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Brezeltango

Brezeltango

Titel: Brezeltango Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Kabatek
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eingedreckte Erdnüsse. Harald hob fragend die Weinflasche hoch.
    »Was wird das denn, Lila?«, fragte ich. »Verschenkst du jetzt selbst gemachte Meisenknödel zu Weihnachten?«
    Lila schüttelte den Kopf und strich sich mit dem Handrücken eine Haarsträhne aus dem glühenden Gesicht, wobei sie eine dunkle Spur hinterließ.
    »Nein. Wir machen Seedballs. Am besten schenkst du dir ein Glas Wein ein und hilfst uns. Je früher wir fertig sind, desto schneller können wir die Küche aufräumen und kochen.«
    Ich nahm ein Weinglas aus dem Schrank.
    »Seedballs? Was ist das denn?«
    »Samenbomben. Guerilla Gardening.«
    »Guerilla? Bomben? Ich dachte, du bist Pazifistin!«
    »Pazifistischer geht’s nicht. Wir begrünen die Stadt. Und wir fragen vorher nicht um Erlaubnis!« Sie sah mich triumphierend an. »Ich hab mich doch in letzter Zeit oft mit meiner Sozpäd-Kollegin Melanie getroffen. Wir haben die erste Stuttgarter Guerilla-Gardening-Gruppe gegründet. Wir wollen damit ein Zeichen setzen. Samstagnacht läuft die konstituierende Aktion. Bis dahin müssen die Seedballs getrocknet sein. Hier. Es ist kinderleicht. Du mischst die Samen mit dem Kompost und dem Tonpulver und gibst dann Wasser dazu, bis ein schöner knubbeliger Ball entstanden ist.«
    Blitzschnell hatten ihre geschickten Finger einen gleichmäßigen runden Erdball geformt und auf ein Kuchenblech gesetzt. Ich versuchte es nachzumachen, manschte in der Erde herum und produzierte ein eiförmiges Etwas. Leider bröselte das Ei gleich wieder auseinander.
    »Viel zu groß«, sagte Lila. »Und du brauchst mehr Wasser.«
    »Was passiert dann mit den Dingern?«, fragte ich und knetete Wasser in das Bällchen.
    »Wir fahren damit durch die Stadt und schleudern sie irgendwohin, wo’s zubetoniert und hässlich ausschaut. Da gibt’s in Stuttgart ja genug Auswahl. Das Tolle an den Seedballs ist, dass die Samen irgendwann im Frühjahr von alleine aufgehen. Dann wachsen plötzlich Blumen und Kräuter, und keiner weiß, wo sie herkommen! Ist das nicht toll? Du bist doch hoffentlich dabei? Wir werden sicher sehr viel Spaß haben!«
    »Ach, ich weiß nicht«, sagte ich. »Mir ist zur Zeit nicht so nach Spaßaktionen. Wer ist denn bisher Mitglied der Guerilla-Einheit?«
    »Na ja, bis jetzt Melanie und ich«, sagte Lila. »Aber wir haben ja gerade erst angefangen.«
    »Machst du auch mit, Harald?«, fragte ich.
    »Aber nadierlich«, sagte er. »Woisch, i ben uff de Dag zehn Johr noch der kubanische Revolutio gebora. Des hot doch ebbes zom bedeita!«
    Tja. Harald war wirklich ein ungewöhnlicher Zahnarzt.
    »Hmm«, sagte ich. »Vielleicht könnte ich Lena dazu einladen? Ich brauche Katharina ja nicht die Wahrheit zu sagen. Ich behaupte einfach, wir machen eine Übernachtungsparty. Lena würde es sicher riesigen Spaß machen und sie von ihrem Kummer ablenken.«
    »Vom Kummer ablenken ist immer gut«, sagte Lila und sah mich teilnahmsvoll an. »Und man kann nicht früh genug damit anfangen, den Nachwuchs dazu zu erziehen, Verantwortung für die Umwelt zu übernehmen.«
    Nachdem ich Lila von der Begegnung mit dem Werbefritzen erzählt hatte, hatte sie sehr bestimmt mein Weinglas weggestellt. »Du schickst jetzt diese Unterlagen. Und zwar sofort. Vorher gibt’s kein Abendessen. Bis du morgen aus dem Bett kriechst, ist der Typ vielleicht schon im Wochenende! Und am Montagmorgen weiß er bestimmt nicht mehr, wer du bist!«
    Seufzend hatte ich klein beigegeben und eine Mail mit dem Betreff »Paternoster« mit Lebenslauf und Zeugnissen abgeschickt. Lila hatte mit geschlossenen Augen neben mir gestanden und ihre ganze positive Energie auf die Mail gerichtet. Jetzt konnte ich nur noch abwarten.
    Am Freitagmorgen saß ich im Schlafanzug in der Küche, trank meine dritte Tasse Kaffee und blätterte durch ein paar Micky-Maus-Heftchen, die ich von Lena ausgeliehen hatte. Das Telefon klingelte. Um diese Zeit, das konnte nur Dorle sein! Ich hatte schon seit längerer Zeit den Verdacht, dass Dorle heimlich mit Leon telefonierte. Bisher hatte ich mich nicht getraut, sie zu fragen. Ich holte tief Luft und beschloss, mich ausnahmsweise mit vollem Namen zu melden, Dorle damit milde zu stimmen und im zweiten Schritt das Verhör einzuleiten.
    »Pipeline Praetorius.«
    »Guten Morgen, Frau Praetorius. Hier ist Bauer von
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in Stuttgart. Unser Hamburger Chef hat mich heute Morgen angerufen. Wir brauchen ganz dringend eine Texterin. Er meinte, Sie seien sofort verfügbar. Könnten Sie

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