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Brezeltango

Brezeltango

Titel: Brezeltango Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Kabatek
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Papiere heraus.
    Mittlerweile hatte sich von der anderen Seite ein Kollege genähert und leuchtete mit einer Taschenlampe an der Ente entlang. »
I fly bleifrei
«, sagte er. »Ha, i glaub’s net! Des Entamodell hot mei erschde Fraindin ghet! Dass so ebbes no a Zulassong kriagt!« Dann leuchtete er in den Innenraum. Melanie und Lila sogen hörbar die Luft ein. »Ziaged Sie om?«, fragte er und deutete auf den Busch.
    »Mir gangad zu ’rer Pardy«, sagte Melanie. »Des isch onser Gschenkle.«
    »Ond des pflanzad Se au glei ei?«, sagte der Polizist, dessen Taschenlampen-Strahl auf der kleinen Hacke und dem Schäufelchen an Melanies Füßen kleben geblieben war. »Zemlich kald on feicht zom offa fahra, oder?«
    Der erste Polizist kam mit Lilas Führerschein zurück und drückte ihr die Karte in die Hand. »Das ist aber mal ein gepflegter Führerschein«, sagte er. »So ohne Knick und Eselsohren. Das sieht man selten!« Er stützte sich auf die Scheibe und schaute interessiert ins Entencockpit.
    Ein paar Sekunden herrschte Schweigen.
    Der Polizist nahm seine Dienstmütze ab und kratzte sich am Kopf. »Haben Sie Alkohol getrunken?«, fragte er schließlich.
    Lila schüttelte den Kopf. »Nein, nur Ayurveda-Tee«, sagte sie.
    In diesem Augenblick klingelte mein Handy. Tarik.
    »Gehen Sie ruhig ran«, sagte der Beamte seelenruhig und hing weiter auf der Scheibe. »Uns ist grad sowieso langweilig.«
    »So an Obend uff Schdreife, wenn nix bassierd, isch lang …«, ergänzte sein Kollege.
    Ich kramte das Handy aus der Tasche.
    »Hallo, Line. Halte sie noch ein bisschen hin. Ich pirsche mich grade zu Fuß ran und filme. Das wird eine geile Sequenz.«
    »Hallo Tarik. Keine Sorge, wir haben das gemeinsame Geschenk im Auto.«
    Ich hatte das Gespräch kaum beendet, als Lilas Handy klingelte.
    »Hallo, Harald«, sagte Lila. »Ja, wir sind gleich bei deiner Party, und wir bringen dir auch was Nettes mit. Für den Garten.« Sie legte das Handy weg.
    Niemand sagte etwas. Die Sekunden verrannen.
    »Na dann, schönen Abend noch«, sagte der Beamte, klopfte gegen die Entenkarosserie und zog mit seinem Kollegen ab.
    Der Streifenwagen fuhr davon. Lila und Melanie atmeten hörbar auf. Zwei Minuten später hielt der Porsche hinter uns.
    »Alles okay?«, brüllte Harald.
    Lila streckte den Arm aus dem Fenster, Daumen nach oben.
    »Eigentlich hätten wir uns doch gar keine Sorgen machen müssen«, sagte ich. »Wir machen doch nichts Illegales, oder?«
    »Noi, aber der Hanf isch illegal«, sagte Melanie.
    »Hanf, was für ein Hanf?«, fragte ich verwirrt.
    »Des Büschle. Des isch Hanf. Selber zoga. Em Bad. Des isch verboda. Die zwoi hen aber wohl net gwissd, wie so a Hasch-Pflänzle aussieht. I han vielleicht gschwitzd!«
    »Das ist nicht dein Ernst!«, stöhnte ich. Ich war also mal wieder knapp einer Nacht in der Zelle entgangen! Diese schwäbische Super-Aktivistin war offensichtlich völlig durchgeknallt. »War dir das klar, Lila?«
    »Ich dachte es mir«, antwortete sie. »Ich wollte lieber nicht nachfragen. So, jetzt aber ab zum Marienplatz. Für heute haben wir das Schicksal genug herausgefordert.«
    Sie fuhr zurück auf die B 10 und brauste durch die Stadt. Es hatte aufgehört zu nieseln, im Kassettenlaufwerk eierte eine alte Abba-Kassette vor sich hin, die Ente klapperte fröhlich dazu und nach dem Schrecken wurden wir albern und ausgelassen. Immer mal wieder pfefferte Melanie eine Samenbombe in die Landschaft, vor allem auf der scheußlichen Hauptstätter Straße, und wir johlten.
    Nach einer Viertelstunde parkten wir am Anfang der Böblinger Straße neben dem Marienplatz. Neben uns hielten der Porsche und der Mercedes. Wir kletterten aus der Ente und Lila und ich luden die Hanfpflanze, den Kompostsack und die Einbuddel-Utensilien aus. Lena kam angerannt und warf sich in meine Arme.
    »Ich hab soooo viele Samenbomben geschmissen!«, rief sie und strahlte über das ganze Gesicht.
    »Gut gemacht«, sagte Lila.
    Melanie war in der Zwischenzeit zum Kofferraum des Porsches marschiert und kam mit einem Gerät zurück, das aussah wie ein überdimensionaler Zahnarzt-Bohrer.
    »Was ist das denn?«, fragte ich. »Gehört das Harald?«
    »Nach was schaut’s ’n aus? Desch a Bresslufdhämmerle!«
    »Ein Presslufthammer? Und was hast du mit dem vor?«
    »Mir bohrad en dr Mitte vom Marieblatz a schees Löchle, on noo pflanzad mir den Busch do nei«, antwortete Melanie stolz.
    »Voll fett!«, rief Tarik.
    »Bist du verrückt?«, rief ich

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