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Brennendheiße Sehnsucht

Brennendheiße Sehnsucht

Titel: Brennendheiße Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Way
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ewige Wildnis.
    Amber hatte die Eindrücke der Reise so intensiv aufgenommen, dass ihr bisweilen schwindelte. Der Rinderbaron neben ihr gab keine Anzeichen von Ermüdung zu erkennen. Er flog seinen Privatjet, als säße er am Steuer eines Taxis. Sie musste ihm wirklich dankbar sein, denn er hatte sie aus einer verzweifelten Lage befreit – zumindest vorübergehend. Er bot ihr die Möglichkeit, das zu tun, wovon sie träumte, seit sie als Kind das Zauberreich der Literatur betreten hatte: selbst ein Buch zu schreiben.
    Seit Jahren kreisten bestimmte Themen in Ambers Kopf. Sie wollte keineswegs mit ihren großen literarischen Vorbildern konkurrieren, aber sie hielt sich für fähig, etwas zu schreiben, das vor den Augen eines Verlegers Gnade finden würde. Tief innerlich beglückwünschte sie sich zu der einmaligen Chance, die ihr geboten wurde. Und dazu diese Umgebung! Die üppigen, fruchtbaren Landschaften der Ostküste waren längst hinter ihr versunken.
    Sie befand sich in einer anderen Welt. Sie würde das Innere Australiens mit ganz neuen Augen sehen. Mit seinen Augen! Hier war sie im Reich des Rinderbarons Callum MacFarlane. Er bot ihr Zuflucht und einen neuen Start. Jetzt lag es nur an ihr, was sie daraus machen würde. Alles, was sie bisher beschäftigt hatte – die geplatzte Verlobung, die öffentliche Demütigung, der Verlust ihres Jobs –, war nur noch Erinnerung.
    Um die Wahrheit zu gestehen – sie fühlte sich wie neu geboren!
    Das Ende der Reise rückte näher, denn sie überflogen bereits Privatgebiet. Nur wenige Menschen kannten Jingala, die Wüstenfestung der MacFarlanes im Herzen eines riesigen, durch mühevolle Arbeit errungenen Grundbesitzes. Während des Flugs hatte Amber beobachtet, wie stark sich das Land unter ihr veränderte. Jetzt wirkte neben der endlosen Leere vor allem eins: die lebhaften Farben. Der kobaltblaue Himmel hob sich leuchtend von der orangeroten, glühend heißen Erde ab. Rötliche Sanddünen wanderten mit dem Wind von Westen her über das Land, Abbilder der rollenden Wellen, die in legendärer Vorzeit das große Binnenmeer bewegt hatten.
    Goldgelbes, in dichten Büscheln wachsendes Spinifex-Gras bedeckte den Boden, als sollte eine riesige Ernte gehalten werden. Die Luft flimmerte in der Hitze und täuschte das Auge mit ständig wechselnden Spiegelbildern. Ab und zu wuchsen Bäume aus der dürren Erde und bildeten mit ihren Zweigen lebende Skulpturen. Die Geistereukalypten waren leicht an ihrer leuchtend weißen Rinde zu erkennen. Land der Traumzeit. Ehrwürdiges Land.
    Je tiefer sie flogen, desto klarer zeichnete sich das endlose Geflecht von kleinen Flüssen, Billabongs und Lagunen ab. Einige glitzerten silberhell, andere glänzten zartblau oder geheimnisvoll grün, wie die Augen des Rinderbarons. Alle diese Wasseradern bildeten die Lebensgrundlage des Channel Country im äußersten Südwesten von Queensland, am Rand der endlosen Simpson Desert, die nach der Sahara zu den größten Wüsten der Erde zählte.
    Amber entdeckte Kängurus, die in großen Rudeln umherzogen. Sie bemerkte Kamele, die nicht zu den einheimischen Tieren zählten. Ihre Vorfahren waren als Lasttiere für das unwegsame Outback ins Land gebracht worden. Inzwischen hatten sie sich so vermehrt, dass sie von strengen Naturschützern als umweltschädlich eingestuft wurden, weil sie das empfindliche ökologische Gleichgewicht der Wüste störten.
    Endlich tauchten auch die ersten Rinderherden auf. Es war unmöglich, die Anzahl der Tiere zu bestimmen. Sie drängten sich an den Wasserstellen oder auf eingezäunten Koppeln. Dazwischen lagen Camps mit einfachen Unterkünften, und überall sah man Männer bei der Arbeit – zu Fuß oder zu Pferd. Auch einzelne Versorgungsfahrzeuge waren zu erkennen.
    Etwas entfernt galoppierte eine Schar wilder Pferde über die Ebene. Der Leithengst führte, ihm folgten mehrere Stuten mit ihren Fohlen. Was für ein Anblick! Nur gut, dass sie als Stadtkind wenigstens reiten konnte und keine Angst vor Pferden hatte, obwohl es unberechenbare Tiere waren. Sie hatte selbst einige Stürze hinter sich, war aber zum Glück nie ernstlich verletzt worden.
    Callum gab ihr ein Zeichen. Die Gebäude von Jingala kamen in Sicht. Im ersten Augenblick erinnerten sie Amber an einen Vorposten in der Wüste, wo sich einige mutige Pioniere angesiedelt hatten. Das Metalldach eines riesigen Hangars blitzte auf. Daran schloss sich ein Halbkreis von weiß gestrichenen Nebengebäuden an, zwischen denen

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