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Brezeltango

Brezeltango

Titel: Brezeltango Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Kabatek
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entsetzt. »Bei dem Lärm, den so ein Ding macht, haben wir doch ruck, zuck wieder die Polizei auf dem Hals! Und überhaupt! So was hast du bei dir im Hobbykeller stehen?«
    »Des Bresslufdhämmerle han i gmieded. Bei ma Mietpark. Koschd fuffzeh Euro am Dag.«
    »Du hast doch bestimmt einen falschen Namen angegeben«, sagte Lila hoffnungsvoll.
    »Nix Bseudonümle!«, rief Melanie. »Wie soll i’s noo von dr Steuer absetza?«
    Ich stöhnte. »War das abgesprochen?«, fragte ich Lila.
    »Nicht wirklich«, sagte sie. »Aber solche Aktionen haben ja immer etwas Spontanes.«
    »Mir wollad ja schließlich a sichtbars Zeicha setza! Blümla alloi, des isch ja wie Blümlessex!«
    Ich wandte mich an Tarik. »Willst du das wirklich filmen? Ist das nicht zu riskant?«
    Tarik zuckte die Schultern. »Ich kann ja andere Köpfe ins Video montieren. Merkel und Sarko oder so.«
    »Warum hast du keinen winterharten Busch genommen?«, fragte Lila. »Der Hanf ist doch in zwei Tagen erfroren.«
    »Weil i au no gleichzeidig a Zeicha setza will fir d’ Legalisierung vom Marihuana!«, rief Melanie. »Des kommd beschdemmd en dr Zeidong! Zwoi Zeicha en oim, des hosch echd sälda!«
    »I woiß net so rechd«, sagte Harald. »Sachbeschädigong, desch scho a anders Kaliber als a baar Schdiefmüdderle. Kosch du des Deng iberhaubd bediena?«
    »I han denkt, wozu hen mir an Maa drbei?«, rief Melanie fröhlich und ließ Harald den Presslufthammer in die Hände fallen.
    Harald ging in die Knie. »Ganz schee schwer«, sagte er. »On wo kriegsch dr Strom her?«
    »Desch a Akku-Bresslufdhämmerle! On des isch au bsonders leis!«
    »Sicher au net groß anderschd als mei Hilti«, sagte Harald.
    Lila seufzte. »Wenn du einen Mann rumkriegen willst, streck ihm eine Hilti oder einen Kärcher-Hochdruckreiniger hin«, sagte sie.
    »Wenn du Schisse hosch, noo kosch du ja die Blümla eibflanza«, sagte Melanie und musterte mich von oben herab. »Mir ibernehmad noo ’s eigendliche Risiko.«
    »Ja, das wäre mir, glaube ich, wirklich lieber«, sagte ich. »Weißt du, ich hab dieses Jahr schon einmal eine Nacht in der Zelle verbracht.«
    »Des isch net wohr!«, rief Melanie entzückt. »Des musch mr obedingt verzehla!«
    »Leute, macht voran«, sagte Lila streng. »Sonst erkältet sich Lena noch.«
    Tarik schleppte den Hanf, Lila und ich trugen Blümchen und Erde und Lena nahm Hacke und Schäufelchen. Harald ging mit dem Presslufthammer voraus. Melanie, die nichts trug, redete eifrig auf Tarik ein. Wir liefen ein paar Stufen hinauf und standen mitten auf dem Marienplatz. Das Café war dunkel. Niemand war zu sehen. Leider wurde der Platz von überdimensionalen Lampen hell beleuchtet.
    »Die Lamba sähn aus wie meine Mundspiegel«, sagte Harald. »Wo willsch dein Busch na han, Melanie?«
    »Genau en dr Mitte vom Blatz!«, rief Melanie. Sie rannte zur Haltestelle der Zahnradbahn und lief in großen Sprüngen einmal quer über den Platz. Dann kam sie von der rechten Seite zurück. Nach ein paar Sätzen legte sie eine Vollbremsung hin. »Genau hier!«, rief sie atemlos. »Hosch mi gfilmd, Tarik? Sonschd mach i’s nomol.«
    Lila stellte den Topf ab. »Okay. Strategie. Melanie und Harald bohren den Beton auf und pflanzen den Hanf ein. Line und ich übernehmen die Kastanien. Lena kommt mit uns. Sobald ihr hier fertig seid, helft ihr uns.« Lila reichte mir eine Taschenlampe und setzte sich selbst eine Stirnlampe auf.
    »Ich filme erst mal hier und komme dann hoch«, sagte Tarik.
    »Ich will aber bei Harald bleiben!«, bettelte Lena.
    »Du gohsch mit deinr Dande!«, rief Melanie.
    »Lena, das ist zu riskant«, sagte ich.
    »Ich lauf ganz schnell weg, wenn irgendwas ist«, sagte Lena eifrig.
    »Na schön«, seufzte ich.
    »Wenn Gefahr droht, dann ruft wie ein Käuzchen«, sagte Lila. »Viel Erfolg!«
    Lila und ich schleppten den Weidenkorb und die Erde über den Platz und ein paar Stufen hinauf zur Kastanienallee, die den Marienplatz zur Straße hin abschloss. Die kleinen Bäume hatten schon die meisten Blätter verloren. Ihre geweißelten Stämmchen steckten in einer Art buntem Splitt, drum herum wucherte Unkraut. Der Schein von Lilas Stirnlampe fiel auf ein ziemlich ramponiertes Plakat, das an einem der Bäumchen lehnte. PKD, Partei für ein kinderfreundliches Deutschland? Ein strahlender John-Boy saß inmitten einer Kinderschar im Schneidersitz auf dem Boden und las aus einem Bilderbuch vor.
    »Wir fangen genau bei diesem Bäumchen an«, sagte ich und versetzte dem

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