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Bretonische Brandung

Bretonische Brandung

Titel: Bretonische Brandung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Luc Bannalec
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Goulch sich schnell und behände nah am Wasser über die Steine, schon etwas weiter vorn lief Riwal auf der rechten Seite der Insel.
    Das Haus lag vollkommen ruhig und unauffällig da. Niemand war zu sehen. Dupin bewegte sich vorsichtig weiter, die Waffe fest in der rechten Hand. Er musste sich vorsehen, der Boden war holprig. Er näherte sich dem Haus von der Rückseite. Ein kleines Fenster war mit Holzlatten grob verschlagen. Das Schieferdach dagegen schien noch in erstaunlich gutem Zustand, auch wenn es vollkommen bemoost war. Das Haus war aus Stein, in der typisch regionalen Art und Weise gebaut. Es sah um einiges ramponierter aus als das Dach, an mehreren Stellen waren kleinere Teile der Mauer herausgebrochen.
    Dupin bewegte sich vorsichtig um das Haus herum. Er befand sich jetzt schräg vor der Eingangstür. Hier wartete er, bis Riwal und Goulch eingetroffen waren.
    »Nichts Auffälliges zu sehen, keine Spuren, nichts.«
    »Bei mir auch nicht.«
    Riwal und Goulch sprachen instinktiv leise.
    »Schauen wir uns das Haus an!«
    Dupin ging auf die Tür zu.
    »Monsieur Le Menn?«
    Dupin hatte laut gerufen, nachdrücklich.
    »Sind Sie da, Docteur Le Menn?«
    Und noch einmal:
    »Docteur Le Menn – hier ist Commissaire Dupin vom Commissariat de Police Concarneau.«
    Einen halben Schritt hinter Dupin folgten Riwal und Goulch und stießen fast gegen ihn, als er abrupt stehen blieb. Die beiden folgten seinem Blick. Auf dem Boden lag ein aufgebrochenes Vorhängeschloss. Die mit zwei großen Holzplatten notdürftig reparierte Tür stand einen kleinen Spalt offen.
    Alle drei verharrten regungslos.
    »Wir gehen rein.«
    Dupin brachte die Pistole in Anschlag und trat kräftig gegen die Tür, sodass sie mit einem gewaltigen Knall aufschlug. Im nächsten Moment war er drinnen und sprang sofort rechts an die Wand.
    »Commissariat de Police – ist hier jemand?«
    Es war fast dunkel. Es dauerte eine Weile, bis Dupins Augen sich an das dämmrige Licht gewöhnt hatten und er Einzelheiten erkennen konnte.
    Der Raum war leer, auf dem kaputten Holzdielenboden lag zentimeterdicker Staub. Auf der linken Seite war ein Durchgang, in dem einst eine Tür gehangen hatte. Deutlich waren Fußspuren im Staub zu erkennen. Mehrere. Sie führten in den anderen Raum. Riwal und Goulch waren ebenfalls hereingekommen und standen Schulter an Schulter neben ihm, die Waffe im Anschlag. Totenstille, außer ihrem Atmen war nichts zu hören.
    »Der andere Raum«, flüsterte Dupin.
    Wieder ging er vor, langsam, die Waffe auf den Durchgang gerichtet, hielt einen kurzen Moment inne, als würde er Kräfte sammeln, und machte dann einen beeindruckenden Satz in den Nebenraum. Riwal und Goulch taten es ihm nach.
    Auch hier: Nichts. Niemand. Kein Devan Le Menn. Anders als vorn waren hier Möbel aufgetürmt, man konnte die Überreste zweier Tische und eines Schrankes erkennen. Riwal und Goulch hatten plötzlich Taschenlampen in der Hand. Goulch beugte sich zu den verwischten Spuren hinunter, die auch hier in der Staubschicht zu erkennen waren. Bis jetzt hatten sie kein Wort gesprochen.
    »Es waren mindestens zwei Leute, denke ich. Vielleicht drei, schwer zu sagen. Auf jeden Fall mehr als einer. Wir brauchen die Spurensicherung, wir sollten uns jetzt ganz vorsichtig bewegen. – Und hier stand vermutlich jemand«, Goulch zeigte auf eine Stelle neben dem Möbelstapel.
    »Ja, rufen Sie die Spurensicherung an. Sagen Sie, sie sollen auf der Stelle herkommen.«
    René Reglas, der größte Forensiker der Welt. Dupin grauste beim Gedanken an dessen wichtigtuerische »Tatortarbeit«. Aber es ging nicht anders.
    »Ich habe sie schon vorgewarnt.«
    Goulch verließ den Raum. Riwal leuchtete mit seiner Taschenlampe systematisch das Zimmer ab, ohne sich von der Stelle zu bewegen.
    »Das ist sonderbar. Wo ist Le Menn? Er ist mit seinem Boot auf die Insel gekommen, aber er ist nicht hier. Wie ist er weggekommen? Wer war noch hier? Und warum ist Le Menn überhaupt hierhergekommen?«
    Dupin wusste nicht, ob Riwal mit ihm oder mit sich selbst sprach.
    »Lassen Sie uns noch einmal die Strände absuchen. Ob wir nicht doch Spuren finden. Irgendwo muss ein zweites Boot angelegt haben. Und wenn sich Le Menn nicht in Luft aufgelöst hat, dann muss er die Insel mit diesem zweiten Boot verlassen haben! Ich will wissen, was hier passiert ist!«
    Dupin war wütend. Auch wenn er nicht wusste, auf wen oder was. Auf sich selbst am ehesten.
    »So ein Scheiß. Das darf nicht wahr sein.«
    Das alles

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