Brian Lumleys Necroscope: Buch 2 - Vampirbrut (German Edition)
hinaus völlig unschuldig! Aber Giresci kannte Dragosanis Geheimnis – dass er ein Vampir war!
Er stellte eine Gefahr dar … für den Staat!, rechtfertigte sich Dragosani ungeschickt. Ich habe nur für Mütterchen Russland gearbeitet, als ich …
»Du hast lediglich im eigenen Interesse gehandelt!«, fuhr ihn Harry an. »In Wahrheit hattest du geplant, deine eigene Machtposition im Land zu stärken. Nein, du wolltest Macht über die ganze Welt! Lüge nur, wenn du es für notwendig hältst, Dragosani, denn das ist ja ein Wesenszug der Vampire, aber belüge dich nicht auch noch selbst! Ich habe mit Gregor Borowitz gesprochen – hast du das vergessen? Und ist er auch für Mütterchen Russland gestorben? Der Chef eures eigenen E-Dezernats?«
Da hast du’s, Dragosani, sagte Thibor mit sarkastischem Unterton. In der eigenen Falle gefangen.
»Freu dich nicht zu früh, Thibor!« Harrys Stimme klang sehr leise und gedämpft. »Du warst genauso schlimm oder sogar noch schlimmer als die beiden zusammen.«
Ich? Ich habe doch fünfhundert Jahre lang lediglich hier unter der Erde gelegen! Was kann denn ein armes Ding unter der Erde schon Böses anrichten, wenn es allein mit den Würmern im kalten, harten Boden liegt?
»Und was war in den fünfhundert Jahren davor?«, fragte Harry. »Du weißt genauso gut wie ich, dass die Wallachei während dieser Jahrhunderte unter deiner Faust erzitterte! Die Erde ist dunkel vom Blut derjenigen, die du abgeschlachtet hast! Und schiebe die Schuld daran nicht auf Faethor Ferenczy. Man kann ihm nicht alles vorwerfen. Er wusste, was du warst, sonst hätte er dich nicht ausgewählt …«
Und deshalb bist du hergekommen?, fragte Thibor nach einem Augenblick des Schweigens. Um mich zu plagen und zu beschuldigen und zu verurteilen?
»Nein«, sagte Harry. »Ich wollte einiges in Erfahrung bringen. Sieh mal, ich kann nicht so unschuldig lügen wie du. Ich war noch nie ein guter Lügner. Deshalb würdest du es bestimmt bemerken, wenn ich Ausflüchte vorbringen würde. Also werde ich es geradeheraus sagen …«
Was denn?, fragte Dragosani. Raus mit der Sprache!
Harry ignorierte ihn und schwieg ein paar Sekunden lang. Schließlich sagte er: »Thibor, gerade eben hast du gefragt, was du wohl anrichten konntest, da du doch die letzten fünfhundert Jahre lang hier begraben warst.«
Ich kann dir erzählen, was er angerichtet hat!, platzte Dragosani heraus, der unbedingt beachtet werden wollte. Sieh mich doch an! Ich war ein unschuldiges Kind, dem er die Kunst der Nekromantie beibrachte. Später, als ich ein Jüngling war, hat er mich mit seinen hypnotischen Eigenschaften und seinen Lügen verführt. Und nachdem ich zum Mann wurde, pflanzte er sein Vampir-Ei in mich ein, und als das reif war …
»Deine Geschichte interessiert mich überhaupt nicht!«, unterbrach ihn Harry. »Genauso wenig wie deine Verleumdungen Thibor oder irgendeinem anderen gegenüber!«
Verleumdungen? Dragosani war wütend.
»Sei still!« Harry war mit seiner Geduld am Ende. »Unterbrich mich nicht mehr, sonst werde ich euch alle auf der Stelle verlassen, und ihr könnt die Jahrhunderte und Jahrtausende in eurer Einsamkeit verharren. Ihr alle drei!«
Nun herrschte mürrisches Schweigen.
»Also gut«, nahm Harry den Faden schließlich wieder auf. »Wie gesagt, bin ich nicht besonders an Thibors oder deinen Verbrechen interessiert. Ich will wissen, was er einer anderen Person angetan hat. Ich meine damit Georgina Bodescu, die vor langer Zeit im Winter zusammen mit ihrem Mann hierherkam. Es gab einen Unfall, und der Mann starb. Hier an dieser Stelle. Sie war schwanger und fiel beim Anblick des Blutes in Ohnmacht. Und später …«
Ah?, sagte Thibor, dessen Interesse geweckt war. Aber diese Geschichte habe ich dir doch bereits erzählt! Willst du jetzt behaupten, dass … Hatte es irgendwelche Auswirkungen?
Vorsicht, Harry Keogh!, unterbrach ihn Dragosani. Sag ihm nicht noch mehr! Ich habe zugehört, als der alte Lügner dir diese Geschichte erzählt hat. Sollte das ungeborene Kind von damals mittlerweile zum Mann gereift sein, steht er unter Thibors Bann. Und das, obwohl sein Herr tot ist! Begreifst du? Dieser Teufel würde zu neuem Leben erwachen, im Körper und Geist seines Abkömmlings!
Du … Hund!, tobte Thibor. Du bist ein Wamphyri! Bedeutet das gar nichts für dich? Wir mögen untereinander streiten, aber wir verraten unsere Geheimnisse nicht an Außenstehende! Du sollst für alle Zeiten verdammt sein,
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