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Brennnesselsommer (German Edition)

Brennnesselsommer (German Edition)

Titel: Brennnesselsommer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Pehnt
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Küche, schneidet stapelweise Brotscheiben von einem riesigen Laib und schnappt nach Luft vor Lachen über einen Jungen am Herd, der gleichzeitig Kaffee kocht, Pfannkuchen bäckt und Witze erzählt. Anja und Flitzi stehen in der Tür und staunen.
    »Sind das alles Fränzis Freunde?«, fragt Flitzi Anja leise. Eigentlich hat Anja, wenn sie ehrlich ist, geglaubt, Fränzi hätte kaum Freunde außer ihnen. »Was steht ihr da rum wie im Tierpark«, ruft der Junge am Herd und wirft Anja einen Pfannkuchen zu, den sie fängt wie ein Frisbee.
    »Gut«, sagt der Junge anerkennend. »Willst du auch einen Kaffee?«
    »Dafür bin ich noch zu klein«, sagt Anja und wird sofort glühend rot im Gesicht, denn etwas Dümmeres kann wohl niemand sagen. Aber der Junge lacht nicht.
    »So klein siehst du gar nicht aus«, sagt er nur.
    Da kommt auch schon Fränzi und zieht sie zum Küchentisch.
    »Das sind Anja und Flitzi«, ruft sie, »die helfen mir und machen mit.« Jemand klatscht, und Keno drängt sich an Flitzis Knie und will am Hals gekrault werden.
    »Wir treffen uns hier zu einer Demo«, erklärt Fränzi, »und das klappt am besten, wenn alle gut gefrühstückt haben. Der hier, der mit den Pfannkuchen, das ist übrigens Tim.«
    »Was ist eine Demo?«, fragt Flitzi, und Anja ist froh, dass sie das Wort kennt und es Flitzi erklären kann, damit der Junge merkt, dass sie nicht ganz so dumm ist: »Wenn viele Leute für etwas sind oder gegen etwas, tun sie sich zusammen und sagen ihre Meinung, und manchmal malen sie auch Schilder oder machen Krach, damit keiner übersehen kann, wofür sie kämpfen.«
    »Genau«, ruft Fränzi, »und uns wird keiner übersehen!«
    »Wofür kämpft ihr denn?«, fragt Anja.
    Martin klopft mit den Knöcheln gegen die Wand.
    »Für die Wand?«, fragt Flitzi. Alle lachen, aber es ist kein spöttisches Gelächter, und Flitzi muss mitlachen.
    »Für den Gnadenhof«, sagt Fränzi. Als sie Anjas und Flitzis entsetzte Gesichter sieht, setzt sie sich mit ihnen an den Küchentisch, auf dem sich inzwischen die Pfannkuchen stapeln. Jeder isst einen, und sie erklärt, was passiert ist.
    »Ihr habt ja vielleicht schon mitgekriegt, dass maneigentlich für alles eine Genehmigung braucht«, sagt Fränzi. »Und für den Gnadenhof brauche ich auch eine.«
    »Wieso denn?«, fragt Anja. »Man kann doch wohnen, wo man will, oder? Und Haustiere darf man doch auch haben?«
    »Oder braucht man eine Hamstergenehmigung?«, sagt Flitzi und kichert. Die anderen in der Küche machen Vorschläge, was für Genehmigungen es noch geben könnte: eine Goldfischgenehmigung, eine Zwerghasengenehmigung, eine Schildkrötengenehmigung.
    »Eine Kindergenehmigung!«, ruft Martin.
    »Eine Schulschwänzgenehmigung«, meint Tim. Sie essen Pfannkuchen und lachen über die verrückten Genehmigungen, bis Fränzi irgendwann meint: »Wenn ich einfach nur Haustiere hätte, wäre alles bestens. Aberirgendjemand hat die Behörden angerufen und gesagt, das hier wäre ein Tierheim. Und dafür braucht man dann eine Tierheimgenehmigung oder so was.«
    »Wer denn?«, fragt Anja entsetzt.
    »Keine Ahnung, das war ein anonymer Anruf.«
    Einen Moment lang klopft Anjas Herz schneller, weil sie plötzlich befürchtet, ihre Eltern könnten es gewesen sein. Schließlich gibt es bessere Nachbarn als ein Tierheim, und nach der Sache mit der bunten Schule war Papa sich erst recht nicht sicher, ob Fränzis Ideen immer so unbedenklich waren. Gleichzeitig weiß Anja, dass ihre Eltern Fränzi niemals verpetzen würden. Sie leben zwar ganz anders und finden vieles merkwürdig, aber Verräter sind sie nicht.
    »Und weil ich keine Genehmigung habe«, fährt Fränzi fort, »können sie den Gnadenhof schließen, wenn sie wollen.«
    »Aber sie können doch froh sein«, ruft Flitzi, »wenn sich einer um die Tiere kümmert!«
    »Fränzi ist denen ein Dorn im Auge«, sagt Martin finster. »Die wollen den Laden hier abreißen und alles teuer verkaufen, wetten?«
    Anja und Flitzi blicken sich stirnrunzelnd an. Die ungewohnten Gedanken schwirren ihnen im Kopf herum. Die ganze Geschichte ist ziemlich schwer zu verstehen, aber klar ist, dass der Gnadenhof nicht verschwinden darf und dass sie dabei mithelfen werden, ihn zu retten. Sie schauen sich in der Küche um. Inzwischen reden alle durcheinander.
    »Guck mal«, sagt Flitzi leise zu Anja und zeigt auf eine Frau mit Haaren, die hinten verfilzt sind wie ein Vogelnest, »die trinkt Wein mitten am Tag.« Anja starrt die Frau an und schüttelt

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