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Bretonische Brandung

Bretonische Brandung

Titel: Bretonische Brandung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Luc Bannalec
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aber da hatten sie sich beide offenbar nicht getraut. Er wollte das. Er wollte Claire sehen. Es war ihm in den letzten Wochen klar geworden. Nicht, dass es ihm nicht schon davor klar gewesen wäre, aber nicht in diesem Maße. Aus den Beziehungen, die er angefangen hatte, seit es mit Claire auseinandergegangen war – und das waren doch ein paar gewesen –, war nie etwas Ernstes geworden. Nicht, weil es nicht wunderbare Frauen gewesen wären, aber es war ihm immer plötzlich bewusst gewesen, dass es nicht ging. Auch im letzten Jahr nicht, mit der Kunsthistorikerin, die ihm bei einem spektakulären Fall geholfen hatte und die er dann noch mehrere Male getroffen hatte. Es war sehr schön gewesen. Und sie waren im Océanopolis gewesen. Bei Dupins Pinguinen. Sie war dann kurzfristig nach Montréal gegangen, ein Ruf der Universität, aber das war ehrlich gesagt nicht der Grund dafür, dass es nicht weitergegangen war.
    Dupin hatte bei den letzten beiden Telefonaten mit Claire zum ersten Mal das Gefühl gehabt, dass Claire ebenfalls wirklich an ein Wiedersehen dachte. Dupin nahm das Handy und wählte ihre Nummer, die er immer noch auswendig konnte. Es dauerte ein paar Augenblicke.
    »Guten Tag, Sie sind mit dem Anschluss von Docteur Claire Chauffin der chirurgischen Abteilung Hôpital Georges Pompidou verbunden. Bitte hinterlassen Sie mir eine Nachricht.«
    Sie hatte ihr Telefon auf ihren Klinikanschluss weitergeleitet. Wie fast immer. Dupin zögerte.
    »Ich – ich rufe noch mal an.«
    Er legte abrupt auf.
    Ihm war klar, dass dies nicht die perfekte Nachricht war. Dupin hoffte, sie würde zumindest seine Stimme erkennen, die Verbindung war nicht die beste gewesen.
    Sie würde ihn erkennen. Bestimmt. Und – er hatte angerufen.
    Beim Genuss des fabelhaften Hummers störte den Kommissar auf lästige Weise und ganz gegen seinen Willen eine Frage, die ihm seit Nolwenns letztem Anruf durch den Kopf ging und die er seitdem immer rabiater beiseitezuschieben versuchte. Vergeblich. Er würde seine Gedanken noch energischer auf etwas anderes lenken müssen.
    Dupin fixierte ein Boot, das sich eben erst dem Quai genähert hatte und nicht aussah wie die anderen. Es war größer, länger, fünfzehn Meter vielleicht, schätzte er, es hatte Aufbauten, die aussahen, als diente es irgendeinem industriellen Zweck. Die Sonne brannte. Er hätte eine Kappe gebraucht.
    »So ein Scheiß.«
    Es half alles nichts. Das mit dem Ablenken funktionierte nicht. Er hatte nur halblaut gesprochen, dennoch drehten sich ein paar Leute zu ihm um. Er griff nach dem Telefon, seine Laune war fast wieder so schlecht wie am Morgen. Dupin wusste, dass man von ihm sagte, er sei ab und an ein wenig mürrisch und unleidlich – »murrköpfig« hatte er bei seinem letzten Fall einmal gehört, dieser Ausdruck hatte ihm am besten gefallen. Je nach Laune reagierte er auf solche Kommentare konziliant, selbstironisch oder auch ein wenig unwirsch, aber im Allgemeinen hielt er diese Behauptung für völlig unangemessen.
    »Nolwenn?«
    »Monsieur le Commissaire?«
    »Das Schiff dieses Matratzenunternehmers, das man in Bénodet gefunden hat. Hat man mittlerweile auch von ihm gehört? Ich meine, hat er sich gemeldet?«
    »Ich weiß es nicht. Der Präfekt war beruhigt, als er hörte, dass Konans Boot sicher im Hafen liegt. Ich werde nachfragen, ob es einstweilen Nachricht von ihm gibt.«
    »Und Konans Bekannter? Hat man von ihm etwas gehört? Und weiß jemand, warum das Schiff in Bénodet liegt und nicht in Sainte-Marine? Und wer hat dieses Boot eigentlich im Hafen liegen sehen, und warum hat er es gemeldet?«
    »Ich habe nicht den blassesten Schimmer.«
    »Kennen wir den Namen dieses Freundes?«
    »Nein.«
    »Hat er auch ein Boot?«
    »Soviel ich weiß, sind sie immer mit dem Boot von Yannig Konan unterwegs gewesen. Wollen Sie, dass ich all diese Punkte kläre?«
    Dupin wusste es selbst nicht. Es war ohnehin alles abstrus. Er sorgte sich um einen Freund des Präfekten, den Nolwenn für einen Kriminellen hielt, und das, obwohl bisher keinerlei stichhaltige Hinweise existierten, dass es Grund zur Sorge gab. Wahrscheinlich war er einfach bei einer Frau. Irgendeine schäbige Geschichte.
    »Ich esse jetzt meinen Hummer zu Ende.«
    »Ihren Hummer?«
    »Hummer.«
    »Sie sind im Quatre Vents? «
    »Ganz richtig.«
    »Der Hummer der Glénan ist der beste der Welt. Gut, dass Sie dort sind. Wenden Sie sich an Solenn Nuz, wenn Sie etwas brauchen. Sie ist die Besitzerin des Quatre Vents. Sie

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