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Bretonische Brandung

Bretonische Brandung

Titel: Bretonische Brandung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Luc Bannalec
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Strecke.
    »Das sind Kindereien«, erwiderte Leussot ernst.
    »Wenn ich das richtig verstehe, kommt es doch immer wieder zu solchen Funden.«
    »Das ist nicht meine Sache.«
    Der Satz hatte etwas Schroffes gehabt, fand Dupin.
    »Sie wissen also von keiner ›Schatzsuche‹, um die es gerade geht – hier in der Gegend?«
    »Nein.«
    »Hatten Sie persönlich direkten Kontakt zu Pajot und Konan?«
    »Konan kannte ich vom Sehen, aus dem Quatre Vents. Er kam immer mit Lefort. Ich habe nie ein Wort mit ihm gesprochen. Warum auch? Pajot habe ich noch nie gesehen. Ich kenne den Namen nur über Medimare. Ich will mit alldem nichts zu tun haben.«
    »Und Lefort, wie war Ihr Kontakt zu ihm?«
    »Es gab keinen. Ich wäre auch nicht auf die Idee gekommen. Er war ein mieser Typ. Ende. Das wäre mein Resümee.«
    Dupin hatte ein wenig Schwierigkeiten, den festen Stand zu wahren, das Boot hatte ein paarmal abenteuerlich geschaukelt.
    »Und haben Sie eine Theorie zu den Morden? Irgendeine Idee, was hier passiert sein könnte?«
    »Eine der Sauereien, die sie begangen haben, wird jemanden wütend gemacht haben. Richtig wütend.«
    »Kennen Sie Docteur Le Menn? Haben Sie ihn vorgestern Abend im Quatre Vents gesehen?«
    »Le Menn? Nein. Soweit ich weiß, war er nicht da.«
    Leussots Mimik hatte sich verfinstert, er versuchte gar nicht erst, das zu überspielen.
    »Ein Freund Leforts?«
    »Ja.«
    »Kannten Sie ihn persönlich?«
    »Nein.«
    »Sie wissen, dass er Arzt ist.«
    »Ja.«
    Auch das war verlorene Liebesmüh. Leussot wollte nicht.
    »Ein anderer Freund Leforts scheint der neue Bürgermeister zu sein, er …«
    »In seinem Fall würde es mich nicht wundern, wenn er mit Geld zu seiner wohlwollenden Haltung gegenüber Leforts Plänen motiviert worden wäre«, das schien Leussot stark zu beschäftigen, »oder es reichte ihm, dass er als Bürgermeister von den riesigen Investitionen profitieren würde. Prosperität, Wachstum, Image, vervielfachte Steuereinnahmen. Das sind die Währungen der Realität. Die Natur – die Tiere, die Menschen, alles scheißegal. Schrecklich, dass es so billig klingt, nach Schwarz-Weiß-Malerei. Aber genau so ist. Da gibt es nichts zu differenzieren.«
    »Die alten Ausbaupläne – kannten Sie sie gut?«, setzte Dupin nach.
    »Ja. Sie waren öffentlich gemacht worden. Ich habe ausführlich über sie geschrieben, wiederholt im Ouest France, einmal sogar für die Libération. Die Pläne sind dann interessanterweise nie offiziell eingereicht worden. Also auch nie offiziell abgelehnt worden. Es war nach einer heftigen Diskussion wahrscheinlich klar, dass sie nicht den Hauch einer Chance hätten, und ich glaube, Lefort wollte sich keine Blöße geben.«
    »Seit wann arbeiten Sie für das Institut?«
    Dupin war sich darüber im Klaren, dass seine Gesprächsführung zuweilen genauso hin- und herschwankte wie das Boot – es musste am Meer liegen, die ganze Zeit war ihm schwindelig und ein wenig übel. Und noch etwas anderes hatte ihn abgelenkt, seit er auf dem Boot war: ein unregelmäßiges, lautes Platschen, das alle paar Minuten wiederkehrte, jeweils begleitet von schwer einzuordnenden Geräuschen. Am Anfang hatte Dupin sich umgesehen, nichts entdeckt und angenommen, dass es Möwen gewesen waren. Sie hielten über den Booten riskante Flugmanöver ab in der Hoffnung, dass es etwas für sie zu holen gäbe. Jetzt waren die Geräusche lauter als zuvor. Dupin blickte sich doch noch einmal um. Eine Gruppe von Delphinen schwamm in nicht einmal zehn Metern Entfernung an ihnen vorbei, in atemberaubendem Tempo, tauchte kurz ab, um dann wieder pfeilschnell an die Oberfläche zurückzukommen. Es war vollkommen irreal. Dupin war fassungslos. Mit Mühe nur schaffte er es, den Ausruf »Echte Delphine!« zu unterdrücken. Er hatte noch nie welche in der Natur gesehen. Sie sahen tatsächlich aus wie in all den Filmen.
    Leussot hatte Dupins Staunen – es war nicht annähernd der richtige Ausdruck – bemerkt.
    »Sie begleiten mich seit letzter Woche immer wieder. Diese hier sind sehr verspielt.«
    Mit größerer Beiläufigkeit hätte man diesen Satz kaum äußern können. Leussot hatte dabei routiniert gelächelt.
    »Ich …« Dupin wusste wirklich nicht, was er sagen sollte.
    »Die Touristen geraten immer aus dem Häuschen. – Es sind ja auch tolle Tiere.«
    Der zweite Satz hatte versöhnlich geklungen.
    »Aber das Meer ist voller wunderlicher Wesen, die genauso faszinierend sind. Noch faszinierender als Delphine. Nehmen

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