Brennendheiße Sehnsucht
…“
„Dann an Sie vermietet.“ Callum nickte. „Also eine Freundin, oder war es vielleicht ein Freund?“
„Ich bin schon schlechter Laune“, warnte Amber. „Machen Sie es nicht noch schlimmer.“
„Warum plötzlich so aggressiv?“, fragte er verwundert. „Aber man sagt ja allen Rothaarigen ein hitziges Temperament nach. Verzeihung, Ma’am. Ich wollte Sie nicht kränken.“
„Ich habe kein hitziges, sondern ein besonders sanftes Temperament.“ Plötzlich rann ihr eine Träne über die Wange. Callum sprang auf und stand im nächsten Moment neben ihr.
„He, was ist los?“ Seine Nähe war ungeheuer tröstlich. Er strahlte Wärme und männliche Fürsorge aus.
„Wagen Sie es nicht, mich anzufassen!“ Amber wischte sich über die Augen. „Die Träne kam von selbst … aus Wut, versteht sich.“
„Natürlich, aus Wut. Gibt es in dieser Küche auch Tassen? Der Kaffee ist fast fertig.“
„Sie scheinen ihn wirklich zu brauchen.“
Callum blieb gelassen. „Ich habe heute noch nicht gefrühstückt und leide daher unter Koffeinentzug“, erklärte er.
Amber nahm Tassen aus dem Schrank und stellte Zucker und Sahne hin. „Also, was ist das für ein Plan?“
„Er wird Ihnen gefallen … jedenfalls hoffe ich das.“ Callum sah sie erwartungsvoll an. „Hätten Sie Lust, auf einer der führenden Ranches des Landes für längere Zeit Urlaub zu machen? Sie sagten, Sie wollten schreiben. Warum starten Sie Ihre Karriere nicht bei uns? Die Handlung von Colleen McCulloughs ‚Dornenvögel‘ spielt auf einer Schaffarm. Könnte es in Ihrem Roman nicht auch eine Ranch sein? Jingala hat viel zu bieten“, fügte er hinzu. „Waren Sie jemals im Outback?“
Amber schwieg. Sie hatte sich immer vor der endlosen Weite gefürchtet.
„Waren Sie da?“, wiederholte er ungeduldig.
„Ich bin zu überrascht … nein, zu dankbar, um antworten zu können.“
„Dann nehmen Sie mein Angebot an?“
Amber atmete tief durch. „Das habe ich nicht gesagt. Ich war lediglich …“
„Sie haben von Dankbarkeit gesprochen“, unterbrach er sie. „Überlegen Sie es sich. Sie würden mein Gast sein, die Ebbe in Ihrer Kasse wäre also kein Problem. Übrigens haben Sie meine Frage noch nicht beantwortet. Waren Sie jemals im Roten Zentrum Australiens? Kennen Sie das Channel Country oder die Simpson Desert?“
Ambers Wangen hatten sich vor Aufregung leicht gerötet. „Ich fürchte, mir ist Europa vertrauter als mein eigenes Land“, gestand sie. „Abgesehen von den großen Städten, kenne ich nur das tropische Queensland. Fast schäme ich mich ein bisschen dafür.“
„Das sollten Sie auch.“ Der Tadel war ernst gemeint. „Jetzt haben Sie Gelegenheit, das richtige Australien zu entdecken. Ich garantiere Ihnen unvergessliche Erlebnisse.“
„Das bezweifle ich nicht.“ Amber war wie elektrisiert. Eine Freundin von ihr war gerade aus Alice Springs zurückgekommen und hatte ihr viel vom Roten Zentrum und seinen einmaligen Naturdenkmälern vorgeschwärmt. „Hören Sie, ich bin noch ganz durcheinander.“ Sie sah Callum offen an. „Ich darf doch davon ausgehen, dass Sie keine Hintergedanken haben?“
„Keinen einzigen“, beteuerte er. „Ich wurde nach guter alter Art zum Gentleman erzogen. Wenn eine Frau Nein sagt, bedeutet das für mich Nein.“
„Sehr viele Neins wird es nicht gegeben haben“, konstatierte Amber bissig.
„Darüber gibt ein Gentleman keine Auskunft. Wenn Sie es schaffen, können wir morgen früh aufbrechen.“
„He, einen Moment!“ In einer abwehrenden Geste hob Amber die Hände. „Ich bin noch viel zu verwirrt, um mich zu entscheiden.“
„Das macht nichts.“ Der Kaffee war durchgelaufen, und Callum übernahm das Einschenken. „Ich möchte Sie auf keinen Fall drängen. Denken Sie in Ruhe nach. Ich muss nur Bescheid wissen, ehe ich abfliege.“
Wie unglaublich einfach das alles klang!
6. KAPITEL
Amber kannte die Ostküste bis hinauf zu den tropischen Regenwäldern im Norden von Queensland und dem Great Barrier Reef. Sie hatte die berühmten Weingegenden in New South Wales, Victoria und South Australia besucht. Sogar die großen Weltstädte waren ihr einigermaßen vertraut, aber nichts hatte sie auf das Erlebnis des australischen Outback vorbereitet. Schon die Dimensionen waren überwältigend und die Einsamkeit erschreckend. Sie hatte das Gefühl, die Welt an ihrem ersten Schöpfungstag zu erleben. Es gab noch keine Menschen und keine Anzeichen ihrer Zivilisation. Hier herrschte
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