Brian Lumleys Necroscope: Buch 2 - Vampirbrut (German Edition)
Männer sein, würde er behaupten, als Abgesandter Wladimirs zu kommen, um den Bojaren ins Schloss nach Kiew einzuladen. Das habe mit dem Krieg gegen die Petschenegen zu tun.
Jedenfalls musste er den Berg erklimmen und diesen Mann töten, egal, was er dort vorfand.
In jenen Tagen war Thibor noch auf gewisse Weise naiv. Es war ihm überhaupt nicht in den Sinn gekommen, dass ihn der Wlad auf eine Selbstmord-Mission geschickt haben könnte, und dass gar nicht von ihm erwartet wurde, heil nach Kiew zurückzukehren.
Anfangs war der Aufstieg noch ein leichter Spaziergang, obwohl kein markierter Weg vorhanden war. Es gab zwar keinen Pfad, doch der alte Zigeuner kannte den Weg auswendig. Sie erklommen einen Buckel zwischen den Vorhügeln und dem Fuß einer unbezwingbaren Felswand. Sodann folgten sie einem ansteigenden losen Geröllfeld bis zu einem breiten Spalt oder Kamin im Felsen. Von dort aus ging es steil hoch durch einen Felsriss auf ein flacheres Stück am Fuß einer zweiten, noch steileren Hügelkette. Die Hügel über ihnen waren wild und dicht bewaldet. Die Bäume wirkten massiv und uralt. Doch mittlerweile hatte Thibor gemerkt, dass doch eine Art Pfad existierte. Es war, als hätte ein Riese mit der Sichel eine gerade Schneise zwischen den Bäumen freigemäht. Das Holz war zweifelsohne zum Bau der Häuser im Dorf verwendet worden, und einiges mochte auch nach oben gebracht worden sein, um zum Bau der Burg zu dienen. Das war vermutlich vor mehreren hundert Jahren geschehen, und trotzdem waren keine Bäume nachgewachsen, die den Weg wieder versperrten. Oder falls doch, hatte jemand sie mitsamt der Wurzeln ausgegraben, um den Pfad freizuhalten.
Was auch immer, der Aufstieg durch die Bergwälder war relativ leicht, und als sich die Nacht über die Berge senkte, erhob sich ein voller Mond und übergoss den Pfad mit seinem silbernen Lichtschein.
Die drei Männer und ihr Führer sparten ihren Atem für den Anstieg und sprachen nicht miteinander. So konnte Thibor sich in aller Ruhe ins Gedächtnis rufen, was er von dem Gecken am Hof über den Bojaren Ferenczy erfahren hatte. »Die Griechen fürchten ihn noch mehr als Wladimir«, hatte ihm dieser Schwätzer mitgeteilt. »Im Land der Griechen hat man diese Art schon lange verfolgt und unterdrückt. Sie bezeichnen so etwas wie den Ferenczy als ›Wrikolax‹, was dasselbe bedeutet wie auf Bulgarisch ›Obur‹ oder ›Muphur‹ – oder ›Wampir‹!«
»Ich habe schon von dem Vampir gehört«, hatte Thibor erwidert. »In meinem Heimatland gibt es die gleiche Legende, und sie benutzen sogar die gleiche Bezeichnung dafür. Ein Aberglaube der Bauern. Und ich sage Euch etwas: Die Männer, die ich getötet habe, verwesen in ihren Gräbern, falls sie überhaupt in Gräbern liegen. Ganz sicher blähen sie sich nicht auf! Oder falls doch, dann rührt das vom Gas der Fäulnis her und nicht vom Blut der Lebenden!«
»Dennoch behauptet man, der Ferenczy sei ein solches Geschöpf«, hatte der Mann beharrt. »Ich habe gehört, wie sich die griechischen Priester darüber unterhalten haben. Sie sagten, es sei kein Platz für eine solche Kreatur in einem christlichen Land. Im Land der Griechen schlägt man ihnen Holzpflöcke durch die Herzen und schneidet ihnen die Köpfe ab. Oder noch besser, man reißt sie ganz auseinander und verbrennt die Einzelteile. Sie glauben dort, dass sogar ein kleiner Teil eines Vampirs im Körper eines unvorsichtigen Mannes wieder zu einem ganzen Ungeheuer heranwachsen kann. Das Ding sei wie ein Blutegel, aber innen, nicht außen! Deshalb sagt man auch, ein Vampir habe zwei Herzen und zwei Seelen – und dass diese Geschöpfe erst dann sterben, wenn beides vernichtet wird.«
Thibor hatte gelächelt, doch eher verächtlich und ganz ohne Humor. Er hatte dem Mann gedankt und gesagt: »Nun, Zauberer, Hexer oder was auch immer, jedenfalls hat der Mann lange genug gelebt. Wladimir, der Prinz, wünscht, dass dieser Ferenczy stirbt, und mir hat er diese Aufgabe anvertraut.«
»Lang genug gelebt!«, hatte ihn der andere nachgeäfft und dabei die Hände gen Himmel gehoben. »Wahrlich, und Ihr wisst gar nicht, wie wahr das ist! Es hat seit Menschengedenken immer einen Ferenczy oben in jenen Bergen gegeben. Und die Legenden besagen, dass es der gleiche Ferenczy ist! Nun sagt mir, Wallache, welche Art von Mensch lässt die Jahre wie Stunden an sich vorbeiziehen?«
Thibor hatte bei diesen Worten wiederum gelacht, doch jetzt schien es, dass einige Dinge
Weitere Kostenlose Bücher