Brennendheiße Sehnsucht
erwiderte er seelenruhig. „Wollen Sie mir keinen Platz anbieten?“
Amber breitete die Arme aus. „Setzen Sie sich, wohin Sie wollen.“
„Wäre eine Tasse Kaffee zu viel verlangt? Vielleicht auch ein Sandwich … es sei denn, Sie lassen sich zum Lunch einladen.“
„Haben Sie nicht schon genug Schaden angerichtet, Mr. MacFarlane?“
„Reden wir uns doch mit unseren Vornamen an. Schließlich ist unser Verhältnis nicht mehr ganz unpersönlich. Sie sagten sogar, ich wäre nett gewesen. Womit habe ich Ihnen geschadet?“
„Entschuldigen Sie. An allem bin ich selbst schuld. Ich war leichtsinnig, und damit hat man selten Erfolg. Kommen Sie mit in die Küche, da können wir über Ihren Plan sprechen. Hat Ihr Großvater irgendwelche Druckmittel gegen Sie?“
„Er könnte mich enterben.“
„Na, großartig!“, schnurrte Amber, wurde aber gleich wieder ernst. „Das war natürlich scherzhaft gemeint. Ist er wirklich so ein Scheusal?“
„Das Höllenfeuer wird vor Freude auflodern, wenn er dort unten ankommt.“
Amber musste lachen. „Ist es so schlimm?“
„Noch schlimmer.“ Callum lächelte auf seine unnachahmliche Weise. „Er hat Dinge getan, vor denen sogar der Teufel zurückgeschreckt wäre.“
„Sie sind reich genug, um auf das Erbe Ihres Großvaters verzichten zu können, nicht wahr?“
„Das kommt darauf an, was Sie unter reich verstehen. Ich habe nicht seine Milliarden, doch die brauchen wir MacFarlanes auch nicht. Wir kommen gut allein zurecht. Grandpa hält sich für das Oberhaupt der Familie, und in gewissem Sinn ist er das auch. Mein Vater und mein Großvater väterlicherseits sind tot, aber deswegen krieche ich vor den Erskines nicht zu Kreuze. Grandpa hat zweifellos auch seine guten Seiten …“
„Die würde ich gern kennenlernen“, warf Amber bissig ein, während sie eine Dose mit frisch gemahlenem Kaffee aus dem Schrank nahm.
„Lassen Sie ihm Zeit“, riet Callum. „Er wird sich wieder beruhigen.“
„Nur dass ich bis dahin eine andere Arbeit finden muss?“
„Das ist der Grund meines Besuchs“, erwiderte er lebhaft. „Ich möchte Ihnen helfen.“
„Wie bitte?“ Amber sah ihn misstrauisch an. Die Lässigkeit, mit der er ihr seine Hilfe anbot, ging ihr auf die Nerven. Allein daran merkte man, dass er Geld hatte. Viel Geld und ein Leben voller Luxus. Dass er außerdem schwer arbeitete, stand für sie außer Zweifel. Auch das merkte man ihm an. „Wie wollen Sie mir helfen, wenn Sie schon jetzt den Unwillen Ihres Großvaters erregt haben? Er würde sich zum zweiten Mal verraten fühlen.“
„Vergessen Sie meinen Großvater. Er hat nichts damit zu tun.“
„Das können Sie leicht sagen, aber mir hat er die Karriere verbaut … zumindest vorläufig. Die ganze Branche weiß Bescheid. Miss Wyatt ist in Ungnade gefallen.“
„Hören Sie.“ Er zeigte auf die Kaffeedose, die sie immer noch in der Hand hielt. „Soll ich lieber den Kaffee machen?“
„Sie sind wirklich gut. Warum setzen Sie sich nicht hin?“ Amber zog ihre Jacke aus und hängte sie vorsichtig über eine Stuhllehne. Hätte sie geahnt, dass man sie entlassen würde, hätte sie nie ein so teures Ensemble gekauft.
„Wollten Sie nicht einen Bestseller wie die ‚Dornenvögel‘ schreiben?“ Callum schwang sich auf einen der hohen Hocker, die vor dem Küchentresen standen. Noch nie hatte sie ihn so deutlich als das erkannt, was er war: ein Mann der freien Natur, körperlich in Höchstform, voll geschmeidiger Anmut in jeder Bewegung. Dass er auch im Cut besonders gut aussah, war nur ein zusätzlicher Vorteil.
„Ja, aber jetzt noch nicht.“ Amber füllte Kaffee in den Filter der Maschine. „Vielleicht könnte ich mich bei der Akademie der Künste um ein Stipendium bewerben … falls Ihr Großvater da nicht auch seine Finger im Spiel hat.“
„Haben Sie keine Ersparnisse?“
„Mit Ihnen kann ich mich jedenfalls nicht messen. Ich komme ganz gut zurecht … vorausgesetzt, ich verdiene regelmäßig.“ Sie schaltete die Kaffeemaschine ein. „Dieses Apartment gehört mir nicht. Ich habe es nur gemietet.“
Callum sah zum Wohnzimmer hinüber. „Dann haben Sie bei Ihrem Vermieter wohl einen Stein im Brett, sonst dürften Sie kaum so viele Bilder aufhängen. Löcher in den Wänden, helle Flecken auf der Tapete … eben das Übliche.“
Amber sah ihn misstrauisch an. „Welche Behörde hat Sie geschickt?“ Sie winkte ab. „Schon gut. Eine Freundin hat die Wohnung als Kapitalanlage gekauft und
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