrhundert andauern könnte, falls ich die Vorzeichen richtig gedeutet habe. In Afrika, China und dem Mittleren Osten sind bereits erste Auswirkungen zu spüren. Der Durst in Europa nimmt ständig zu und kann nicht mehr gestillt werden. Ich habe lediglich vor, diesen Austrocknungsprozess zu beschleunigen.«
»Verzeihen Sie meine Skepsis, aber das ist absurd.«
»Ach ja?«, entgegnete Brynhild lächelnd. »Die Vereinigten Staaten sind ebenfalls davon betroffen. Die großen Wüsten Städte im Südwesten – Los Angeles, Phoenix, Las Vegas beziehen ihr Wasser aus dem Colorado River, der nun unter meiner Kontrolle steht. Sie sind dabei von einem Netz aus Dämmen, Staubecken und künstlichen Kanälen abhängig. Alles hängt an einem seidenen Faden. Jede Störung der Süßwasserzufuhr würde sich als verheerend erweisen.«
»Sie haben doch nicht etwa vor, einen Damm zu sprengen?«, fragte Francesca bestürzt.
»Etwas derartig Plumpes liegt mir fern. Da die normale Versorgung schon seit längerem kurz vor dem Zusammenbruch steht, haben die Städte sich mehr und mehr auf private Zulieferer verlassen. Auch diese Firmen wurden von Gogstads Tochterunternehmen weitgehend aufgekauft. Jetzt können wir zu jedem beliebigen Zeitpunkt und an jedem beliebigen Ort eine Wasserknappheit erzeugen, indem wir einfach den Hahn zudrehen. Und dann werden wir nur noch die finanzkräftigen Kunden versorgen, nämlich die großen Ballungsräume und die Hochtechnologiezentren.«
»Was wird aus denen, die nicht finanzkräftig sind?«
»Es gibt im Westen ein altes Sprichwort: ›Wasser und Geld ziehen sich an.‹ Wer reich war, wurde schon immer auf Kosten der anderen mit billigem Wasser versorgt. Bei mir wird das Wasser nicht länger billig sein. Unsere Strategie ist global ausgelegt und erstreckt sich auch auf Europa und Asien, Südamerika und Afrika. Wir werden Kapitalismus in seiner reinsten Form praktizieren. Der Preis wird durch die Nachfrage geregelt.«
»Aber Wasser ist nicht irgendeine Handelsware wie Schweinebäuche.«
»Sie sind zu lange im Dschungel gewesen. Globalisierung bedeutet nichts anderes als die Förderung von Monopolen auf dem Gebiet der Kommunikationstechnik, Landwirtschaft, Nahrungsmittelproduktion oder Energieversorgung. Warum nicht auch beim Wasser? Nach den neuen internationalen Handelsabkommen ist ein Land nicht mehr alleiniger Besitzer seiner Wasservorräte. Es entscheidet das höchste Gebot, und das wird von Gogstad kommen.«
»Wenn Sie einem Land das Wasser verweigern, wird es dadurch aus dem Wettbewerb geworfen. In den entsprechenden Staaten werden Hungersnöte und Aufstände
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