Brezeltango
vermeiden. Richtig: »a Bärle Saida« (ein Paar Saitenwürstchen) oder entsprechend »zwoi/drei Bärle« etc. Saitenwürstchen kauft man niemals einzeln! Beliebteste Grillwurst, vor allem für Ausflüge an eine Grillstelle, ist dagegen die »rode Wurschd« (Plural: »zwoi/drei rode Wirschd«).
4. Kapitel
I am what I am
And what I am needs no excuses
.
I deal my own deck
,
Sometimes the aces, sometimes the deuces
,
It’s one life and there’s no return and no deposit
.
One life, so it’s time to open up your closet
,
Life’s not worth a damn, til you can shout out
,
I am what I am
Am nächsten Morgen stand ich zusammen mit Leon und Lila auf. Ich hatte mir vorgenommen, das Trauma vom Montag aktiv zu verarbeiten und gleich morgens die Werbeagentur von außen anzusehen. Um das Bad für die beiden Berufstätigen nicht zu blockieren, lief ich in meinem ausgeleierten Schlaf-T-Shirt in die Küche und kochte Kaffee für uns drei. War ich nicht eine großartige Mitbewohnerin? Lila kam langsam die Treppe heruntergeschlichen. Das war eigentlich gar nicht ihre Art. In der Regel war sie morgens erschreckend wach.
»Du siehst erbärmlich aus.«
»Danke, sehr aufmunternd. Ich habe vor lauter Zahnschmerzen kaum geschlafen. Ich kapituliere. Ich setze mich jetzt in das Wartezimmer dieses Yuppie-Zahnarztes, und wenn ich bis heute Abend warten muss. Ich hab schon bei der Arbeit Bescheid gegeben.«
Leon und Lila kippten im Stehen eine Tasse Kaffee und verabschiedeten sich hastig. Leon würde ich erst am Freitag wiedersehen. Mittwochs spielte er Fußball in der Betriebssportgruppe und am Donnerstag wollte er sein Mountainbike für die Schwarzwald-Tour in Topform bringen und den Fahrradständer auf seinen Golf montieren. Umso besser. Zwei Tage würde ich mich voll auf meine eigenen Aufgaben konzentrieren! Irgendwie war es kein schönes Gefühl, zusehen zu müssen, wie sich andere Leute in den Tag stürzten, während man selber nichts Dringendes zu tun hatte. Es war höchste Zeit, dass ich einen neuen Job fand, bevor es mich zermürbte, arbeitslos zu sein.
Wenn ich mich allerdings in der Wohnung so umsah, hatte die eine dringende Putzeinheit nötig. Hurra! Ich würde Lila mit einer frisch geputzten Wohnung überraschen! Gerade jetzt, wo es ihr so schlecht ging. Ich stellte das Radio an, um mich zu motivieren, aber da lief gerade die Werbung vor den Nachrichten: »Neulich hatte ich einen Kunden namens Karl, dem ist eine Riesenpackung Seitenbacher-Müsli auf die Windschutzscheibe gefallen. Krack! – war die Scheibe kaputt. Er ist dann gleich zu uns gekommen. Klar haben wir die Scheibe sofort ausgetauscht und mit unserem Kleber mit der geheimen Formel fixiert. Er war ja vollkaskoversichert.«
Ich stellte auf CD um und tobte die nächsten drei Stunden zu
Culcha Candela
mit ökologischem Putzmittel, Lappen, Wischmopp und Eimer durch Küche, Bad und Flur. »Música, qué linda eres tú …«, grölte ich lautstark.
Eigentlich wollte ich mich auch um Lilas heißgeliebte Topfpflanzen kümmern, aber als ich den Ficus nur ansah, begann er zu zittern und verlor ein paar Blätter, also ließ ich es bleiben.
Nach der Aktion war die Wohnung twiddledidoo. Lila würde Augen machen! Für heute war ich fleißig genug gewesen. Die Agentur konnte ich mir auch noch morgen ansehen.
Plötzlich kam mir eine Idee. Ich nahm das Telefon und drückte die eingespeicherte Nummer meiner Schwester, die in Gärtringen wohnte. »Hallo, Katharina, wie geht’s?«
»Total genervt. Kannst du dir vorstellen, dass ich seit einer Viertelstunde mit deiner Nichte herumstreite, weil ich ihr nicht erlaube, ›Feuchtgebiete‹ zu lesen?«
»Sie ist eben ein bisschen frühreif.«
»Frühreif? Frühreif nennst du das? Line, sie ist acht! Sie klaut mir das Buch vom Nachttisch, ich erwische sie damit und dann fängt sie auch noch eine Diskussion mit mir an. Das geht einfach zu weit!«
Ihre Stimme klang erregt. Komisch, eigentlich war Katharina an die ständigen Auseinandersetzungen mit der ziemlich cleveren Lena gewöhnt. Schon mit vier hatte sie sich im Kindergarten zur Interessensvertreterin der Mäusegruppe wählen lassen und die Abschaffung des Mittagsschlafs durchgesetzt.
»Stimmt was nicht? Normalerweise würdest du darüber lachen.«
»Ach, lass mich doch in Ruhe! Du hast ja keine Ahnung, was es heißt, Kinder großzuziehen!«
Wumm. Das hatte gesessen.
»Tja, da hast du sicher recht.«
Ein paar Sekunden lang hing das Schweigen zwischen uns.
Dann
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