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Bretonische Verhältnisse

Bretonische Verhältnisse

Titel: Bretonische Verhältnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Luc Bannalec
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Kunstverein? Ich meine, es sind ja erhebliche Immobilienwerte.«
    »Mein Schwiegervater war ein sehr großzügiger Mensch, ein Mensch, dem Familie, aber eben auch seine Freunde sehr viel bedeuteten.«
    Loic Pennec kam seiner Frau zu Hilfe: »Sie verstehen sicher, was meine Frau sagen will. Für meinen Vater haben Freundschaften und natürlich seine Arbeit eine große Bedeutung gehabt – das Hotel, die Tradition, die Künstler, all das – und dem hat er auch in seinem Testament Ausdruck verliehen. Natürlich respektieren wir das voll und ganz. Sein Testament korrespondiert ganz mit seinem Leben.«
    Die Irritation, die das Testament bedeutete, war beiden anzumerken – ebenso ihr Bemühen, diese Irritation zu überspielen. Aber es kam Dupin auch nicht so vor, als sei es ein Schock für sie gewesen. Eher wirkten sie nervös.
    »Natürlich, ja. Das verstehe ich. Handeln Sie eigentlich noch mit dem Honig?«
    Wieder kam die Frage ganz unvermittelt.
    »Wir haben nie wirklich damit begonnen.«
    Madame Pennec hatte sich beeilt, schneller zu antworten als ihr Mann.
    »Wir haben es eine Zeit lang erwogen. Das hätte ein sehr lukratives Geschäft sein können. Aber wir haben es wieder verworfen. Es hätte einen ganz gefordert, ich meine, wenn man es richtig hätte machen wollen. Und es war ja immer klar, dass mein Mann eines Tages die Verantwortung für das Hotel übernehmen würde.«
    »Aber einen Lagerraum gab es schon.«
    Die Pennecs blickten Dupin verwundert an.
    »Sie meinen den Schuppen meines Vaters?«
    »Ja, auf dem Grundstück, wo Monsieur Delon lebt.«
    Dieser Satz war Dupin sehr schroff herausgerutscht.
    »Sie haben recht. Der Schuppen wäre ideal zur Einrichtung eines Lagers gewesen. Wir haben diese Überlegung in der Tat angestellt.«
    »Gab es Dinge, die Ihrem Vater Sorgen bereiteten?«
    Im Blick von Catherine und Loic Pennec lag nun offene Verwirrung. Die Frage war so abstrakt wie allgemein.
    »Was meinen Sie?«, fragte Loic Pennec.
    »Etwas, das Ihren Vater sehr beschäftigte?«
    »Ich weiß wirklich nicht, was Sie meinen, Monsieur le Commissaire. Das Hotel war das Leben meines Vaters. Und es hat ihn unentwegt beschäftigt. Die ganze Zeit.«
    »Ich meine andere Dinge.«
    »Und was?«
    »Das frage ich Sie.«
    Eine Stille entstand.
    »Haben Sie von dem kranken Herz Ihres Vaters gewusst?«
    »Ein krankes Herz?«
    »Ein ernsthaft krankes Herz.«
    »Nein. Was soll das heißen? Was für ein krankes Herz?«
    »Er hätte nicht mehr lange gelebt.«
    »Mein Vater? Er hätte nicht mehr lange gelebt? Woher wissen Sie das?«
    Pennec war ganz weiß im Gesicht, er schien tief bestürzt.
    »Mein Schatz. Beruhige dich. Er ist schon tot. Das kann ihn nicht mehr treffen.«
    Madame Pennec bemerkte die unfreiwillige Komik ihres Satzes im nächsten Augenblick selbst.
    »Ich meine«, stammelte sie, »ich meine, das ist einfach entsetzlich.«
    Sie brach ab und legte eine Hand auf die Wange ihres Mannes.
    »Docteur Garreg hat mich gestern davon in Kenntnis gesetzt. Sie wissen, die ärztliche Schweigepflicht. Er hat ihn untersucht, Anfang der Woche, und ihm zu einer sofortigen Operation geraten. Ihr Vater scheint niemandem etwas davon mitgeteilt zu haben.«
    »Monsieur le Commissaire«, Madame Pennec kam ihrem Mann zuvor, »Pierre-Louis Pennec war ein großartiger Mensch, aber auch sehr eigenbrötlerisch. Der niemanden belasten wollte. Vielleicht wollte er uns nicht unnötig Sorgen bereiten. Und ein schwaches Herz haben viele alte Menschen. Sie sollten den Schmerz nicht noch vergrößern.«
    »Natürlich, Madame Pennec. Ich dachte nur, dass es Ihnen wichtig sein könnte, solche bedeutenden persönlichen Dinge über Ihren Vater und Schwiegervater zu wissen.«
    Catherine Pennec schaute eine Moment beschämt.
    »Natürlich.«
    »Ich danke Ihnen sehr für Ihre Offenheit, Monsieur le Commissaire. Hat mein Vater gelitten – ich meine, hatte er Schmerzen?«
    »Wie schien es Ihnen denn, hatte er Beschwerden? Haben Sie nichts an ihm wahrgenommen?«
    Pennec schaute immer noch vollkommen verstört.
    »Nein. Ich meine, ich weiß nicht. Nichts Besonderes. Ja, er wirkte manchmal sehr erschöpft. Das schon.«
    »Aber er war einundneunzig. Mit einundneunzig ist man manchmal erschöpft. Natürlich hat er abgebaut. Seit einigen Jahren.«
    Pennec sah seine Frau etwas missbilligend an.
    »Ich meine doch nur. Es ist doch normal, dass sich ein Einundneunzigjähriger schneller verausgabt als ein Achtzigjähriger oder Siebzigjähriger. Aber er war immer noch

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