Brennendes Wasser
Waffen und den eindeutig verängstigten Dieter. Keine Sekunde lang glaubte er daran, dass diese Dschungelgangster auch nur eine
einzige
legale Handlung im Schilde führten. Er wollte Arnaud nicht durch zu große Neugier gegen sich aufbringen, aber er wusste, dass es seltsam aussehen würde, falls er gar keine Fragen stellte.
»Es dürfte Sie kaum überraschen, dass ich mich ein wenig über die schwere Bewaffnung Ihrer angeblichen Forschergruppe wundere«, sagte Paul.
»Keineswegs«, sagte Arnaud und wirkte dabei völlig ungerührt. »Dr. Ramirez’ Befürchtungen sind durchaus berechtigt.
Sie sehen ja selbst, wie gefährlich der Wald ist. Denken Sie nur an den Toten!« Sein Mund verzog sich zu einem spöttischen Lächeln. »Sie fragen sich bestimmt, in welcher Beziehung wir zu dieser erbärmlichen Kreatur stehen«, sagte er und wies auf Dieter. »Er hat uns für unsere Suche Männer aus diesem Dorf zur Verfügung gestellt. Die Leute kennen die Gegend besser als jeder andere. Und er erhält dafür eine stattliche Bezahlung, wie ich hinzufügen möchte.«
Paul grinste. »Es sieht so aus, als würden Sie Mr. von Hoffmann aus Ihren Diensten entlassen wollen.«
»Und das aus gutem Grund. Auch wenn Sie die Wahrheit gesagt haben mögen und wirklich keine Kuriere sind, ändert das nichts an der Tatsache, dass Dieter hier versucht hat, uns zu bestehlen. Wir waren auf der Suche nach einer äußerst kostbaren Pflanze, die für die Pharma-, Nahrungsmittel- und Parfumindustrie einen Wert in Millionen- oder gar Milliardenhöhe besitzen könnte. Ein echtes Wunderwerk der Natur. Wir sollten Proben zur Analyse nach Europa schicken. Die Eingeborenen nutzen diese Pflanze bereits seit vielen Jahrzehnten, wenngleich leider nicht für die Herstellung von Parfüm.«
»Anscheinend hat Ihr Problem sich mittlerweile erledigt«, sagte Gamay. »Sie haben jetzt sowohl Dieter als auch die Proben.«
»Ich wünschte, es wäre tatsächlich so einfach«, erwiderte Arnaud in schneidendem Tonfall. »Stimmt, wir haben dieses Schwein, aber unsere wertvollen Pflanzenproben sind offenbar verschwunden.«
»Ich fürchte, ich verstehe nicht ganz.«
»Wir haben von dieser erstaunlichen Pflanze durch die Eingeborenen erfahren, aber keiner von ihnen vermochte ein Exemplar aufzutreiben. Auf unserer Suche sind wir weit über die Grenzen unseres ursprünglichen Operationsgebiets in unerforschte Regionen des Waldes vorgestoßen, und dort haben wir auch den Indio getroffen, dessen Leichnam später bei Ihnen angetrieben wurde. Er hatte die Pflanze in seinem Besitz. Wir boten ihm Geld, damit er uns die Fundstelle zeigen würde, aber er weigerte sich. Also haben wir ihn zu uns eingeladen, weil wir hofften, ihn zum Einlenken bewegen zu können.«
Paul dachte an die Striemen auf dem Rücken des Toten. »Und als er nicht reden wollte, haben Sie ihn erschossen.«
»O nein, so einfach war das nicht. Wir haben uns sogar sehr um sein Wohlergehen bemüht. Es war Dieters Aufgabe, den Mann bei sich zu beherbergen und die Pflanzenproben sorgfältig zu hüten. Eines Abends hat er sich betrunken und den Indio entwischen lassen. Als der arme Teufel sich mit dem Kanu davonstehlen wollte, wurde er angeschossen. Wir sind bislang davon ausgegangen, dass er die Pflanzen bei sich hatte. In dem Fall müssten Sie die Proben gefunden haben.«
»Wie sahen sie denn aus?«, fragte Paul. »Eigentlich relativ unauffällig. Kleine, spitz zulaufende Blätter mit roten Adern.
Der einheimische Name der Pflanze lautet Blutlaub.«
»Wir haben den Inhalt der Tasche des Indios untersucht«, sagte Paul. »Darunter befand sich auch ein Medizinbeutel mit hier gebräuchlichen Heilpflanzen. Keine davon entsprach der Beschreibung dieses Blutlaubs.«
»Aha«, sagte Arnaud. Verächtlich wandte er sich wieder Dieter zu. »Du behauptest, der Indio habe die Proben bei sich getragen. Wer also sagt die Wahrheit?«
»Ich weiß nicht, wovon diese Leute reden«, entgegnete Dieter trotzig. »Der Mann hat seine Tasche samt allen Besitztümern mitgenommen.«
»Das glaube ich kaum«, sagte Arnaud mit ruhiger Stimme.
»Falls die beiden die Pflanze hätten, wären sie bestimmt nicht hier aufgekreuzt, um uns eine solch schwachsinnige Geschichte aufzutischen. Ich denke, du hast, was wir wollen.« Er spannte den Hahn seines Revolvers. »Und wenn du nicht sofort den Mund aufmachst, lege ich dich um.«
»Dann wirst du die Probe
niemals
finden, Arnaud«, sagte der Deutsche mit einem Anflug von Hohn. Der Moment
Weitere Kostenlose Bücher