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Bretonische Brandung

Bretonische Brandung

Titel: Bretonische Brandung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Luc Bannalec
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hatte sich genau vor seiner Nase abgespielt. Vielleicht sogar am Nachmittag, als er an Bord der Bakounine die Inseln des Archipels abgeklappert hatte. Nicht mal einen Kilometer Luftlinie entfernt.
    »Gehen wir.«
    Dupin wollte raus aus diesem stickigen Verlies. Raschen Schrittes verließ er das Steinhaus und blieb erst ein paar Meter entfernt stehen. Riwal und Goulch folgten ihm. Vorsichtshalber wortlos.
    Vor dem Haus, in vielleicht fünfzig Meter Entfernung, lag der größte Strand der Insel, kurz vor dem Sand befand sich eine Art Mauer aus abgerundeten Granitblöcken. Dupin steuerte auf den Strand zu. Er blieb oberhalb der Granitblöcke stehen, dann zwängte er sich zwischen zweien hindurch und ging mit kleinen Schritten die Linie ab, bis zu der die Flut gekommen war. Nichts. Gar nichts war zu sehen. Nicht der Ansatz einer Spur.
    Goulch und Riwal hatten ihn mitttlerweile erreicht.
    »Wenn ein zweites Boot hier war, hat es sicher auf der anderen Seite der Insel angelegt, nicht hier in der Kammer. Wer immer hier war, er wollte sicher nicht gesehen werden. Gehen wir zurück. Vielleicht haben die anderen doch etwas entdeckt«, presste Dupin hervor.
    Goulch und Riwal nickten.
    Sie gingen zurück, am Haus vorbei, den sanften Anstieg hinauf, bis sie wieder auf dem Plateau ankamen. Abgesehen von dem Strand direkt vor ihnen, auf dem Le Menns Boot und ihr Beiboot lagen, waren von hier oben aus noch drei weitere kleine Strände auszumachen.
    »Kommen Sie Goulch, wir nehmen die Strände links, Riwal, Sie den rechten.«
    Vorsichtig kletterten sie die steilen Felsen hinunter.
    Goulch und Dupin hatten den ersten der beiden nahe beieinanderliegenden Strände noch nicht erreicht, als sie Riwal rufen hörten.
    »Hier! – Hier!«
    Sie machten kehrt.
    Eine halbe Minute später standen beide schnaufend neben Riwal, der sich an einem schmalen, von flachen Felsen umrahmten Strand befand. Auch die beiden jungen Polizisten waren gekommen.
    Riwal war in die Hocke gegangen und inspizierte den Sand vor ihm.
    »Hier sind Fußspuren. Hier vorn von einer Person, die in diese Richtung lief«, er zeigte ein wenig nach links, »und dort von zwei Personen, die sich in unsere Richtung bewegten.«
    Es war eindeutig. Dupin stand auf und folgte den Spuren. Sie führten Richtung Wasser und verloren sich dort, wo der Sand von der Flut noch feucht war. Auf der anderen Seite endeten sie an einem Feld aus kleinen Steinen, dahinter begannen die großen Felsen, die hier nicht ganz so steil anstiegen.
    Dupin fuhr sich heftig durch die Haare.
    »Le Menn ist tatsächlich allein gekommen. Und ebenso eine zweite Person. Sie haben sich, warum auch immer, zusammen in dem verlassenen Haus aufgehalten und haben dann mit dem Boot der zweiten Person die Insel verlassen.«
    »Vielleicht waren sie noch an einer anderen Stelle der Insel.«
    Dupin und Goulch starrten Riwal an.
    »Was meinen Sie damit?«
    »Na, vielleicht waren sie nicht nur im Haus. Vielleicht war das Haus gar nicht der Hauptgrund, auf die Insel zu kommen. Vielleicht haben sie – oder einer der beiden – etwas gesucht? Etwas vergraben oder ausgegraben?«
    »Wie kommen Sie jetzt darauf?«
    Dupin war genervt.
    »Ich weiß es nicht«, Riwals Blick schweifte über das Wasser, er murmelte jetzt.
    »Was auf den Inseln geschieht, fügt sich nicht immer zu einer Wirklichkeit, wie wir sie kennen. Das ist seit Langem bekannt.«
    Dupin seufzte.
    »Die Spurensicherung soll sich das Haus ansehen – und die ganze Insel absuchen. Penibel. Ich muss telefonieren.«
    Er trat ein paar Meter zur Seite. Er musste Le Coz sprechen. Wissen, was er ohnehin schon zu wissen glaubte. Er wählte die Nummer. Nichts geschah. Er versuchte es wieder. Erneut ging die Verbindung ins Nichts. Er stierte auf das Display. Und ging zur Gruppe zurück.
    »Riwal, wir haben keinen Empfang.«
    In seiner Stimme lag ein echter Vorwurf, den er nicht unterdrücken konnte.
    »Das kommt auf den Inseln vor.«
    »Das darf doch nicht wahr sein!«
    So konnte man nicht arbeiten.
    »Ich wüsste auch leider nicht, wen wir anfunken könnten.«
    Es war ohnehin unmöglich, ausführlichere Gespräche über Funk zu führen, fand Dupin. Aber Goulch meinte es gut.
    »Wir fahren sofort zurück nach Saint-Nicolas. Und Goulch, funken Sie die Küstenwache an. Ein Hubschrauber soll das Gebiet um die Insel absuchen lassen.«
    Mit dezidiertem Schritt marschierte Dupin zum Strand, an dem Le Menns Boot und das Beiboot lagen. Goulch und Riwal folgten ihm. Alle paar Meter

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