Brennendes Wasser
ist. Zumindest erhalte ich eine Gelegenheit, ihn besser einzuschätzen.«
Austin rief umgehend bei Gomez an. Der FBI-Beamte sagte, er habe vorsichtshalber ein Team zusammengestellt. Die Männer könnten Austins Rückendeckung übernehmen, müssten sich allerdings in einiger Entfernung halten, weil Pedralez mit Sicherheit auf etwaige Verfolger achten würde. Einige Minuten später brachen Kurt und Joe mit dem gemieteten Pickup abermals nach Süden auf. Kurz vor der Grenze stieg Austin aus, und Joe fuhr nach Mexiko hinüber. Kurt wartete zwanzig Minuten ab und betrat dann die Fußgänge rbrücke. Den Pistolenkasten hatte er sich unter den Arm geklemmt. Er hatte die Brücke kaum verlassen, als ein beleibter Mann mittleren Alters ihn ansprach.
Der Fremde trug einen billigen Anzug.
»Mister Austin?«
»Ja, so heiße ich.«
Der Mann zeigte ihm einen Ausweis der Bundespolizei. »Ich bin die Eskorte für Sie und Ihre Wertgegenstände«, sagte er grinsend. »Mit freundlicher Empfehlung des Polizeipräsidenten.
Hier in Tijuana laufen viele böse Menschen herum.«
Er ging voran zu einer dunkelblauen Limousine und öffnete die Tür zum Fond. Austin stieg als Erster ein und schaute sich kurz auf dem Parkplatz um. Zavala war nirgendwo zu entdecken. Eine zu offensichtliche Beschattung hätte Kurt zwar überrascht, doch andererseits wäre ihm wesentlich wohler zumute gewesen.
Der Wagen reihte sich in den dichten Verkehr ein und schlängelte sich schon bald durch das enge Straßengewirr der Slums.
Als vor ihnen eine junge Frau die Straße überquerte und der Fahrer ihr lüstern hinterhersah, schaute Austin kurz über die Schulter. Das einzige Fahrzeug hinter ihnen war ein verbeultes, altes gelbes Taxi.
Der Polizeiwagen hielt vor einer fensterlosen Cantina, deren pockennarbige, schmutzig grüne Stuckfassade aussah, als hätte jemand daran Zielübungen mit einem AK-47 veranstaltet. Das alte Taxi fuhr an ihnen vorbei. Austin stieg aus und erblickte ein rostiges Werbeschild für Corona-Bier. Er fragte sich, ob man von ihm erwartete, die Cantina zu betreten, und ob er sich gegebenenfalls darauf einlassen sollte. Dann bog ein silbergrauer Mercedes um die Ecke und stoppte am Straßenrand. Ein gefährlich aussehender junger Mann mit Chauffeursmütze stieg aus und öffnete wortlos die hintere Tür. Austin nahm Platz, und sie fuhren los.
Der Wagen verließ die Slums, fuhr in ein Wohngebiet der Mittelklasse und hielt vor einem Cafe mit Außenbewirtung. Ein anderer junger Mexikaner öffnete die Tür und führte Austin zu einem Tisch, an dem ein einzelner Mann saß.
Der Fremde streckte lächelnd die Hand aus. »Bitte setzen Sie sich, Mr. Austin«, sagte er. »Ich bin Enrico Pedralez.«
Kurt staunte über die Banalität des Bösen und fragte sich, wie sogar ein solches Ungeheuer dermaßen durchschnittlich aussehen konnte. Enrico war ungefähr Mitte fünfzig, trug eine gelbbraune Freizeithose aus Baumwolle und ein weißes kurzärmeliges Hemd. Man hätte ihn ohne weiteres für einen der Händler halten können, die in den Andenkenläden Sombreros und Ponchos verkauften. Sein schwarzes Haar und der Schnurrbart schienen gefärbt zu sein. Auffallend an ihm war nur der viele Goldschmuck in Form von Ringen, Armbändern und einer Kette.
Ein Kellner brachte ihnen zwei große Gläser mit kaltem Fruchtsaft. Austin trank einen Schluck und sah sich um. An vier der Tische saßen jeweils zwei dunkelhäutige Männer, die nicht miteinander sprachen. Sie schienen nicht auf Kurt zu achten, doch aus dem Augenwinkel nahm er immer wieder kurze Blicke in seine Richtung wahr. Wenn Mr. Pedralez sich schon zu einem öffentlichen Auftritt herabließ, wollte er wenigstens kein Risiko eingehen.
»Vielen Dank, dass Sie sich so kurzfristig herbemüht haben, Mr. Austin. Ich hoffe, es hat Ihnen keine Umstände bereitet.« Er sprach Englisch mit leichtem Akzent.
»Ganz und gar nicht. Ich war froh, dermaßen schnell an einen potentiellen Käufer vermittelt zu werden. Ich muss nämlich schon morgen aus San Diego abreisen.«
»Señor Latha m sagt, Sie haben an dem Bootrennen teilgenommen.«
»Leider war ich einer der Verlierer. Mein Boot ist gesunken.«
»Wie schade«, sagte Pedralez. Dann nahm er die Sonnenbrille ab, richtete seine kleinen Augen gierig auf den Pistolenkasten und rieb sich voller Vorfreude die Hände. »Dürfte ich sie bitte mal sehen?«
»Aber natürlich.« Austin öffnete den Schnappverschluss des Kastens und klappte den Deckel auf.
»Ah, die
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