Brian Lumleys Necroscope: Buch 2 - Vampirbrut (German Edition)
Ferenczy könnte hier oben ein ganzes Heer verstecken!«
Arvos versuchte, dem Griff zu entkommen, doch die Hand des Wallachen umklammerte wie eine Eisenzange seinen dürren Hals. »Ein … Kammerdiener oder zwei«, würgte er hervor. »Woher … sollte ich das wissen? Es ist schon … Jahre her …« Thibor ließ ihn los und stieß ihn von sich.
»Alter Mann«, warnte er ihn, »wenn Ihr noch einmal das Tageslicht erblicken wollt, dann führt uns sicher diesen gefährlichen Pfad entlang!«
Und so hatten sie schließlich den Geröllhang durchschritten und waren an der Felsklippe angelangt, in deren Steilwand ein enger Pfad gehauen war.
DRITTES KAPITEL
Der Pfad schmiegte sich im Mondschein wie eine silberne Schlange an die schwarze Felsmauer. Er war gerade breit genug für einen kleinen Handkarren. An einzelnen Stellen war der Rand abgebrochen, und dort verengte sich der Pfad auf wenig mehr als eine Mannsbreite. Und gerade an einer solch engen Stelle frischte die Nachtbrise vom Wald her plötzlich auf. Böen rissen an ihnen und bedrohten die Männer, die wie Insekten einem unbekannten Horst entgegenkletterten.
»Wie lang ist dieser verdammte Pfad eigentlich?«, fauchte Thibor den Zigeuner an, nachdem sie langsam und vorsichtig vielleicht eine halbe Meile weit hinaufgestiegen waren.
»Noch einmal die gleiche Entfernung«, antwortete Arvos sofort, »aber von nun an wird es steiler. Einst hat man Karren hier hochgebracht, so erzählt man sich, aber das war vor mehr als hundert Jahren, und der Weg ist seither nicht sehr gut erhalten geblieben.«
»Ha!«, schnaubte Thibors kleingewachsener Begleiter. »Karren? Hier herauf würde ich nicht einmal einen Ziegenbock bringen!«
In diesem Moment fuhr der andere Wallache, der gebeugte, mit einem Mal hoch und drückte sich enger an die Felswand. »Ich habe keine Ahnung von Ziegen«, flüsterte er heiser, »aber wenn ich mich nicht täusche, haben wir gerade andere Begleiter bekommen – die ›Hunde‹ des Ferenczy!«
Thibor blickte nach vorn, wo der Pfad hinter einer Felskrümmung verschwand. Gegen die sternübersäte Schwärze des Himmels hoben sich dort die geduckten Gestalten von Wölfen ab, die Schnauzen erhoben, die Ohren aufmerksam gespitzt und die Augen erfüllt von einem wilden Glanz. Aber es waren nur zwei. Thibor hielt erst einmal vor Schreck die Luft an, fluchte dann jedoch laut und blickte sich nach hinten um, wo der Schatten am tiefsten war. Dort sah er die anderen beiden, oder genauer, er sah ihre dreieckigen mondscheinsilbernen Augen.
»Arvos«, knurrte er, riss sich zusammen und fasste nach dem alten Zigeuner. »Arvos!«
Das plötzliche Donnergrollen mochte von einem Gewitter herrühren. Allerdings war die Luft frisch und trocken, und die wenigen sichtbaren Wolken zogen verstreut einher, anstatt sich zu ballen. Außerdem bebt bei einem normalen Donnern wohl kaum die Erde zu Füßen eines Mannes.
Thibors magerer gebeugter Freund war der Letzte in der kleinen Reihe, und er befand sich gerade an einem Punkt, wo der Pfad so schmal war, dass man ihn nur noch als Felsvorsprung bezeichnen konnte. Nur ein Schritt weiter, und er wäre in Sicherheit gewesen.
»Steinschlag!«, schrie er heiser und wollte sich mit einem Satz in Sicherheit bringen. Doch im Sprung wurde er von Felsbrocken erfasst und in die Tiefe gerissen.
Sein Gesicht und seine ausgestreckten Arme blitzten noch einmal bleich im Glanz des Mondscheins auf – und dann war er verschwunden. Er schrie nicht einmal. Zweifellos war er von den Steinen bewusstlos geschlagen oder getötet worden, während er stürzte.
Als das letzte Steinchen gefallen war und der Staub sich verzogen hatte und das Donnergrollen nur noch als Echo widerhallte, trat Thibor an den Rand und blickte hinab. Es war nichts zu sehen, nur Dunkelheit und der Widerschein des Mondes auf fernen Felsen. Auch war auf dem Pfad vor und hinter ihnen nichts mehr von den Wölfen zu sehen.
Thibor wandte sich zu dem alten Zigeuner um, der sich zitternd und bebend an die Felsen klammerte.
»Steinschlag!« Der alte Mann sah seine grimme Miene. »Ihr könnt mich nicht für den Steinschlag verantwortlich machen. Hätte er sich in Sicherheit gebracht, statt seinen Warnruf …«
Thibor nickte. »Nein«, stimmte er zu, und seine dichten Augenbrauen wirkten schwarz wie die Nacht selbst. »Ich kann Euch nicht für einen Steinschlag verantwortlich machen. Aber von nun an kümmert es mich nicht mehr, wer verantwortlich ist. Falls noch irgendein Problem
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