Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Brezeltango

Brezeltango

Titel: Brezeltango Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Kabatek
Vom Netzwerk:
Melanie Rücksprache halten«, sagte Lila. »Wir scheinen doch recht unterschiedliche Vorstellungen von den Rechten und Pflichten in unserem Verein zu haben.«
    12 Schlotzer: Schwäb. für Lutscher. Vgl. auch »Das Läben isch kein Schlotzer« (Konfuzius)
    13 Der »Schwäbische Riesenbiber« (Castor giganteum ssp. nesabachiensis) war bis zum 19. Jahrhundert in ganz Schwaben heimisch, insbesondere an Neckar und Nagold. Im Nagoldtal wurde er von den Flößern bejagt, weil seine Bauten die Flößerei massiv behinderten. Er wurde zum letzten Mal 1885 unweit des Hölderlinturms in Tübingen gesichtet und galt seither als ausgestorben.
    Das plötzliche Auftauchen riesiger Biberdämme am Bärensee stellte die Wissenschaft vor ein Rätsel, bis ein einsamer Jogger morgens um sechs einen riesigen Biber entdeckte, der sich auf den Baumstämmen im See sonnte. Anhand eines alten Kupferstiches aus dem Landesmuseum Württemberg identifizierte er das Tier als den Schwäbischen Riesenbiber. Die Nachricht war eine Sensation und Fotografen, Journalisten und der Leiter des Forstamts, Werner Koch, lieferten sich seither auf der Jagd nach dem Biber ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Bisher hatte aber niemand außer dem Jogger den Biber gesehen, so dass sein Mythos allmählich Formen annahm, die dem des Ungeheuers von Loch Ness in nichts nachstanden. Spekuliert wurde auch über eine Umbenennung des Bärensees in Bibersee.

24. Kapitel
    Won’t you be my number two,
Me and number one are through,
There won’t be too much to do,
Just smile when I feel blue
.
    And there’s not much left of me,
What you get is what you see,
Is it worth the energy,
I leave it up to you
.
    Am nächsten Morgen musste ich schrecklich früh aufstehen, um Lena zurück nach Gärtringen zu bringen. Sie war zu einem Kindergeburtstag eingeladen, der schon um elf Uhr beginnen sollte, weil das Programm (Kamelreiten, Gokartfahren, Hallenbad-Party und Kinder-Bowling) sonst nicht in den Sonntag gepasst hätte. Lena war gar nicht scharf darauf, nach der aufregenden nächtlichen Aktion mit der abschließenden Suppen-Fete, die sich bis nach zwei hingezogen hatte. Tarik hatte sich mit einem Kuss auf den Mund von mir verabschiedet, der nicht unbedingt in die Kategorie »just friends« passte. Aneinandergelehnt dämmerten Lena und ich in der S-Bahn vor uns hin, müde, aber sehr zufrieden.
    »Und, war’s nett?«, fragte Katharina. »Willst du nicht einen Moment reinkommen, Line? Ich kann dich dann wieder bei der S-Bahn absetzen, wenn ich Lena zum Geburtstag fahre.«
    »Es war cool«, sagte Lena unschuldig. »Wir haben ›Hände weg von Mississippi‹ geguckt. Hatte Line extra aus der Stadtbücherei für mich ausgeliehen.«
    Ich schluckte. Lena wurde nicht mal rot.
    »Hoffentlich hast du dich nicht allzu sehr gelangweilt, Line«, sagte Katharina.
    Wir standen im Flur. Lena ging in ihr Zimmer, um sich umzuziehen. Salo kam angerannt und klammerte sich an Katharina fest.
    »Salo, zeig doch der Line dein neues Playmobil-Boot!«, rief Katharina.
    Salo zischte ab.
    »Ich wollte dir noch was erzählen«, sagte Katharina und senkte die Stimme. »Etwas, das die Kinder noch nicht wissen. Dorle war gestern Abend hier. Sie hat mir angeboten, sich in den Weihnachtsferien um die Kinder zu kümmern, damit ich Max in New York besuchen kann.«
    »Klingt super«, sagte ich. »Das gute alte Dorle!«
    »Sie meinte, ich soll jetzt erst mal keine überstürzten Entscheidungen treffen und nach dem Besuch weitersehen.«
    »Sehr vernünftig«, sagte ich. »Ich kann gerne auch mal kommen. Schließlich ist Dorle nicht mehr die Jüngste.«
    »Das wäre sehr nett«, sagte Katharina. »Ich weiß, wir haben in den letzten Jahren nicht immer das beste Verhältnis gehabt. Ich war mit mir selber beschäftigt. Mit mir und der Familie. Und ich wollte dir einfach sagen, dass mir deine Unterstützung sehr viel bedeutet. Und dass es mir sehr leidtut wegen dir und Leon.«
    Sie nahm mich in den Arm. Wir hielten uns ganz fest.
    »Was ist das denn hier?«, fragte Lena. »Mama, wir müssen los!«
    Eine gute Stunde später ließ ich mich erleichtert auf mein Bett fallen, um einen ausgiebigen Mittagsschlaf zu halten und anschließend zu duschen.
    Es klingelte. Bestimmt hatte Harald seinen Hausschlüssel vergessen.
    Plötzlich stand Lila in der Tür. »Besuch für dich, Line«, sagte sie. Ihr Blick verriet nichts.
    »Für mich?« Mein Herz begann zu rasen und ich sprang auf. Wenn das Leon war, ich würde keine Sekunde verlieren, nach

Weitere Kostenlose Bücher