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Brezeltango

Brezeltango

Titel: Brezeltango Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Kabatek
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baarmol em Haus gwä«, sagte Frau Müller-Thurgau.
    »Femfmol isch se doo gwä, abr emmr bloß am Dag«, sagte Herr Tellerle. »Net dass mr henderherspioniert, aber mr will ja scho wissa, wer sich em Haus uffhäld.«
    »Uff jeden Fall isch des scho a Weile her«, sagte Frau Müller-Thurgau. »On en ledschder Zeit hot er koin Frauabsuch ghett, so viel isch gwieß. Bloß oimol a Familie mit Zwilleng.«
    »On er isch au net iber Nacht fortblieba«, ergänzte Herr Tellerle eifrig.
    »Wann ist er denn losgefahren?«, fragte Lila. »Zum Flughafen, meine ich.«
    »Also, ’s Taxi isch om halber zwelfe komma.«
    »Femf nach halb zwelfe«, sagte Herr Tellerle.
    Jetzt war es Viertel vor eins. Ich schloss die Augen. Leb wohl, Leon.
    Lila stand hastig auf. »Also das war wirklich sehr nett, dass Sie vorbeigekommen sind, und auch Frau Praetorius ist Ihnen sehr dankbar. Aber wir haben jetzt wirklich keine Zeit mehr zu verlieren.« Sie schüttelte Herrn Tellerle und Frau Müller-Thurgau die Hand und bugsierte sie zur Tür.
    Kurz darauf hörte man das Knattern eines Mofas. Ich blieb wie gelähmt sitzen.
    »Das ist ja unglaublich«, rief Lila im Flur aus. »Rücken die mit einer uralten Zündapp hier an, die nicht mal eine Zulassung hat!«
    »Die stand bei Herrn Tellerle im Keller«, sagte ich abwesend. »Er hat immer daran herumgeschraubt.«
    Lila baute sich vor mir auf und stemmte die Hände in die Seiten. »Kannst du mir mal sagen, worauf du noch wartest?«, keifte sie.
    Müde stützte ich den Kopf auf die Hände. »Wenn wir jetzt in einem Buch oder Film wären, würde ich losrasen und Leon im letzten Augenblick am Flughafen abpassen«, flüsterte ich. »Aber so was passiert im wirklichen Leben nicht.«
    »Du treibst mich in den Wahnsinn! Seit Wochen halte ich hier deine Scheißlaune aus, jetzt kriegst du deinen Matrosen auf dem Tablett präsentiert und lässt ihn laufen? Dann werd doch den Rest deines Lebens unglücklich, du Schnepfe, aber such dir bitte möglichst schnell eine andere Wohnung und lass mich in Ruhe!«
    Ich sah sie schockiert an. Fünf Sekunden lang geschah gar nichts. Dann sprang ich auf. »Du hast recht«, rief ich aufgeregt. »Vielleicht ist es noch nicht zu spät. Ich muss so schnell wie möglich zum Flughafen!«
    »Schön, dass die Dame langsam aufwacht! Mit öffentlichen Verkehrsmitteln schaffst du das nicht mehr. Und bis jetzt ein Taxi kommt … Du bräuchtest …«, Lila machte eine Pause, »… ein richtig schnelles Auto. Einen Porsche zum Beispiel. Ich könnte den Kapitalisten mit dem Angeberauto fragen, ob er dich fährt. Der hat allerdings gerade Sunday-Morning-Sprechstunde mit Prosecco.«
    »Lila, ich schwöre dir, ich sage nie mehr auch nur ein einziges Wort gegen Zahnärzte, die Porsche fahren!«
    Lila rannte mit dem Telefon ins Bad und schlug die Tür hinter sich zu. Ich rannte hinterher und presste mein Ohr gegen die Tür. Verstehen konnte ich nicht viel, ich hörte nur immer wieder das Wort »Notfall«, jedes Mal ein bisschen lauter und ein bisschen beschwörender. Meine Hände waren schweißnass und mein Magen fuhr Achterbahn.
    Lila riss die Tür wieder auf. »Puh, die Sprechstundenhilfe war taff, aber er ist in zwei Minuten hier«, schrie sie triumphierend. »Zieh dir verdammt noch mal was anderes an und spül deinen stinkenden Mund aus! So, wie du aussiehst, da kannst du gleich zu Hause bleiben!«
    Ich rannte die Treppe hinauf, zerrte eine saubere Jeans aus dem Schrank und über meine Hüften, zog einen sauberen Pulli über das T-Shirt, der lang genug war, um den offenen Hosenknopf zu verdecken, und raste die Treppe wieder hinunter. Ins Bad, zehn Sekunden Zähne putzen, Haare kämmen, Lilas Lippenstift. Es klingelte. Harald trug seinen weißen Kittel mit dem »Oben bleiben«-Anstecker, ein Mundschutz baumelte unter seinem Kinn.
    »I sag dr oins, Line, i hoff bloß, der Kerle isch’s au wert, dass i mei Abbrobatio riskier!«, rief er. »I han a Wurzelbehandlong uff ’m Stuhl sitza lassa. D’ Spritz isch scho gsetzt.«
    Ich wandte mich an Lila. »Kommst du nicht mit?«
    »Solche Angeberautos haben nur zwei Sitze«, sagte sie. »Einen für den Fahrer, und den anderen Job musst du allein erledigen, glaube ich.«
    »Danke«, flüsterte ich und umarmte sie schnell.
    »Viel Glück«, sagte sie.
    Der Porsche röhrte die Planckstraße hinauf. Harald sah mich an und schüttelte den Kopf. »Sag amol, wie lang hosch du Zeit ghett, dich mit dem Typa zom einige? Muss des jetz so a Stressaktio

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