Brian Lumleys Necroscope: Buch 2 - Vampirbrut (German Edition)
zusammenpassten.
Das ›Mupho‹ im Namen des Dorfes beispielsweise, das sehr nach ›Muphur‹ oder ›Wampir‹ klang. ›Dorf des alten Ferenczy-Vampirs‹?
Und was hatte Arvos, der Zigany, gesagt? ›Die Sonne gehört nicht zu seinen Freunden. Und Spiegel mag er ebenfalls nicht.‹ Waren Vampire nicht Wesen der Nacht? Hatten Angst vor Spiegeln, weil sie sich darin nicht erblicken konnten – oder weil gerade das Spiegelbild ihr wahres Wesen enthüllte?
Dann schnaubte der Wallache jedoch verächtlich über seine eigenen Einbildungen. Es war einfach diese uralte Gegend, die seine Fantasie beeinflusste. Diese jahrhundertealten Bäume und zeitlosen Felsen …
Sie kamen nun unter den Bäumen hervor ins Freie und erreichten sodann die Kuppe eines abgerundeten Hügels, auf dem die Erde so dünn lag wie ein Flüstern, und wo nur Flechten wuchsen. Jenseits lag eine seichte Mulde, und dahinter zog sich ein mit brüchigem und losem Geröll bedeckter Hang vielleicht eine halbe Meile hoch bis zu der tiefen Dunkelheit der Klippen. Im Norden ragten die Felsen hoch auf und bildeten eine natürliche Barriere, Zacken ragten daraus empor, und auf diese vom Mond beschienenen Hörner deutete der alte Arvos nun mit einem gekrümmten Zeigefinger.
»Dort!« Er schmunzelte, als scherzte er. »Dort brütet das Haus des alten Ferengi vor sich hin.«
Thibor blickte hinauf – und tatsächlich entdeckte er unter den Hörnern ferne beleuchtete Fenster wie Augen in der Dunkelheit. Und es schien wirklich, als hockte dort eine monströse Fledermaus auf der Anhöhe, oder vielleicht der Herr aller großen Wölfe.
»Wie Augen in einem steinernen Gesicht«, grollte einer von Thibors Wallachen, ein Mann mit kurzen Stummelbeinen, der ganz aus Brustkorb und Armen zu bestehen schien.
»Und nicht die einzigen Augen, die uns beobachten!«, flüsterte der andere, ein magerer gebeugt gehender Mann, der stets den Kopf aggressiv vorstreckte.
»Was sagst du da?«
Thibor war sofort wachsam, blickte sich angestrengt in der Dunkelheit um. Dann erblickte er die wilden dreieckigen Augen, die wie Goldklumpen in der Dunkelheit am Waldrand zu schweben schienen.
Fünf Augenpaare: Wolfsaugen?
»Ho!«, schrie Thibor. Er zog sein Schwert aus der Scheide und trat vor. »Packt Euch, Hunde der Wälder! Wir haben nichts für Euch!«
Die Augenpaare blinzelten, zogen sich zurück und verstreuten sich. Vier hagere graue Wolfsgestalten sprangen davon. Ihre Bewegungen ließen sie im Mondschein wie flüssig erscheinen, bevor sie sich zwischen Felsblöcken am Geröllhang verloren. Doch das fünfte Augenpaar blieb, wanderte höher und glitt ohne zu Zögern aus der Dunkelheit heraus auf die Menschen zu.
Und dann trat ein Mann aus den Schatten hervor, genauso groß oder noch größer als Thibor.
Arvos, der Zigeuner, taumelte, schien nahe daran, in Ohnmacht zu fallen. Im Mondschein sah sein Gesicht geisterhaft blass – grau-silbern – aus.
Der Fremde streckte eine Hand aus und packte Arvos an der Schulter, blickte ihm tief in die Augen. Und langsam streckte sich der alte Mann wieder und sein Zittern hörte auf.
In der Art des geborenen Kriegers hatte sich Thibor sogleich auf Schlagdistanz begeben. Das Schwert ruhte noch in seiner Hand, doch es handelte sich ja nur um einen einzigen Mann. Thibors Männer – zu Beginn verblüfft und vielleicht sogar ein wenig furchtsam – wollten ebenfalls die Schwerter ziehen, doch er hielt sie mit einem Wort davon ab und ließ auch sein Schwert in die Scheide zurückgleiten. Dies war eine Geste der Überlegenheit, womit er seine Stärke und womöglich auch seine Verachtung zeigte. Auf jeden Fall bewies es seine Furchtlosigkeit.
»Wer seid Ihr?«, fragte er. »Ihr kommt wie ein Wolf in der Nacht.«
Der Ankömmling war so schlank, dass er fast zerbrechlich wirkte. Er war ganz in Schwarz gekleidet; ein schwerer schwarzer Umhang hing ihm von den Schultern bis unter die Knie. Es mochte sein, dass er unter dem Umhang verborgen Waffen trug, doch er hielt seine Hände deutlich sichtbar und stützte sie auf die Hüften.
Nun ignorierte er den alten Arvos und sah die drei Wallachen an. Der Blick aus seinen dunklen Augen streifte Thibors Gefolgsmänner nur kurz, doch Thibor selbst blickte er länger an, bevor er antwortete: »Ich komme vom Haus des Ferenczy. Mein Herr schickte mich auszukundschaften, welche Männer ihn heute Abend besuchen wollen.« Er lächelte dünn. Seine Stimme hatte eine beruhigende Wirkung auf den Wojwoden, genauso wie
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