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Brennendes Wasser

Brennendes Wasser

Titel: Brennendes Wasser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Paul Kemprecos
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Streitaxt. Paul und Gamay traten ein. Im kühlen Arbeitszimmer erhob sich ein silberhaariger Mann von seinem Platz am Schreibtisch, wo er offenbar über einem Stapel Unterlagen gesessen hatte, und ging den beiden Neuankömmlingen mit unverhohlener Freude entgegen. Der Hausherr war ungefähr Mitte sechzig und trug ein weißes, besticktes Hemd, eine bequeme Bundfaltenhose sowie handgefertigte Sandalen.
    »Señor und Señora Trout. Wie schön, Sie zu sehen. Ich hoffe sehr, Ihre Arbeit war von Erfolg gekrönt.«
    »Das war sie, Dr. Ramirez. Vielen Dank«, sagte Gamay. »Ich hatte Gelegenheit, das Verhalten von Delphinen weiter zu katalogisieren, und Paul konnte die Computervermessung des Flusses abschließen.«
    »Streng genommen, hatte ich nur ziemlich wenig damit zu tun«, warf Paul ein. »Im Wesentlichen musste ich die Mitarbeiter des großen Amazonas-Forschungsprojekts nur auf Gamays Vorhaben hier aufmerksam machen und sie bitten, den LandSat-Satelliten kurz in unsere Richtung zu drehen. Die Arbeit am eigentlichen Computermodell kann ich zu Hause abschließen, und Gamay wird es dann als Teil ihrer Habitat-Analyse nutzen.«
    »Ich lasse Sie nur sehr ungern wieder gehen. Es war überaus freundlich von der National Underwater and Marine Agency, uns bei diesem kleinen Projekt mit Ihrem Expertenwissen zu unterstützen.«
    »Ohne diese Flüsse und die hiesige Flora und Fauna
gäbe
es überhaupt kein Leben im Ozean«, sagte Gamay.
    »Danke, Señora Gamay. Und um meiner Dankbarkeit wenigstens geringen Ausdruck zu verleihen, habe ich für Ihren letzten Abend hier ein besonderes Festmahl vorbereiten lassen.«
    »Das ist wirklich sehr nett«, sagte Paul. »Wir packen vorher schon alles zusammen, damit wir fertig sind, wenn das Versorgungsboot kommt.«
    »Da würde ich mir an Ihrer Stelle nicht allzu viele Gedanken machen«, beruhigte Ramirez ihn. »Das Boot ist so gut wie nie pünktlich.«
    »Soll uns nur recht sein«, erwiderte Paul. »Dann bleibt uns mehr Zeit, um noch ein wenig über Ihre Arbeit zu plaudern.«
    Ramirez lachte in sich hinein. »Ich komme mir beinahe wie ein Höhlenbewohner vor, weil ich als Botaniker weiterhin so altmodisch arbeite. Ich sammle Proben mit der Hand, konserviere und vergleiche sie und schreibe dann Berichte, die keiner liest.« Er strahlte. »Unsere kleinen Flusstiere hatten bestimmt noch nie bessere Freunde als Sie beide.«
    »Vielleicht wird unsere Arbeit ergeben, von wo die Gefahr für den Lebensraum der Delphine ausgeht«, sagte Gamay. »Dann kann man zumindest etwas dagegen tun.«
    Ramirez schüttelte betrübt den Kopf. »In Lateinamerika handeln die Behörden meistens nur sehr langsam, es sei denn, man füllt einige Taschen. So viele wichtige Projekte sind bereits im Sand verlaufen.«
    »Klingt irgendwie vertraut. Unser Fass ohne Boden heißt Washington D.C.«
    Sie lachten noch über diesen Scherz, als die Haushälterin einen der Eingeborenen in das Arbeitszimmer führte. Der Mann war klein und muskulös, trug einen Lendenschurz um die Hüften und große Kupferringe durch die Ohren. Sein pechschwarzes Haar war zu einer Ponyfrisur gekämmt, und die Augenbrauen hatte er sich abrasiert. Er wandte sich respektvoll an den Doktor, doch sein aufgeregter Tonfall und der unstete Blick ließen erkennen, dass irgendetwas ihn beunruhigt hatte. Immer wieder deutete er in Richtung Fluss.
    Dr. Ramirez nahm einen breitkrempigen Panamahut vom Haken. »Wie es scheint, ist ein toter Mann in einem Kanu angetrieben worden«, sagte er. »Bitte verzeihen Sie, aber als einziger Regierungsvertreter im Umkreis von hundertfünfzig Kilometern muss ich der Sache nachgehen.«
    »Dürfen wir Sie begleiten?«, fragte Gamay.
    »Aber
natürlich
. Ich bin alles andere als ein Sherlock Holmes, und jedes weitere wissenschaftlich geschulte Auge ist mir mehr als willkommen. Vielleicht ist dies für Sie sogar von Interesse.
    Der Gentleman hier sagt, der Tote sei ein Geisterwesen.« Paul und Gamay sahen ihn fragend an. »Ich erkläre es Ihnen später«, sagte Ramirez.
    Sie eilten aus dem Haus und vorbei an den Hütten zum Flussufer. Die Männer des Dorfes standen schweigend in der Nähe des Wassers, während die Kinder versuchten, neugierig zwischen den Beinen ihrer Väter hindurchzuspähen. Die Frauen hielten sich im Hintergrund. Als Dr. Ramirez näher kam, öffnete der Kreis sich für ihn. Am Steg vertäut lag ein mit Schnitzereien verzierter Einbaum. Das Kanu war überwiegend weiß gestrichen; nur der Bug und ein längsseits

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