Brian Lumleys Necroscope: Buch 2 - Vampirbrut (German Edition)
hierher.«
Quint wandte ein: »Er wurde ja hier geboren. Rumänien war seine Heimat.«
»Und einen Freund hatte er hier schon!«, fügte Kyle leise hinzu.
Krakovic gähnte wieder und blickte Kyle aus rot geränderten Augen an. »Wie es scheint. Außerdem bezeichnete er diese Gegend immer als die Wallachei und nicht als Rumänien. Dabei ist die Wallachei ein längst verschwundenes und vergessenes Land, aber nicht für Dragosani.«
»Wo genau fahren wir hin?«, fragte Kyle.
»Ich habe eigentlich gehofft, Sie würden mir das sagen!«, erwiderte Krakovic. »Sie haben gesagt, Rumänien, an einen Ort in den Vorbergen der Karpaten, wo Dragosani aufgewachsen ist. Also fahren wir dorthin. Wir wohnen in einem kleinen Dorf, das er sehr mochte, in der Nähe der Autobahn Corabia-Calinesti. In etwa zwei Stunden sind wir da. Danach …«, er zuckte die Achseln, »danach weiß ich auch nicht weiter.«
»Wir wissen schon ein paar Einzelheiten«, sagte Kyle daraufhin. »Wie weit ist Slatina von diesem Dorf entfernt, in dem wir wohnen werden?«
»Slatina? Ach, etwa …«
»Einhundertzwanzig Kilometer«, unterbrach ihn Irma Dobresti. Krakovic hatte vorher schon den Namen dieses Dorfes erwähnt, den sich die beiden Engländer allerdings nicht merken konnten, aber Irma Dobresti hatte Bescheid gewusst. Eine Cousine habe dort einmal gewohnt, hatte sie den Männern erklärt. »Ungefähr eineinhalb Fahrtstunden.«
»Wollen Sie gleich nach Slatina?«, fragte Krakovic. »Was ist mit diesem Ort?«
»Morgen reicht«, sagte Kyle. »Heute Abend planen wir erst einmal das weitere Vorgehen. Und was Slatina betrifft …«
»Aufzeichnungen«, unterbrach ihn Quint diesmal. »Es gibt doch dort bestimmt ein Standesamt, oder?«
»Entschuldigung!«, warf Krakovic ein, der offenbar das englische Wort nicht verstand.
»Ein Register der Heiraten und Geburten«, erklärte Kyle.
»Und der Todesfälle«, fügte Quint noch hinzu.
»Ach, so etwas!«, rief Krakovic. »Aber Sie dürfen nicht glauben, dass in einem kleinen Ort so etwas fünfhundert Jahre zurückgeht bis zu Thibor Ferenczy!«
Kyle schüttelte den Kopf. »Darum geht es nicht. Wir haben unseren eigenen Vampir, okay? Wir wissen, dass er dort draußen … äh … infiziert wurde. Und wir wissen ja auch mehr oder weniger, auf welche Weise das geschah. Wir wollen wissen, wo Ilya Bodescu starb. Die Bodescus haben Urlaub in Slatina gemacht, als er einen Skiunfall in den Bergen dort erlitt. Falls wir jemanden aufspüren, der bei der Bergung seiner Leiche anwesend war, haben wir auch eine Chance, die Gruft Thibors zu entdecken. Ilya Bodescu starb genau dort, wo der alte Vampir begraben wurde.«
»Gut!«, meinte Krakovic. »Dann sollte doch ein Polizeiprotokoll vorliegen, Aussagen, vielleicht sogar ein Totenschein.«
»Das bezweifle ich«, warf Irma Dobresti kopfschüttelnd ein. »Wie lange ist es her, dass dieser Mann starb?«
»Vor achtzehn, neunzehn Jahren«, antwortete Kyle.
»Einfacher Tod durch Unfall also.« Sie zuckte die Achseln. »Unverdächtig. Keine Obduktion. Aber ein Polizeibericht – ja. Vielleicht wurde er mit einem Krankenwagen geborgen. Die müssen auch einen Bericht schreiben.«
So gefiel sie Kyle schon besser. »Das ist eine gute Idee«, stellte er fest. »Und für die Einsicht in die betreffenden Unterlagen, können Sie bestimmt die Genehmigung der Behörden erlangen, Frau …«
»Nennen Sie mich einfach Irma, bitte.«
Ihre gesamte Haltung verblüffte Quint. So konnte er nicht umhin zu fragen: »Halten Sie es nicht für ein wenig … eigenartig, dass wir einem Vampir nachspüren, äh … Irma?«
Sie sah ihn an und zog die Augenbrauen hoch. »Meine Eltern stammen aus den Bergen«, erklärte sie. »Als ich klein war, erzählten sie manchmal vom Vampir . Oben in den Carpatii Meridionali glauben die alten Leute noch daran. Früher gab es mächtige Bären dort. Und Säbelzahntiger. Und vorher große Dinosaurier. Es gibt sie nicht mehr, aber es gab sie wirklich. Alle sind mittlerweile verschwunden. Und nun sagen Sie mir, dass meine Eltern recht hatten, dass es wirklich auch Vampire gab. Das ist eigentlich nicht so überraschend. Wenn Sie nach Vampiren suchen, dann doch wohl hier in Rumänien!«
Krakovic lächelte. »Rumänien war immer schon so etwas wie eine kleine Insel im Weltgeschehen«, warf er ein.
»Stimmt«, bestätigte Irma Dobresti. »Aber das war nicht immer gut. Die Welt ist groß. Kleine sind nicht stark genug, um sich zu behaupten. Und abgeschnitten zu sein,
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